Meckenheim So lebt es sich in einer Senioren-WG

Meckenheim · Im neuen Gebäudekomplex am Baumschulenweg gibt es zwei betreute Seniorenwohngemeinschaften. Der Komplex mit 41 barrierefreien Wohnungen kostet 12,9 Millionen Euro.

 Der zweite Bauabschnitt am Baumschulenweg ist fast fertig, Investor Norbert Schaffrath schaut auf die Anlage.

Der zweite Bauabschnitt am Baumschulenweg ist fast fertig, Investor Norbert Schaffrath schaut auf die Anlage.

Foto: Axel Vogel

Hier wird noch das Geländer poliert, dort werden Fliesen verlegt: Die letzten Feinarbeiten des zweiten Bauabschnitts „Wohnen auf der Sonnenseite“ am Meckenheimer Baumschulenweg laufen auf Hochtouren. Die offizielle Einweihung ist noch im Mai vorgesehen. Seit Juni 2017 entstanden auf dem 3300 Quadratmeter großen Grundstück auf zwei Etagen 41 barrierefreie Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen zwischen 55 und 150 Quadratmetern groß, jede mit einem Balkon. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 12,9 Millionen Euro.

„Wegen der extremen Vorschriften konnten wir leider nicht günstiger bauen, obwohl wir das gerne getan hätten“, sagt Bauherr und Investor Norbert Schaffrath. Das neue Büro seiner Firma sowie vier Penthouse-Wohnungen mit Dachterrasse liegen im Staffelgeschoss. Im Erdgeschoss hat Anfang April der Rheinbacher Pflege- und Betreuungsdienst um Inhaberin Angelika Schlösser – nach den Erfahrungen im bereits 2015 fertiggestellten ersten Gebäudekomplex – eine zweite Senioren-Wohngemeinschaft eröffnet.

Auch wenn die Bepflanzung noch fehlt und hier und da noch handwerkliche Arbeiten erledigt werden müssen – die ersten Bewohner sind bereits eingezogen. Dazu gehört auch Monika Porath. „Beim ersten Bauabschnitt war ich überzeugt von der Bauweise. Als dieses hier entstand, habe ich mich entschlossen, mein Haus meinen Kindern zu übergeben und hierher zu ziehen. Hier muss ich mich nicht um den Garten kümmern und kann unterwegs sein, so wie ich will. Sollte ich mal in die Situation einer Pflege kommen, kann ich hier bleiben. Außerdem ist die Örtlichkeit hier ist für mich eine Rückkehr. Als junge Frau lebte ich genau hier am Baumschulenweg 19 bis 21“, sagt die ehemalige Konrektorin der Rheinbacher Tomburg-Realschule.

Auch Gerd Demann hat sich in dem Neubau bereits eingelebt. Seit mehreren Wochen bewohnt er ein 16 Quadratmeter großes Zimmer in der Senioren-Wohngemeinschaft im Erdgeschoss – noch fehlen Bilder und ein Bücherregal. „Ich vergesse schon viele Termine und brauche daher ein wenig Unterstützung“, erzählt der ehemalige Lehrer für Erdkunde und Sport.

Der 76-Jährige ist ein Langschläfer und frühstückt in der Wohnküche häufiger alleine. Beim Einkaufen für das gemeinsame Mittag- und Abendessen der Bewohner unterstützt er manchmal Betreuungskraft Frederike Sellinghoff. Erst fünf der zwölf Zimmer sind vermietet. „Da der Bau sich ein wenig verzögert hat, war es schwierig mit der Vermietung“, erklärt Betreuungsleiterin Angela Walbeck. Je zwei Bewohner der WG teilen sich ein Badezimmer. Die Zimmer und die dazu gehörende Nasszelle sind farblich gleich, zu den anderen Zimmern jedoch verschieden und damit für die Bewohner leicht zu identifizieren. „Das gemeinsame Badezimmer hält den sozialen Kontakt und damit die Kommunikation unter den Bewohnern aufrecht“, so die Betreuer. Während des Tages werden Gesellschaftsspiele gespielt oder Sudokus gelöst, wird geklönt oder auch ferngesehen. Manche ziehen sich auch in ihre Zimmer zurück. „Alles, was hier passiert, ist die Entscheidung der Bewohner. Wir unterstützen sie nur in ihren Handlungen“, sagt Sellinghoff. Die meisten Bewohner genießen die Gemeinsamkeit, denn viele waren bis dahin vereinsamt. „Eine Veränderung zeigt sich manchmal darin, dass der eine oder die andere wieder eitler wird. Dann kommen wieder Lippenstift oder Rasierwasser zum Einsatz. Das ist schön“, sagt Pflegedienstleiterin Claudia Grebe. Ihr Pflegedienst ist nicht nur für die Senioren-WG da, sondern bietet bei Bedarf auch 24-Stunden-Service und -Betreuung allen Hausbewohnern an. „Damit jeder eine individuell auf ihn zugeschnittene Pflege bekommt“, so Schaffrath.

Der Investor ist stolz auf die moderne Technik seiner beiden Bauabschnitte am Baumschulenweg. So werden Warmwasser und Raumbeheizung durch die Nutzung von Erdwärme gewährleistet, schnelles Internet soll durch Glasfaseranschluss bis zu einem Gigabyte möglich sein, aber momentan ist „die Telekom nicht in der Lage, uns anzuschließen“.

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