Erst freundlich, dann unverschämt Swisttaler Unternehmer warnt vor Betrugsmaschen

Swisttal-Heimerzheim · Unseriöse Werbung und Betrugsversuche per Telefon oder Fax: Der Swisttaler Taxiunternehmer Michael Wahlen warnt vor diversen Maschen. In Deutschland gesetzlich unzulässig, kommt ein großer Teil solcher unerbetenen Informationen meist aus dem Ausland, wo sich die Betreiber sicher wähnen.

 Wenn das Faxgerät nervt – viele Kleinunternehmen ärgern sich über Werbefaxe, die ihnen unaufgefordert zugeschickt werden.

Wenn das Faxgerät nervt – viele Kleinunternehmen ärgern sich über Werbefaxe, die ihnen unaufgefordert zugeschickt werden.

Foto: picture-alliance / gms

Göttingen, Flensburg, Köln, Bad Kissingen, Würzburg, Ehringsfeld, Lemgo. Die Inhaber der Firma für Erste-Hilfe-Produkte führen offenbar ein rastloses Leben. Schließlich ist die Unternehmensadresse jedes Mal eine andere, wenn ein Werbefax bei Michael Wahlen ankommt. Auch sind dem Taxiunternehmer aus Swisttal noch andere Dinge aufgefallen: Für Rückfragen per Telefon oder Fax sind Nummern mit einer britischen Vorwahl angegeben. Überdies nimmt die Firma Bezug auf eine angebliche Bestellung Wahlens aus dem Jahr 2007. „Dabei bin ich erst seit 2009 selbstständig“, erläutert Wahlen im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Für ihn steht fest, dass mit solchen Faxen etwas nicht stimmen kann. Ebenso wie mit einer Werbung für Warnsysteme gegen Geschwindigkeitskontrollen. Dem Fax zufolge soll man der deutschen Firma an Nummern in Amsterdam oder Paris antworten, während das Impressum wiederum eine Adresse in Indien ausweist. „Anfangs habe ich solche Faxe in die Tonne geworfen“, sagt Wahlen. Mittlerweile sammelt er das Material, um die Methoden von unerwünscht Werbenden oder gar Betrügern zu dokumentieren.

In einem Ordner hat Wahlen die Schriftstücke gesammelt. Darunter befinden sich viele, in denen Wahlen aufgefordert wird, seine Daten für ein Branchenbuch oder Branchenverzeichnis abzugleichen beziehungsweise zu vervollständigen.

Dokumente wirken auf den ersten Blick offiziell

Mitunter wirken solche Dokumente ziemlich offiziell. Geht es dabei vordergründig darum, Firmendaten zu vervollständigen, steht im Kleingedruckten, dass man mit der Unterschrift einen mehrjährigen Vertrag abschließt, bei dem mehrere Hundert Euro im Jahr fällig werden. Auf einem der Faxe wird zwar darauf hingewiesen, dass man den Vertrag schriftlich kündigen könne. Als Adresse wird aber ein Apartment in der rumänischen Hauptstadt Bukarest angegeben. „Versuchen Sie mal, etwas schriftlich in Rumänien zu kündigen“, sagt Wahlen nur halb im Scherz.

Dann weist er auf eine weitere Methode per Fax hin. Ein Herr, der laut Postleitzahl in Bonn wohnt, aber eine spanische Telefonnummer angibt, fragt Wochen im Voraus, ob Wahlen ihm mit dem Taxi von Bonn zum Flughafen Köln/Bonn fahren könne. Weiter ist dem Fax zu entnehmen, dass Wahlen per Fax und Mail bestätigen könne, weitere Anfragen wie diese zu erhalten. Als ob es in Bonn keine Taxis gebe, sinniert Wahlen.

Solche Faxe kosten Wahlen Nerven und Energie. Und der Swisttaler Unternehmer steht mit diesem Problem beleibe nicht allein da. Er verweist auf Artikel in Fachzeitschriften, die vor solchen und ähnlichen Maschen warnen. Wahlen – alleinarbeitend und Besitzer zweier Taxis – ist überzeugt, dass sich unlauter arbeitende Zeitgenossen vor allem an Kleinunternehmen wenden – „in der Hoffnung, dass dort ein Bürochaos herrscht und einfach etwas unterschrieben wird.“

Erst freundlich, dann unverschämt

Doch es sind nicht nur Faxe. Akribisch hat Wahlen aus seiner Sicht unseriöse Anrufe dokumentiert. Auf der Anzeige seines Telefons leuchteten schon Nummern aus Großbritannien, Irland, der Türkei, den Niederlanden oder Zypern auf. „Ich gehe ran, weil ich wissen will, wie die Leute arbeiten“, erläutert Wahlen. In den Telefonaten gehe es eigentlich immer darum, dass die Anrufer, die meist sehr gutes Deutsch sprächen, Aktien verkaufen wollen, sagt er weiter: „Dabei berufen sich die Leute auf Telefonate, die wir angeblich zu einem früheren Zeitpunkt geführt haben, was aber nicht stimmt.“ Zunächst seien die Anrufer immer sehr freundlich und spielten Vertrautheit vor, berichtet Wahlen weiter. Sobald er aber abwiegele, werde der Ton unverschämt und penetrant. Ein Anrufer habe Wahlen erklärt, dass eine Gebühr von 1000 Euro fällig werde, wenn er aus einer Liste von Aktieninteressenten gestrichen werden wolle.

Doch wie kommen die Anrufer und Faxversender an Wahlens Nummern? Wie er erläutert, habe er nur wenige Anzeige geschaltet: etwa in den Gelben Seiten oder in einer Broschüre für Swisttaler Neubürger. Unternehmen, die so inserieren, würden gezielt angerufen, meint Wahlen. Der Taxiunternehmer will andere Geschäftsinhaber vor diesen und anderen Methoden warnen. „Es ist unglaublich, was es alles gibt“, findet er – und hat einen guten Tipp: „Nicht darauf reagieren.“

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