Deutsche Küche in Alaska Meckenheimerin Stefanie Wierer-Flynn betreibt den "Bake Shop"

Meckenheim/Girdwood · Echt deutsches Bauernomelette ist der Renner, auch Suppen, Snacks und Pizzas lieben die Bewohner von Girdwood, einem beschaulichen Dorf unweit von Anchorage. Der Hit ist indes die riesige Hefeschnecke, die die ehemalige Meckenheimerin Stefanie Wierer-Flynn in ihrem "Bake Shop" serviert.

 Ein echter Hit in Girdwoods Bake Shop: Mit Stolz präsentiert Stefanie Wierer-Flynn ihre berühmte riesige Hefeschnecke - nach deutschem Rezept. Bild: Geiselhart

Ein echter Hit in Girdwoods Bake Shop: Mit Stolz präsentiert Stefanie Wierer-Flynn ihre berühmte riesige Hefeschnecke - nach deutschem Rezept. Bild: Geiselhart

Foto: Brigitte Geiselhart

Das Leben bringt viele Veränderungen mit sich. So war es auch bei Stefanie Wierer-Flynn. Dass ihr Deutschland und Europa zu eng werden würden, ahnte sie vielleicht schon, als sie in Meckenheim ihr Abitur machte. Dass es sie aber soweit in den Norden verschlagen und sie dort ihr privates und berufliches Glück finden sollte, daran hatte die junge Frau damals wohl nicht gedacht.

„Bei uns gibt es Alaskas bestes Frühstück. Das echt deutsche Bauernomelette ist der Renner, auch unsere Suppen, Snacks und Pizzas sind legendär“, schwärmt die gelernte Hotelfachfrau Wierer-Flynn bei einem Treffen in ihrem „Bake Shop“ in Girdwood, einem beschaulichen Dorf am Fuße des Mount Alyeska, unweit von Anchorage. „Am bekanntesten ist aber unsere riesige Hefeschnecke. Sie ist nicht so süß-klebrig wie die amerikanische Variante, sondern eher leicht, mit echter Butter und frischen Eiern. Sie wird mit viel Liebe täglich von Hand hergestellt.“

Der rheinische Tonfall geht der 50-Jährigen noch recht gut von den Lippen, obwohl sie seit fast drei Jahrzehnten ihren Lebensmittelpunkt in den Vereinigten Staaten hat. Schon in jungen Jahren hatte sie ein 18-monatiges Managementtraining in San Francisco absolviert. Dort lernte sie ihren Mann Michael kennen. Kurz nach der Hochzeit 1992 zog es die beiden vom heißen Kalifornien nach Alaska, weil Michael Flynn das Angebot bekam, sich als Koch neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Bald darauf kam die Chance, den renommierten „Bake Shop“ in Girdwood von seinem deutschen Gründer Werner Egloff zu übernehmen.

„Schon immer war der 'Bake Shop' für sein Natursauerteigbrot und die Hefeschnecken weit bekannt. Es lag nun an uns, den guten Ruf weiterzuführen und so gut wie möglich die gleiche Qualität zu servieren“, sagt Wierer-Flynn. „Mike managte den täglichen Betrieb und ich kümmerte mich um Buchhaltung, Marketing und Büroarbeit. Wir kreierten ein paar vegetarische Gerichte, aber im Prinzip setzten wir in unserem Menüangebot auf Bewährtes.“

Im Winter bis vor die Haustür mit den Ski zu fahren, das werde von den Gästen ebenso geschätzt, wie im Sommer im Blumengarten zu sitzen und die Aussicht auf Berge und Bären zu genießen. „Gerade gestern kam ein Schwarzbär in unseren Garten und stibitzte aus dem Vogelhaus Sonnenblumenkerne. Ein anderes Mal frisst ein Elch unseren Rasen. Auch das gehört zur Faszination Alaskas“, erzählt sie schmunzelnd.

Reminiszenz an ihre Heimat

Als Reminiszenz an ihre Heimat leckere Apfelkuchen anzubieten, das läge natürlich auf der Hand. „Aber Äpfel sind in Alaska extrem teuer und qualitativ unbefriedigend, sodass wir sie leider nicht in unserem Backsortiment verwenden können“, bedauert die Auswandererin. Im Winter aber mal Bratäpfel zu kreieren und hin und wieder Kinderfeste unter dem Motto „make and bake your own apple“ anzubieten, das lässt sie sich aber nicht nehmen.

Zu ihrer deutschen Heimat zu stehen, ist für Wierer-Flynn keine Frage. Ein- bis zweimal im Jahr geht es mit der Familie nach Meckenheim, wo ihre Eltern immer noch wohnen. Dann stehen ausgiebige Spaziergänge im Kottenforst an, und als kulinarische Genüsse Grafschafter Apfelschmaus, Rheinischer Sauerbraten mit Apfelmus und Klößen, natürlich auch ein Kölsch. Dass ihre 20-jährige Tochter Annika im Herbst ein „Auslandssemester“ in Heidelberg beginnen wird, auch darüber freut sie sich. „Annika ist zweisprachig aufgewachsen, und mir ist wichtig, dass sie ihre Wurzeln kennt, und in beiden Ländern beheimatet ist“, betont Stefanie Wierer-Flynn.

„Alaska war immer unser Traum. Die landschaftliche Weite ist einfach unglaublich schön, aber auch die Herzlichkeit der Menschen und die ganze Lebensart haben uns immer begeistert“, sagt sie mit Überzeugung. Weil aber alles seine Zeit hat, weil ihr Mann Michael mit nun 58 Jahren auch den Blick in Richtung Ruhestand richtet und weil das Leben etwas ruhiger werden soll, haben die Wierer-Flynns schweren Herzens den „Bake Shop“ in Girdwood in gute Hände verkauft – um sicher zu sein, dass die mittlerweile 42-jährige Tradition des Hauses fortgeführt wird –, und im nördlichen Michigan eine kleine Farm gekauft. Im Spätsommer geht’s mit Sack und Pack, zwei Hunden, zwei Island-Pferden und zwei Pickup-Trucks los, über 3600 Meilen über Kanada bis Michigan. „Mein Bruder hat dafür extra seinen Jahresurlaub genommen“, sagt Wierer-Flynn. Das nächste spannende Abenteuer wartet schon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort