Premierenlesung Grenzerfahrung in der Grenzstadt

MECKENHEIM · Der neue Roman des Meckenheimer Autors Udo Weinbörner begleitet den Leser durch Triest. Am Donnerstag, 9. August, liest er aus seinem Werk in der katholischen Bücherei Rheinbach.

Dieser Mann ist ein Multitalent. Udo Weinbörner war Referent im Bundesjustizministerium, hat Reden für Minister verfasst, zehn Sachbücher geschrieben, sieben historische Romane und zwei Gedichtbände. Außerdem komponiert er und spielt diese Songs auch selbst ein. Seit elf Jahren leidet der 59-Jährige an Parkinson. Diese Krankheit hat er jetzt in seinem neuen Roman „Dieser Sommer in Triest“ zum Thema gemacht. Am Donnerstag, 9. August, stellt Weinbörner ab 19.30 Uhr sein Buch in der katholischen Bücherei Rheinbach, Lindenplatz 4, vor (Eitritt fünf Euro).

„Die Krankheit ist eine Erzählebene, aber nicht die einzige“, sagt der Autor. „Es soll ja kein Elendsbuch werden, es soll Mut machen.“ Natürlich habe er eigene Erfahrungen in die Handlung übertragen. Um dennoch eine Distanz zu seiner eigenen Person herzustellen, sei die Hauptfigur eine Frau, und die Handlung spiele auch nicht in Bonn oder Köln, sondern in Triest, was der Liebe des Autors zu Italien geschuldet ist.

Triest ist aber auch eine Metapher. Eine Grenzstadt mit kulturellen Einflüssen aus Italien, Slowenien, Kroatien und Österreich. Eine Grenzstadt zwischen Bergen und Meer. Und in dieser Grenzstadt macht Viktoria Farber ihre Grenzerfahrungen.

Die junge Kölner Handchirurgin muss eine Operation abbrechen, weil sie stark zittert. Nach der Diagnose Parkinson hat sie in ihrem Beruf keine Zukunft mehr. Sie verliert den Job, ihre finanzielle Basis und ihre sozialen Kontakte. Sie flieht nach Triest und ahnt noch nicht, wie die Stadt sie verändern wird.

Sie durchlebt Konflikte, die vom Vertrieb gefälschter Gemälde bis zu Grundstücksspekulationen in der Lagune vor Grado reichen – die dunkle Seite ihrer Reise. Viktoria verliebt sich in den Meeresbiologen und Kletterer Arnold Moretti. Nicht nur durch diese Beziehung verändert dieser Sommer in Triest die Sicht auf ihr Leben und ermöglicht ihr einen neuen Anfang.

Weinbörners neuer Roman ist keine Sommer-Schmonzette, obwohl die Hafenstadt Triest mit ihren österreichischen Kaffeehäusern und prächtigen Villen Lust auf den Süden, auf die Adria, auf einen Sommer in Italien macht. Der Autor überrascht mit detaillierten Kenntnissen über italienischen Kaffee, die italienische Küche und nicht zuletzt über italienischen Wein. Obwohl: Es überrascht eigentlich nicht, denn angesichts seiner Vorliebe für dieses Land, in dem er seit den 80er Jahren seine Urlaube verbringt, konnte man dieses Wissen fast voraussetzen, ebenso die Kenntnis der Werke berühmter italienischer Maler.

Der Autor kennt Triest ganz gut. Eigens für das Buch ist er aber nicht mehr dorthin gereist. Er sagt, wenn er sich zu sehr in der exakten Beschreibung einzelner Straßen oder Plätze verliere, nehme ihm dies den Raum für die Schilderung dessen, wie es sein könnte. Er wolle sich aber so viel künstlerische Freiheit erhalten wie nur möglich.

Und damit die Besucher der Premierenlesung nicht nur durch ausgewählte Textstellen einen Vorgeschmack auf Italien bekommen, bringt Weinbörner einen „Nero d'Avola“, einen Roten aus Sizilien, mit.

Udo Weinbörner, „Dieser Sommer in Triest“, Fehnland-Verlag, 430 Seiten, 14 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort