Zukunft von Vereinen in Meckenheim, Rheinbach und Swisttal Karnevalistin trifft Sportlerin

MECKENHEIM · Ob sie sich dem Karneval, dem Sport, der Heimat oder dem Gesang verschrieben haben - viele ganz unterschiedliche Vereine eint ein und dieselbe Sorge: die um den Nachwuchs.

 Dialoge, wie der zwischen Harald Borchert und Ahlke Kolbitz, gehörten dazu. FOTOS: JAGODZINSKI

Dialoge, wie der zwischen Harald Borchert und Ahlke Kolbitz, gehörten dazu. FOTOS: JAGODZINSKI

Foto: Jagodzinski

Speziell für die Vorstandsarbeit ist es oft schwierig, ehrenamtlich engagierte Nachfolger zu finden. Dabei will das Forum Senioren Meckenheim nun in Zusammenarbeit mit dem Rheinbacher Seniorenforum sowie dem Seniorenbüro der Gemeinde Swisttal helfen. Die drei Kooperationspartner sind einer von acht Teilnehmern des Modellprojekts "Engagement braucht Leadership", einem Kooperationsprojekt der Paritätischen Akademie NRW und eines landesweiten Netzwerks, für das sie sich beworben hatten.

Bis zu 13.000 Euro stehen laut Erika Neubauer, Vorsitzende des Forum Senioren Meckenheim, zur Verfügung, um bis September 2016 lokale Netzwerke rund um die Vereinsarbeit entstehen zu lassen und Vorstandsvertreter sowie Mitglieder bei ihrem ehrenamtlichen Engagement zu unterstützen. Vier Austauschforen und sechs Workshops seien in dem Projekt angedacht, so Neubauer, "welche Inhalte diese haben, das bestimmen wir".

Um herauszufinden, wo bei den Vereinen vor Ort der Schuh drückt, fand jetzt in Zusammenarbeit mit der Demografiebeauftragten der Stadt Meckenheim, Bettina Hihn, eine Auftaktveranstaltung in den Räumen des Katholischen Familienbildungswerks statt. Rund 35 Vereinsvertreter und Bürger aus Meckenheim und Swisttal tauschten sich dort rege über ihr freiwilliges Engagement aus, über dessen Herausforderungen für die Zukunft und darüber, wo es hakt. Und immer wieder kam die Sprache auf eine zentrale Frage: Wie schafft man es, Mitglieder zu halten und vor allem neue zu gewinnen?

"Ich bin seit 30 Jahren der Zweitjüngste im Männergesangverein, das sagt doch schon alles", brachte Hermann Menth (60) aus Heimerzheim es in einer der Gesprächsrunden auf den Punkt. Unter der Moderation von Ludwig Weitz fanden sich die Teilnehmer in wechselnden Besetzungen zu Tischgruppen zusammen, um gemeinsam zu erarbeiten, welche Inhalte die nächsten Treffen im Zuge des Modellprojekts behandeln sollen. Da stellten etwa Ahlke Kolbitz (28) vom Lüftelberger Spiel- und Sportverein und Harald Borchert (58) von den Meckenheimer Stadtdsoldaten fest, dass sie sich beide Impulse für die Seniorenarbeit wünschen.

An anderen Tischen ging es dagegen um die Frage, wie man nicht nur Senioren, sondern auch jüngere Menschen in die Vereinsarbeit einbinden kann. "Viele Familien haben das Problem, sich gar nicht engagieren zu können", hat Daniela Braun vom Verein Meckikids beobachtet, sie hätten mit Arbeit und Kindern schon genug Verpflichtungen. Die 45-Jährige sieht für den Kinder- und Jugendförderverein, der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung für Familien bieten möchte, das Problem, dass die Mitgliederzahl sich zwar rasant entwickele, es aber sehr schwer sei, "jemanden zu finden, der verantwortlich sein will." Sie selbst ist seit gut einem Jahr Vorstandsmitglied und wünscht sich Informationen und Hilfestellungen zu rechtlichen Themen.

Wichtig sei es vor allem, Vorstandsarbeit auch "gut zu verkaufen", gab Moderator Weitz zu bedenken. Wer immer nur stöhne, wie viel Arbeit er doch als Vorsitzender habe oder alles einfach selbst entscheide, sei auf einem guten Weg, Mitwirkung zu verhindern. Manchmal helfe es, begrenzte Angebote für Engagement zu machen, "wie den Kuchen für den Seniorennachmittag", um Menschen einzubinden. Auch sei zu bedenken, dass sich Engagement mit der Zeit verändere, so Weitz.

Es gelte, neue Formen des Engagements wie Initiativen oder Projektgruppen mit einzubeziehen - nicht für alle Zielsetzungen sei ein Verein die richtige Lösung. "Vereine sind Unternehmen", sagte Weitz. Sie müssten sich mit ihren Zielen, den Kosten, Einnahmen und der Frage der Führung sowie dem Nutzen für ihre "Kunden" auseinandersetzen. "Und die Währung des Ehrenamts ist Zeit."

Die wollen sich die beteiligten Akteure nun bis zum Herbst nächsten Jahres nehmen, um sich den Zukunftsfragen der Vereine zu stellen. "Ich bin froh, dass bereits eine so lockere, offene Diskussion entstanden ist", zeigte sich Erika Neubauer vom Forum Senioren nach dem ersten Treffen zufrieden. Nach demselben Vorbild sollen Ende August Interessenten in Rheinbach zusammenkommen und ihre Wünsche für das Projekt formulieren. Zusätzlich wurden Fragebogen für eine Bedarfserhebung an die Vereine verteilt. Voraussichtlich im September sollen dann alle Interessenten zum ersten Austauschforum eingeladen werden.

Wer sich noch beteiligen möchte, erhält Auskunft beim Forum Senioren Meckenheim, E-Mail: erika.neubauer@gmx.de, Tel. 0 22 25/63 71 oder der Stadt Meckenheim, E-Mail: bettina.hihn@ meckenheim.de, Tel. 0 22 25/91 71 44.

Das Modellprojekt

Unter dem Titel "Engagement braucht Leadership - Initiativen zur Besetzung und Qualifizierung ehrenamtlicher Vereinsvorstände" betreut die Paritätische Akademie NRW, freier Träger der Weiterbildung, gemeinsam mit einem landesweiten Netzwerk (Aidshilfe NRW, Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in NRW, Landesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros NRW, der Paritätische NRW) ein Modellprojekt.

Dieses wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert und vom Land NRW unterstützt. An acht Standorten - neben Meckenheim mit Rheinbach und Swisttal auch in Wuppertal, Düren, Bielefeld, Recklinghausen, Bocholt, Hagen und Greven - werden bis September 2016 Workshops und Austauschforen für Vereine angeboten, mit dem Ziel lokale Netzwerke zu bilden.

Themen sind Gewinnung und Nachbesetzung von Vorständen und die Unterstützung bei Fragen der Vereinsführung und Vorstandsarbeit.

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