Glosse über analoge Einkäufe in digitalen Zeiten Affentheater um Affenalarm

Meinung | Rhein-Sieg-Kreis · Wer digital einkauft, schadet dem Einzelhandel vor Ort. Wer analog im Laden einkauft, erlebt - gerade kurz vor Weihnachten - auch noch eine ganze Menge, wie GA-Redakteur Mario Quadt schildert.

 Immer mehr Menschen wählen den digitalen Einkauf, anstatt sich in die Innenstädte zu begeben.   

Immer mehr Menschen wählen den digitalen Einkauf, anstatt sich in die Innenstädte zu begeben.  

Foto: dpa/Martin Gerten

Der Name ist Programm: „SOS-Affenalarm“ heißt das quirlige Gesellschaftsspiel rund um geschickt kletternde Primaten, das sich mein Patenkind Sophia zu Weihnachten wünscht. Und da ich dem Christkind, übrigens ebenso wie dem Osterhasen und anderen Geschenkelieferanten, schon mehrfach eindrücklich ins goldene Wunschbuch geschrieben habe, dass es bloss nicht auf die Idee kommen soll, sich die Geschenke von seelenlosen Onlineriesen zuschicken zu lassen, habe ich dem vielbeschäftigten Christkind den Vorschlag gemacht, das Präsent im Einzelhandel zu erstehen.

Gesagt, getan. Mit einer langen Liste an Wünschen streifte ich also schon weit vor Heiligabend durch die Läden. „SOS-Affenalarm“, dessen Hersteller und der Preis standen auf meinem Zettel. Und: Zu meiner Freude war das Spiel vorrätig und kostete gar nicht so viel mehr als beim weltweit größten aller seelenlosen Onlineriesen.

Zum Affentheater wurde der glückliche Regalfund jedoch beim Einpacken. Denn: Die mit uns verwandten Primaten schlagen nicht nur beim Klettern Alarm, sondern auch, wenn ihnen jemand leckere Früchte wegnehmen will. Das wussten Sie nicht? Ich auch nicht: Es gibt den Affenalarm doppelt. Dass ich mich instinktiv für die (nichtgewünschte) Variante mit der Jagd nach vitaminreicher Kost (SOS-Affenalarm – Früchtealarm) entschieden hatte, muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden.

Nun ist die Liste der Optionen bei solch einer Erkenntnis vergleichsweise kurz: Sätze wie „Ach Sophia, ‚Früchtealarm’ ist doch auch lustig“ finden bei Kinder-Herzenswünschen kein Gehör. Also steigt der Patenonkel am Tag vor Heiligabend ins Auto und steuert den Spielzeugladen an, nur Sekunden nachdem dieser seine Pforten geöffnet hat. Flugs fündig geworden, kommt ihm auf dem Parkplatz eine neue Spielidee: „SOS-Affenalarm – Parkplatzsuche“. Zwischenzeitlich ist die Blechlawine vor dem Geschäft nur noch in Kilometern zu messen. Klarer Fall: Das nächste Mal frage ich das Christkind bereits im August, wie ihm zu helfen ist.

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