Senioren aus Meckenheim erinnern sich an ihr schönstes Weihnachtsgeschenk Plötzlich stand der Vater vor der Tür

Meckenheim · Spielekonsole, Puppenhaus und Ritterburg dürften heute auf den Wunschzetteln vieler Kinder zu finden sein. Wie war das früher? Der GA hat bei Besuchern des Seniorentreffs der katholischen Kirche nachgefragt, was ihr schönstes Weihnachtsgeschenk war.

 Erzählen von früher: Hans Peter Windeck mit seiner Frau Liesel.

Erzählen von früher: Hans Peter Windeck mit seiner Frau Liesel.

Foto: Kunz

Der 1933 geborene Hans Peter Windeck bekam sein schönstes Weihnachtsgeschenk an Heiligabend 1943. Seine Mutter war mit ihm wegen der Luftangriffe aus Berlin in ein Dorf in der Uckermark geflohen. Gemeinsam mit einer weiteren Frau und deren beiden Kindern bewohnten sie eine "Bauernkate", ein kleines Holzhaus. "Die Wolken hingen tief, es schneite wie verrückt, und der Wind heulte ums Haus, aber wir hatten zu essen und dank des Holzofens war es gut warm. Der Raum wurde angenehm von Kerzenlicht und dem Licht einer Petroleumlampe erhellt", erinnert sich Windeck.

"Die Frauen sangen Lieder und meine Mutter weinte, weil mein Vater in Russland war. Der Mann der anderen Frau war in Berlin als Chef einer Feuerwehrwache unabkömmlich", erzählt er. Die Väter fehlten uns, sagt Windeck. "Irgendwann polterte es draußen. Dann ging die Tür auf, ich drehte mich um und Mutter stieß einen Schrei aus. Wer stand da - mein Vater", berichtet Windeck sichtlich bewegt von der Erinnerung an diesen Moment. Der Vater habe eine Uniform und einen langen Mantel mit aufgetrenntem Saum getragen. "Er war schmal im Gesicht und sah anders aus. Er hatte 14 Tage Urlaub. Ich glaube, ich hatte ihn seit fast zwei Jahren nicht gesehen. Das war für mich das schönste Weihnachtsgeschenk", sagt Windeck.

Edith Metz (geboren 1936) stammt aus Saalfeld in Thüringen, wo sie in ihrer Kindheit Weihnachten immer bei den Großeltern feierte. "Das Haus unserer Großmutter war drei Kilometer von unserem entfernt und wir gingen zu Fuß dorthin", erzählt sie. Eine bewegliche Babypuppe war ihr schönstes Weihnachtsgeschenk, sagt sie. "Als ich die Puppe bekam, war ich vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Meine Mutter hatte einen Strampelanzug für die Puppe gestrickt. Ich war eine leidenschaftliche Puppenmutter", erzählt Metz.

Waltraut Kupczack (geboren 1928) stammt aus dem Westerwald. "Zu Weihnachten gab es bei uns traditionell 'Dippekuchen' mit geriebenen Kartoffeln, Fleisch und Speck", erzählt sie. Nach der Kirche habe die Familie in der Küche gespeist. "Aber vor der Bescherung im Wohnzimmer musste erst noch abgespült werden", sagt Kupczack. Jedes Kind hatte einen Teller, auf dem sein Name stand und auf dem Nüsse, Plätzchen und kleine Geschenke lagen. "Wir haben vor Weihnachten viele Kleidungsstücke selbst gestrickt. Ich habe mich besonders über neue Puppenkleider gefreut", erinnert sich Kupczack.

Der Merler Franz Gottschalk (geboren 1926) berichtet: "Die Geschenke waren alle selbstgemacht. Da wurd? nich? groß gekauft." Zu Weihnachten habe er sich Werkzeug gewünscht, und er habe Glück gehabt, dass sein Großvater Zimmermann war. "Ich habe einen Hammer und eine Zange geschenkt bekommen", erinnert er sich.

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