Stillstand an der Oberen Mühle in Meckenheim

MECKENHEIM · Die dauerhafte Nutzung des Denkmals ist aus rechtlichen Gründen vorerst nicht möglich. Der Förderverein reagiert darüber verärgert.

 "Kulturelles Schätzchen": Hunold Freiherr von Nordeck zeigt alte Mühlentechnik.

"Kulturelles Schätzchen": Hunold Freiherr von Nordeck zeigt alte Mühlentechnik.

Foto: Roland Kohls

Nichts tut sich an der Oberen Mühle, dem einzigen Industriedenkmal Meckenheims. Nachdem die Stadt gemäß der Anweisung der Oberen Denkmalbehörde die Grundsicherung des Gebäudes in drei Bauabschnitten weitestgehend abgeschlossen hat, ist es ruhig geworden um das alte Gemäuer an der Swistbachaue, das auch als möglicher Standort für ein Stadtmuseum gehandelt wird. Juristische Probleme behindern eine dauerhafte Nutzung, wie der GA jetzt erfuhr.

Der Förderverein Pro Obere Mühle, der sich seit elf Jahren für das Denkmal einsetzt, ist verärgert über den Stillstand. Vorstandsmitglieder besuchten jetzt die Fraktionen des Stadtrats, um sie für die nach wie vor ungeklärte Rechtslage zu sensibilisieren. "Ohne einen Nutzungsvertrag können wir nichts mehr machen", sagt der Pressesprecher des Vereins, Hunold Freiherr von Nordeck.

Als Reaktion darauf hat nun die FDP-Fraktion einen Antrag für den Hauptausschuss am 7. März formuliert. Die Liberalen fordern die Verwaltung auf, den Entwurf eines Nutzungsvertrages vorzulegen und das Baurecht so zu ändern, dass aus dem Denkmal eine "Besuchermühle" werden kann. Außerdem sollen "eventuell bestehende Hindernisse" benannt und beseitigt werden.

Welche das sind, dazu macht die FDP keine Angaben. Auch von Nordeck kann nur spekulieren. Er vermutet einen Hinderungsgrund in dem Kaufvertrag mit der Erbengemeinschaft. Die Stadt als Eigentümerin der Mühle bestätigte das auf GA-Anfrage. Die Entwicklungsgesellschaft Meckenheim Merl (EMM) hatte das Gebäude erworben, nachdem der Betrieb 1972 eingestellt worden war. Ursprünglich sollte es abgerissen werden, da das Gelände als ökologische Ausgleichsfläche für die Baugebiete der EMM vorgesehen war.

Viele Ideen für kostendeckenden Betrieb

Doch dann stellte die Stadt die Obere Mühle unter Denkmalschutz. Der Verein "Pro Obere Mühle" machte sich für Erhalt und Restaurierung stark und organisierte vereinzelt Veranstaltungen wie zum Beispiel Führungen. Um dauerhaft Leben in das Gebäude bringen zu können, benötigt er aber einen Nutzungsvertrag. Ideen gibt es laut von Nordeck viele, um den Betrieb kostendeckend zu gewährleisten. Sie reichen von Ausstellungen landwirtschaftlicher Maschinen über Lehrschauen von Obstbau oder Rosenveredelung bis hin zu Seminaren und Lesungen.

Ein Nutzungsvertragsentwurf liege bereits seit November 2009 der Stadt vor, berichtet Nordeck. "Wenn nicht bald rechtliche Grundlagen geschaffen werden, werden wir unser Engagement einstellen", droht er. Schließlich seien viele der Mitglieder inzwischen über 70 Jahre alt. Immerhin hätten aber alle Fraktionen - außer der UWG, die keinen Gesprächsbedarf hatte - Unterstützung signalisiert.

Der Verein mahnt zudem die Erneuerung von Fenstern und Türen an. Erst danach könne der historische Maschinenpark mit der Antriebstechnik instand gesetzt werden. Genau das sei der entscheidende Teil, der unter Denkmalschutz stehe, so Nordeck. "Das ist die einzige Technik in der Region, die noch aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert stammt. Ich kann nicht zulassen, dass wissentlich ein kulturelles Schätzchen vergammelt." Die erste urkundliche Erwähnung der Mühle lässt sich für das 15. Jahrhundert nachweisen.

Das sagt die Stadt Meckenheim

"Das Denkmal ist gesichert", sagt die Pressesprecherin der Stadt, Marion Lübbehüsen. Seit 2007 seien Mittel von insgesamt 604.700 Euro in die Sanierung der Oberen Mühle geflossen, von denen allein die Stadt 462.700 Euro getragen habe. Der Rest wurde über Zuschüsse finanziert.

Eingerechnet sind bereits 80.000 Euro, die im noch nicht genehmigten Haushalt 2012 enthalten sind. In diesem Jahr sollen Lübbehüsen zufolge Fenster und Tür saniert werden. Zudem soll ein stabiler Zaun das Grundstück sichern. Die Sprecherin bestätigte die juristischen Probleme, die vorerst eine dauerhafte Nutzung behindern: "Es hakt an dem Vertrag mit der Erbengemeinschaft."

Details nennt die Stadt nicht. Hier müsse einiges juristisch aufgearbeitet werden, damit die Stadt nicht am Ende Regressforderungen ausgesetzt ist. Erst danach könne man die Nutzungsvereinbarung unterzeichnen. Ob das Denkmal zur Besuchermühle im Sinne des Fördervereins, mit Mühlenstube und Stadtmuseum werde, müsse die Politik entscheiden.

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