Kompetenzcheck im Auftrag des Kreises Meckenheimer Achtklässler testen ihre Fähigkeiten

MECKENHEIM · Die Halbjahreszeugnisse stehen noch längst nicht an, trotzdem heißt es heute volle Konzentration für die Achtklässler der Theodor-Heuss-Realschule: Der alljährliche "Kompetenzcheck" für die Jahrgangsstufe soll den Übergang von Schule ins Berufsleben ebnen helfen, indem er die Stärken und Schwächen der Schüler in logischem Denkvermögen, Konzentrationsfähigkeit und Sozialkompetenz ermittelt.

 Kompetenzcheck der Theodor-Heuss-Realschule: Marcel, Kevin, Michelle und Yasmina testen ihre Teamfähigkeit beim Basteln.

Kompetenzcheck der Theodor-Heuss-Realschule: Marcel, Kevin, Michelle und Yasmina testen ihre Teamfähigkeit beim Basteln.

Foto: Roland Kohls

90 Schüler nehmen seit Montag klassenweise an den Tests und Übungen teil, die das externe Unternehmen "Talentbrücke" im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises an vielen Schulen im Kreis durchführt, auswertet und anschließend mit den Schülern bespricht.

Dass beim "Feedbackgespräch" auch die Lehrer dabei sind und die Schule die Ergebnisse der einzelnen Teilnehmer auch in schriftlicher Kurzform bekommt, stört Mutter Claudia Lamsfuß: "Wenn die Schule die Ergebnisse kennt, greift womöglich die Psychologie des Vorurteils: Die Lehrer können sich nicht davon frei sprechen, die Schüler anschließend womöglich entsprechend zu kategorisieren und abzuschreiben", gibt die Diplom-Psychologin zu bedenken.

"Außerdem handelt es sich bei dem Testverfahren keineswegs nur um eine reine Wissensabfrage, sondern um einen regelrechten Intelligenztest. Darauf wurden wir Eltern gar nicht ausreichend hingewiesen", kritisiert Lamsfuß.

"Wir erheben aber keinen Intelligenzquotienten und verteilen auch keine Noten", kontert Lars Scarpello, Geschäftsführer der "Talentbrücke". "Wir geben dem einzelnen Schüler Rückmeldungen über seinen Stand im Vergleich mit dem Durchschnitt seiner Altersklasse in den jeweiligen Leistungsbereichen. Und wir lassen die Schüler und Lehrer ja nicht mit der Ergebnisliste allein, sondern besprechen sie ausführlich."

Im Hinblick auf den Datenschutz findet Claudia Lamsfuß das Verfahren dennoch problematisch. "Die Informationsveranstaltung fand erst statt, nachdem wir die Einverständniserklärung unterschrieben hatten", moniert sie. "Das geschah aus organisatorischen Gründen so, da die Infoveranstaltung direkt nach den Ferien erfolgte und das Sammeln von Unterschriften erfahrungsgemäß lange dauert", erklärt Realschulrektorin Claudia Hesseler.

"Selbstverständlich gehen wir mit den erhobenen Daten sensibel um. Wer Bedenken hat, kann seine Unterschrift jederzeit zurückziehen oder modifizieren, schließlich erfolgt die Teilnahme freiwillig." Claudia Lamsfuß hat sich nun entschieden, dem Kompetenzcheck zwar zuzustimmen, nicht aber der Weiterleitung der Ergebnisse an die Schule. Das sei zwar möglich, allerdings wenig sinnvoll, sagt Hans Clasen, Schulamtsleiter des Kreises.

"Es geht ja darum, der Schule Gelegenheit zu geben, den Stärken und Schwächen der Schüler mit individueller Förderung zu begegnen", erläutert Clasen. "Die Ergebnisse haben keinen Einfluss auf die Benotung, und wir schulen die Lehrer vorher im Umgang mit dem Kompetenzcheck." Viele Berufskollegs und Betriebe erwarteten die Ergebnisse des Checks inzwischen im "Berufswahlpass plus" der Bewerber, fügt er hinzu.

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