Defekt in Meckenheimer Umspannwerk Kein Strom: Betriebe standen still

MECKENHEIM · Nur 32 Minuten dauerte der Stromausfall, von dem am Dienstag etwa 5000 Einwohner in Merl sowie die Betriebe im Industriepark Kottenforst betroffen waren. Doch für das Team vom Sängerhof entsprach die halbe Stunde einer gefühlten Ewigkeit.

 Ein Defekt in diesem Umspannwerk in der Nähe von Merl führte zum Stromausfall.

Ein Defekt in diesem Umspannwerk in der Nähe von Merl führte zum Stromausfall.

Foto: Wolfgang Henry

"Wir sind mitten in der Hochsaison und hatten etwa 100 Kunden im Haus", erklärten gestern Ursula und Wilhelm Ley. Fast gleichzeitig mit dem Stromausfall sei ein lauter Knall aus Richtung Umspannwerk Merl, das etwa 700 Meter Luftlinie entfernt liegt, zu hören gewesen. Dann seien die Lichter ausgegangen und die Kassen hätten ihren Dienst versagt.

Innerhalb weniger Minuten bildeten sich Schlangen. Mit Taschenrechnern versuchten die Mitarbeiter, den Kunden das Bezahlen zu ermöglichen. Doch auch das war erschwert, denn Scanner-Codes ersetzen heute die früher üblichen Preisschilder. Ein batteriebetriebenes mobiles Datenerfassungsgerät diente zur mühsamen Preisermittlung.

Ohne Strom war auch die Zahlung per Bankkarte unmöglich. Die Automatiktüren öffneten wegen des Stromausfalls und blieben offen. Dies ließ die Kälte ungehindert ins Gewächshaus mit empfindlichen Pflanzen eindringen. Auch die eigentlich autarke Holzheizung wird elektrisch gesteuert und fiel aus.

"Unsere Warenbestände stimmen nicht mehr - und nicht jeder Kunde hatte Verständnis für die Situation", resümieren Leys, die zwar "eine Menge Arbeit mehr", aber keine größeren Schäden durch den Stromausfall beklagen.

Folgekosten hat dagegen Schreinermeister Thomas Radermacher. Die Produktion in seiner Schreinerei habe während des Stromausfalls stillgestanden. Und die Telefonanlage versagte auch nachher noch ihren Dienst. Auf etwa 10.000 Euro schätzt Radermacher den Schaden. "Mit einem blauen Auge davongekommen" ist nach Aussage von Standortleiter Gerd Otto die Firma Holz-Blum.

"In unseren innenliegenden Räumen ohne Fenster standen wir im Dunkeln", berichtete Otto. Weil weder Telefon noch Computer funktionierten, war auch kein Kundenkontakt möglich. Keine nennenswerten Beeinträchtigungen hatte laut Aussage des Vorstandsvorsitzenden Christian Helms dagegen "Rungis express".

Die Firma, die Gastronomiebetriebe mit Lebensmitteln beliefert, habe in gute Notstromaggregate investiert. Ohne Strom war auch der städtische Bauhof. Sogar Handy-Netze waren lahmgelegt, weil Funkmasten vom Stromausfall betroffen waren. Ursache war ein defekter Isolator im Umspannwerk Merl.

Laut RWE-Pressesprecher Lambert Brosch handelt es sich um ein Betriebsmittel, das Verschleiß unterliegt. Die Porzellanisolierung einer Phase der eingehenden 110-Kilovolt-Leitung am Trafo sei kurz nach 11 Uhr geplatzt.

Dies hätte auch die beiden anderen Phasen der Leitung in Mitleidenschaft gezogen und einen Brand ausgelöst, zu dem die Meckenheimer Feuerwehr zwar ausrückte, der aber schon vor deren Eintreffen erloschen war.

Da zwei Reservetrafos im Umspannwerk zur Verfügung stehen, konnte durch Umschaltmaßnahmen die Stromversorgung für die betroffenen 69 Stationen in Merl und die 39 Stationen im Industriegebiet gleichzeitig nach 32 Minuten wiederhergestellt werden. Schäden, die mit dem Stromausfall in Verbindung gebracht werden, können dem RWE-Regionalzentrum Westliches Rheinland in Düren gemeldet werden.

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