Kommentar zur Verdi-Klage in Meckenheim Klage gegen Sonntagsöffnung schadet kleinen Läden

Meinung | Meckenheim · Dass Verdi die Zahl der verkaufsoffene Sonntage mindern will, ist legitim. Allerdings treffen die Gewerkschafter im Meckenheimer Fall die eher kleinen Ladenbesitzer, die solche Aktionen brauchen, um ihre Vorzüge gegenüber den Onlineriesen zeigen zu können, findet GA-Redakteur Mario Quadt.

Was haben die Besitzer von nicht mehr ganz fabrikneuen Dieselfahrzeugen und die Besitzer von Ladenlokalen derzeit gemeinsam? Ihnen fährt der Schreck in die Glieder, wenn sie hören, dass nun auch sie direkt oder indirekt von der Klageflut der Deutschen Umwelthilfe (Dieselbesitzer) oder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi (Ladenbesitzer) betroffen sind. Zwar droht in Meckenheim kein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge mit unzureichendem Feinstaubschutz. Dass Verdi nun aber eine Klage nach der anderen vor dem Kölner Verwaltungsgericht anstrengt, um reihum in der Region verkaufsoffene Sonntage zu verhindern, dürfte mehr Auswirkungen für diejenigen haben, die die seltene Gelegenheit zur Sonntagsöffnung nutzen wollen, als die Dienstleistungsgewerkschafter ermessen können.

Die Klage schadet im Meckenheimer Fall nämlich ohne Zweifel den kleineren, inhabergeführten Geschäften, wie es sie an der Hauptstraße und in der Altstadt glücklicherweise (noch) in großer Zahl gibt. Dass sich Verdi dafür einsetzt, die Arbeit der Angestellten im Einzelhandel an Sonntagen auf ein Mindestmaß zu beschränken, ist sehr löblich und richtig. Es ist gut, dass Verdi immer wieder darauf hinweist, dass es genügend Tage in der Woche gibt, an denen die Geschäfte geöffnet haben. Allerdings ist die Klagewelle zu kurz gedacht: Denn gerade die kleinen Meckenheimer Geschäfte nutzen die Öffnung zum Zintemaat, um mit ihrem Angebot und ihrem Service vor Ort auf sich aufmerksam zu machen.

Dieses besondere Marketing in eigener Sache ist im Wortsinne überlebenswichtig in Zeiten, da Amazon und andere globale Onlineshops den lokalen Läden auf existenzbedrohende Art zunehmend die Luft zum Atmen nehmen. Die besondere Atmosphäre des Zintemaats mit seinem Lichterglanz, rheinischen Weihnachtsliedern, seinen Buden ohne Tinnef tut ihr übriges, um die Kunden in einem entspannten Umfeld lokal einzubinden. Um gegen die 24 Stunden, an sieben Tagen in der Woche, an 365 Tagen im Jahr geöffneten Onlineriesen bestehen zu können, müssen die kleinen Geschäfte aus der Region immer wieder mit Vehemenz für sich und ihre Angebote werben. Die Verdi-Klagen helfen somit vielen Einzelhändlern ganz und gar nicht.

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