Auftritt in der Jungholzhalle Kabarettist Jürgen Becker begeistert in Meckenheim

Meckenheim · Jürgen Becker begeisterte die 600 Zuhörer in Meckenheim mit rheinischem Humor und ein wenig Wissenschaft. Der Kabarettist sprach vor allem über die unterschiedliche Sexualität von Mensch, Tier und Pflanze.

 Sprach über die Kulturgeschichte der Fortpflanzung: Jürgen Becker in der Meckenheimer Jungholzhalle.

Sprach über die Kulturgeschichte der Fortpflanzung: Jürgen Becker in der Meckenheimer Jungholzhalle.

Foto: Axel Vogel

Mit seinem aktuellen Programm trat der bekannte Kölner Kabarettist Jürgen Becker in der Meckenheimer Jungholzhalle auf. Mit Politik hatte „Volksbegehren – eine Kulturgeschichte der Fortpflanzung“ rein gar nichts zu tun, am Freitagabend ging es ausschließlich um die unterschiedliche Sexualität von Mensch, Tier und Pflanze. Seit 14 Jahren startet der Bürgerverein Meckenheim um den Vorsitzenden Bernhard Granz sein Veranstaltungsjahr mit Auftritten namhafter Kabarettisten.

Bei vielen Meckenheimern ist der Termin mittlerweile im Kalender fest eingeplant. Für Becker war es der dritte Auftritt in der Apfelstadt – nunmehr mit seinem seit 2016 laufenden Programm zur geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung und den Sinn und Unsinn von Sexualität im Allgemeinen und beim Menschen im Besonderen.

Werke der erotischen Malerei

Becker zog in der mit 600 Zuhörern fast ausverkauften Halle am Siebengebirgsring alle Register. So waren auf einer Leinwand im Hintergrund immer wieder Werke der erotischen Malerei zu sehen. Aber auch kleine Tierchen wie die Blattlaus spielten eine nicht unerhebliche Rolle: „Denn die haben es leicht. Wenn ihnen nach Fortpflanzung zumute ist, können die Lausmädels ohne Lausbuben bis zu zehn Töchter am Tag bekommen. Die Blattlaus fragt nicht 'zu dir oder zu mir', sondern 'zu mir und zu mir'“, erklärte Becker schmunzelnd. Dabei langweile sich der Lausbub keineswegs, sondern spiele Skat und freue sich über ein gutes Blatt.

Allerdings, so der Kabarettist, habe sich der Austausch von Körperflüssigkeiten zwecks Fortpflanzung bei den meisten Tierarten durchgesetzt. Und auch der Mensch sei, wenn es um die Fortpflanzung gehe, „spitz wie Nachbars Lumpi“. Becker: „60 Prozent der Männer denken ständig an Sex, 40 Prozent an Fußball.“ Durch Gespräche im Bekanntenkreis habe er allerdings festgestellt, dass heutzutage viele Männer liebesmüde seien, denn „Sex ist für Männer stressig und anstrengend. Die Leidenschaft lässt im Laufe der Zeit nach. Hinzu kommt die Angst, dass es nicht mehr funktioniert. Deshalb auch der Boom von Viagra“.

"Sex ist unser Jungbrunnen"

Warum ist Sex für die Menschen wichtig? Für den 59-Jährigen gibt es darauf folgende Antwort: „Beim Sex werden Bindungshormone ausgeschüttet. Sex ist unser Jungbrunnen, denn aus zwei verschiedenen Leben entsteht ein Neues. Wenn wir uns immer selbst kopieren würden – und das will die Natur nicht – würden wir auch 3000 Deppen, 3000 Mal Pegida, reproduzieren“, führte Becker unter zahlreichen Lachern aus. Seine Recherchen hätten ergeben, dass pro Sekunde zig Tausende pornografische Filme aus dem Internet heruntergeladen werden, viele von denen tagsüber. „Da bekommt das Wort Gleitzeit doch eine ganz andere Bedeutung“.

Der Mensch unterscheide sich in seiner Sexualität vom Tier durch die Überredungskunst, die er für das andere Geschlecht aufbringen müsse. Außerdem habe Sex beim Menschen den Ruf des Verbotenen, auch wenn sich, so der Kölner, in der griechischen Mythologie alle Spielarten der Sexualität wiederfinden. Becker bemühte immer wieder die Götterwelt der Antike, um sie mit der Gegenwart zu vergleichen und seine Schlüsse zu ziehen. So sei Xanthippe griechisch und bedeute, „ich habe Kopfschmerzehn“.

Wortwitz und rheinischer Humor

Wortwitz und rheinischer Humor prägten den Abend und verliehen den Ausführungen eine passende Leichtigkeit. Das Publikum erfuhr unter anderem, dass eine Russin – sie hatte ausschließlich Zwillings- und Drillingsgeburten – 69 Kinder zur Welt gebracht habe und Sultan Muley Ismael 888 Kinder gezeugt habe. Mit seinen lockeren, leicht wissenschaftlich angehauchten Ausführungen brachte Becker sein Publikum immer wieder zum Lachen.

Bestens unterhalten fühlte sich auch Bürgermeister Bert Spilles, der seit dem ersten Kabarettabend 2005 zu den treuesten Besuchern der Auftaktveranstaltung zählt. „Dass der Bürgermeister dabei ist, ist in Köln nicht üblich“, bedankte sich Becker schon eingangs.

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