Besonderes Praktikum Operationen bei Handylicht

MECKENHEIM · Malteser-Helferin Vanessa Kesternich aus Meckenheim hat Friedensdienst in einem Hospital in Ghana geleistet.

 Vanessa Kesternich (M.) im Kreis der "Green Ladies" der Kirchengemeinde in Ghana.

Vanessa Kesternich (M.) im Kreis der "Green Ladies" der Kirchengemeinde in Ghana.

Foto: privat

Auf vier ereignisreiche Wochen in Kumasi/Ghana hat die 17 Jahre alte Malteser-Helferin Vanessa Kesternich bei ihrem reich bebilderten Vortrag in der Veranstaltungsreihe "Afrika erleben" der Ghana-Partnerschaft der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim im katholischen Bildungswerk zurückgeblickt.

Die Schülerin, die später Medizin studieren möchte, war im Rahmen des NRW-Programms "Konkreter Friedensdienst" im Juni nach Afrika gereist. Den Kontakt zur Kirchengemeinde Sankt Paul in Kumasi hatte die Meckenheimer Ghana-Partnerschaft hergestellt.

"Das ganze Leben dort ist anders", fasste sie ihre Eindrück zusammen. Besonders beeindruckt zeigte sie sich von der Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Ghanaer. Vanessa hat im Krankenhaus in Kumasi ein medizinisches Praktikum absolviert, in der Notaufnahme gearbeitet und im Operationssaal assistiert, wo vor allem Kaiserschnitte und Tumorentfernungen durchgeführt wurden. "Vieles ist kaputt, es funktioniert nicht alles, aber die Arbeit, die sie machen ist gut und verläuft reibungslos. Das Team hat Vertrauen zueinander", sagte sie.

Nur bis zu drei Operationen pro Tag seien durchgeführt worden, weil viele Patienten sich in billigeren Krankenhäusern behandeln ließen. "Alles muss sofort bezahlt werden - man merkt, wie gut unser Gesundheitssystem in Deutschland ist", erklärte die 17-Jährige.

Auch die hygienischen Bedingungen seien andere und das Material sei "nicht das beste". Oft falle der Strom während der Operationen aus. Dann hätten alle ihre Handy-Taschenlampen gezückt, damit der Patient weiter operiert werden konnte.

Auch die "Green Ladies" der Kirchengemeinde Sankt Pauls in Kumasi habe sie unterstützt. Sie bieten ähnlich wie die "Grünen Damen" in Deutschland in grünen Kitteln ehrenamtlich immer sonntags nach dem Gottesdienst eine Gesundheitsvorsorge für Ältere an, messen zum Beispiel den Blutdruck.

Gelebt hat Vanessa Kesternich während ihres Aufenthalts bei einer Gastfamilie. Ihr Gastvater Emanuel und ihre Gastmutter Hanna seien "sehr liebe Menschen - sie arbeiten viel und hart, um die Familie ernähren zu können". Als Bauunternehmer und Geschäftsfrau seien sie und ihre drei Töchter sowie die Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins, die nebenan wohnen, im Vergleich zu anderen Familien gut situiert.

Das Grundstück werde von Hunden bewacht. Zur Familie gehöre auch der Papagei "Heinrich Bob".

Sie habe auch andere Lebensumstände gesehen, Familien mit mehreren Kindern, die in nur einem Raum lebten und sich mit vielen anderen Familien ein Badezimmer teilen, berichtete Vanessa. Insbesondere für einen Krankenhauskollegen, der aufgrund eines gebrochenen Beins zurzeit nicht arbeiten könne und daher nichts zum Leben habe, bat die Meckenheimerin ihre Zuhörer um Unterstützung.

Die Verständigung sei teilweise schwierig gewesen, weil viele nicht die Landessprache Englisch, sondern die Asante-Sprache Twi sprechen. In ihrer Freizeit habe sie Land und Kultur kennengelernt und Ausflüge in die Umgebung unternommen, unter anderem zu einem Fußballspiel des SC Asante Kotoko mit toller Stimmung im Stadion oder zum Lake Bosomtwe, dem heiligen See der Volksgruppe Asante.

Kaum jemand könne dort schwimmen, berichtete die Meckenheimerin. Dass dies typisch und auch ein Grund dafür sei, dass so viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, hat Ernst Schmied, der Sprecher der Ghana-Partnerschaft, ergänzt.

Unter den etwa 40 Zuhörern begrüßte Schmied insbesondere auch Alicia Eble. Die 19-jährige Studentin der Sozialen Arbeit in spe wird in Kürze nach Kumasi reisen und ebenfalls auf Vermittlung der Meckenheimer Ghana-Partnerschaft im Rahmen des NRW-Programms ihren Friedensdienst im pädagogischen Bereich in Kindergärten, Vorschulen und Jugendzentren leisten.

Die Partnerschaft der katholischen Pfarreiengemeinschaft Meckenheim mit der Gemeinde in Kumasi mit sozialen Projekten vor Ort feierte im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Bestehen.

Die nächste Veranstaltung in der Reihe "Afrika erleben" ist der Vortrag "Christentum und Islam in Ghana" mit Referent Pater Moses Awinongya, am 12. Oktober um 19.30 Uhr im katholischen Bildungswerk. Der Eintritt ist frei. Am 16. November ab 18 Uhr lädt Mechthild Sylvester wieder zum "Kochen und Essen wie in Ghana" nach Lüftelberg ein. Der Kostenbeitrag beträgt 15 Euro.

Anmeldung beim katholischen Bildungswerk unter Telefon 0228/42979105 oder per E-Mail an info@bildungswerk-rhein-sieg.de

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