Bundeswehrprojekt Trennung von Siemens und IBM hat keine Folgen für Meckenheim

MECKENHEIM/BERLIN · Das Aus für die Technikriesen Siemens und IBM bei dem in Meckenheim beheimateten IT-Großprojekt Herkules hat nach GA-Informationen keine Konsequenzen für den Hauptsitz.

 Der Sitz des IT-Projekts "Herkules" in Meckenheim: Hier sind 400 Mitarbeiter tätig.

Der Sitz des IT-Projekts "Herkules" in Meckenheim: Hier sind 400 Mitarbeiter tätig.

Foto: Roland Kohls

Wie der GA in der Wochenendausgabe berichtete, ist das Ende der Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den beiden Unternehmen Teil eines Vorschlags aus dem Bundesverteidigungsministerium an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Wie Jochen Reinhardt, Leiter Kommunikation und Marketing der BWI Informationstechnik GmbH (BWI), auf GA-Anfrage sagte, werden bei der Bundeswehr Informationstechnik GmbH, mit Sitz "Auf dem Steinbüchel" in Meckenheim, keine Jobs wegfallen.

"Es ist nicht so, dass Ministerin von der Leyen die Zusammenarbeit beendet", erklärte Reinhardt weiter. Das Handelsblatt hatte berichtet, dass die Ministerin die "problematische Zusammenarbeit" aufgekündigt habe. Vielmehr, so betonte der BWI-Sprecher, sei die Kooperation, eine sogenannte Public Private Partnership (PPP), vertraglich auf maximal zehn Jahre fixiert gewesen. Dieses Vertragsende steht 2016 an.

Hintergrund: Hinter dem Begriff Herkules, angelehnt an den griechischen Helden der Antike, verbirgt sich eine Herkulesaufgabe, nämlich die Modernisierung der nicht militärischen Informations- und Kommunikationstechnik der Bundeswehr. Dazu gehören nach aktuellem Stand 140.000 Rechner, 300.000 Telefone und 12.000 Kilometer Datenkabel quer durchs ganze Land, an 1200 Liegenschaften der Bundeswehr.

Das Konsortium und seine Mitarbeiter hatte seit 2006 eine moderne Infrastruktur mit Internetarbeitsplätzen aufgebaut und eine einheitliche Softwarelandschaft in der Bundeswehr geschaffen. Bei technischen Fragen steht den Bundeswehranwendern heute 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr eine zentrale Serviceorganisation zur Verfügung. Herkules, das 2007 seine Arbeit in Meckenheim aufnahm, gilt als eines der größten PPP-Projekte in Europa. Allein in Meckenheim sind derzeit 400 Mitarbeiter für Herkules im Einsatz, deutschlandweit arbeiten laut BWI 2850 an dem Projekt.

Bereits im Jahr 2006, also schon kurz vor der Zustimmung des Haushaltsausschusses zum Herkules-Projekt, hatte das Gremium darauf gedrängt, dass das Vorhaben einem Wirtschaftlichkeitsvergleich unterzogen wird, berichtete Jochen Reinhardt. Dieses Gutachten habe auch geprüft, ob die BWI nicht völlig aufgelöst werden soll. "Doch das ist als die unwirtschaftlichste Lösung verworfen worden", sagte der BWI-Pressesprecher.

Als hingegen wirtschaftlichstes Modell präferiert das Verteidigungsministerium, dass die Bundeswehr das Projekt intern weiterführt - ohne die beiden Technikunternehmen. Genau dieser Vorschlag liegt nun beim Haushaltsausschuss des Bundestages, der sich in den nächsten Wochen damit beschäftigt. Es gebe rechtlich "keinen Automatismus, das Projekt wie bisher fortzusetzen", betonte Reinhardt.

Sollte aber die Fortführung einer öffentlich-privaten Zusammenarbeit doch als wirtschaftlich angesehen werden, so müsste die Kooperation zuvor europaweit ausgeschrieben werden. Auswirkungen auf den Standort Meckenheim habe die anstehende Berliner Entscheidung aber nicht. "Wir fangen nicht an, in Meckenheim Leistungen abzubauen", sagte der Pressesprecher.

Und damit auch keine Stellen. Im Gegenteil könne das neue Modell sogar bedeuten, dass "eventuell noch etwas draufkommt - aber später erst", so Reinhardt. Wie dies konkret aussehe, stehe allerdings noch nicht fest. Erkennbare Veränderungen erwartet die Stadt Meckenheim nach dem Ende des Vertrags 2016 auch nicht. "Wir stehen in engem Kontakt zu den Gesellschaftern", sagte Marion Lübbehüsen, Pressesprecherin der Stadt Meckenheim. "Wir gehen davon aus, dass sich für uns als Stadt nichts ändert."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort