Aufklärung in der Region Meckenheimer Senioren im Visier von Betrügern

Meckenheim · In Nordrhein-Westfalen haben kriminelle Betrüger bei mehr als 280 Straftaten mehr als zwölf Millionen Euro von älteren Menschen erbeutet. Eine Expertin der Polizei informiert über die Maschen ihrer falschen „Kollegen“ und über den Enkeltrick.

 Über falsche Polizisten und den Enkeltrick informieren Marita Wichterich (r.) und Doris Heidtmann-Kappler (3. v. l.).

Über falsche Polizisten und den Enkeltrick informieren Marita Wichterich (r.) und Doris Heidtmann-Kappler (3. v. l.).

Foto: Axel Vogel

Bei rund 280 Straftaten haben falschen Polizisten 2018 allein in Nordrhein-Westfalen mehr als zwölf Millionen Euro erbeutet. „Auch in Meckenheim gab es von Januar 2018 bis heute 29 bekannt gewordene Fälle. Von diesen haben wir allein am 15. Januar 2019 24 vollendete und versuchte Taten verzeichnet“, sagte Kriminalhauptkommissarin Marita Wichterich vom Bonner Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz beim Infoabend im Mosaik-Kulturhaus.

Als falsche Polizisten wenden sich Betrüger vorrangig an ältere Menschen. Und so war es kein Wunder, dass das Forum Senioren Meckenheim seinen Mitgliedern eine entsprechende Veranstaltung anbot. Gemeinsam mit der ehrenamtlichen Seniorenberaterin Doris Heidtmann-Kappler – sie gehört zu den elf Ehrenamtlern der Initiative „Senioren für Senioren“, die das Kriminalkommissariat im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat – wurden die Senioren über die Vorgehensweise falscher Polizisten und falscher Enkel informiert. Seit Wochen ist Wichterich im Linksrheinischen unterwegs, um ältere Menschen vor betrügerischen Anrufen zu warnen. „Dadurch, dass in Meckenheim viele Senioren wohnen, ist die Kommune ein gutes Angriffsziel“, machten die beiden Expertinnen denn auch deutlich. Aus im Internet gekauften Telefonlisten würden, so Wichterich, schon anhand älterer Vornamen wie zum Beispiel Brunhilde oder Heinz-Peter die Täter die Auswahl ihrer Opfer treffen. Und sie erklärte, dass die Anrufe der falschen Polizisten und der falschen Enkel überwiegend aus Callcentern der Türkei beziehungsweise aus Polen stammten.

Niemals Fragen zum Vermögen beantworten

Zumeist erfolgen die Anrufe zwischen 18 und 23 Uhr und immer gehäuft, um den psychischen Druck zu erhöhen, sodass die Opfer den Forderungen der Betrüger, Wertsachen und Geld herauszugeben, nachkämen. „Bei älteren Menschen spielt Angst eine große Rolle. Hinzu kommt eine gewisse Obrigkeitsgläubigkeit – denn es handelt sich ja um die Polizei“, stellte Heidtmann-Kappler fest.

Die auf dem Telefondisplay häufig angezeigte Nummer 110 oder die Telefonnummer der Polizei vor Ort sei, so Wichterich, immer falsch, denn die Polizei rufe niemals unter diesen Nummern an. Sie betonte, dass die Polizei niemals Geld und Wertgegenstände verlange. Daher sollten Betroffene am Telefon Fragen nach ihren Vermögensverhältnissen nie beantworten, schnell das Gespräch abbrechen, die Polizei alarmieren und den Versuch oder die Vollendung der Tat unbedingt anzeigen. Auch beim Enkeltrick – angebliche Enkel, Neffen, Verwandte oder gute Bekannte täuschen am Telefon einen finanziellen Engpass vor und bitten um Bargeld – appellierte Wichterich an ihre Zuhörer, stets misstrauisch zu sein und den Enkel oder die Verwandten anzurufen, um sich über die Echtheit der Forderungen zu vergewissern.

„Dadurch, dass die Betrüger bei beiden Betrugsmaschen in ausländischen Callcentern sitzen, können wir nur die Abholer festnehmen“, erklärte die Polizeibeamtin. Da die Betrugsmaschen sehr perfide sind, ist es Wichterich eine Herzensangelegenheit, Senioren vor den Gefahren am Telefon und an der Haustür zu warnen.

Tipps und Hinweise gibt die Polizei in Bonn unter 02 28/15 76 76 oder per E-Mail unter seniorenberatung@polizei.nrw.de.

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