Verkehrserziehung "Stoppstein - Bremse rein!"

RHEIN-SIEG-KREIS · Das Mama-Taxi bleibt am besten in der Garage. Noch vor dem ersten Schultag sollten Eltern mit ihren Schulkindern den Weg zur Schule üben. Denn sie sind der wichtigste Verkehrserzieher. Polizist Siegfried Weber sagt, worauf es ankommt.

 Tim Bergmann probt seinen Gang zur nahe gelegenen Grundschule in Merl bereits fleissig.

Tim Bergmann probt seinen Gang zur nahe gelegenen Grundschule in Merl bereits fleissig.

Foto: Sebastian Laubert

„Eltern sind die wichtigsten Verkehrserzieher für ihre Kinder“, betont Polizeihauptkommissar Siegfried Weber. Der 56-Jährige ist seit 17 Jahren Verkehrssicherheitsberater der Bonner Polizei und hat schon mit zahlreichen Kindern an Kitas und Schulen im Vorgebirge das sichere Verhalten im Straßenverkehr trainiert. „Kinder machen nach, was die Eltern vorleben“, betont er, warum es neben dem Engagement von Polizei und Schulen darauf ankomme, dass auch Mütter und Väter mit ihren Sprösslingen üben.

„Ganz wichtig ist, dass sie nicht nur einmal den Weg zur Schule üben, sondern idealerweise im Alltag trainieren“, sagt Weber. Bei der Fahrbahnüberquerung könnten Eltern zum Beispiel vormachen, wie es richtig geht und dann mit den Kleinen die Rollen tauschen.

„Wichtig ist, dass Kinder den Gehweg als Grenze zur Fahrbahn begreifen“, erklärt der Polizist. Deshalb sei der Bordstein im Schulwegtraining der „Stoppstein“, und da gelte der gut zu merkende Spruch: „Stoppstein, Bremse rein.“ Sprich, stehen bleiben und nach beiden Seiten schauen, ob die Straße frei ist. Dabei sei vor allem Geduld gefragt, betont Weber: „Nicht die Kinder im Laufschritt über die Straße ziehen.“

Halteverbot vor Schulen ist zum Schutz der Kinder

Im i-Dötzchen-Alter könnten sie Geschwindigkeiten noch nicht einschätzen und häufig nicht mal zwischen stehenden und fahrenden Autos unterscheiden, erläutert er. „Deshalb brauchen sie Zeit, um eine Situation zu durchschauen.“ Auch sei ihr Gefahrenbewusstsein noch nicht so ausgeprägt und ihr Blickwinkel nicht so weit wie bei Erwachsenen, ebenso wie das Richtungshören: „Es fällt ihnen schwer, aus der Fülle an Geräuschen relevante Motorengeräusche herauszufiltern.“

Da sie nun mal viel kleiner als Erwachsene seien, könnten Kinder zudem nicht über parkende Autos hinwegschauen. „Um ein Verständnis dafür zu kriegen, einfach mal selber in die Hocke gehen und aus dem Blickwinkel des Kindes schauen“, rät der Polizeihauptkommissar: „Dann sieht die Welt ganz anders aus.“

Ein „großes Problem“, das es an fast jeder Schule gebe, ist laut Weber: „Viele Eltern wollen morgens ihre Kinder auf den letzten Drücker am liebsten in den Klassenraum fahren – und das sorgt für Chaos.“ Es komme zu Stau, Rangieren und Wenden, und da müssten die Kinder, die zu Fuß kommen, sich dann durchfinden. Dabei sei vielerorts extra ein Halteverbot vor den Schulen eingerichtet, um den Kindern Schutz zu bieten. Das sollten auch die Eltern respektieren und beim Aussteigen des Kindes die richtige Seite wählen: Zum Gehweg hin und nicht zur Fahrbahn.

Wenn Schulen den Autoverkehr reduzieren wollten, sei der „Walking-Bus“ eine gute Option: Fünf bis zehn Eltern aus einer Klasse, die nah beieinander wohnen, tun sich zusammen und begleiten ihre Kinder im Wechsel zur Schule und zurück. Generell sollten Eltern die Erstklässler im ersten halben Jahr nicht alleine zu Fuß zur Schule gehen lassen, empfiehlt Weber. Ab etwa der Mitte des ersten Schuljahrs sei dies möglich. Das hänge aber natürlich auch vom Entwicklungsstand des einzelnen Kindes und vom jeweiligen Schulweg ab.

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