Wilhelm Krudewig aus Meckenheim Geburtstag mit dem Grundgesetz

MECKENHEIM · Am Freitag vor 65 Jahren, am 23. Mai 1949, trat das Grundgesetz in Kraft, womit die Bundesrepublik Deutschland gegründet war. Fast genauso alt ist der Meckenheimer Wilhelm Krudewig. Er wurde einen Tag später, am 24. Mai 1949, in Siegburg geboren.

 Wilhelm Krudewig blättert in seinem Fotoalbum.

Wilhelm Krudewig blättert in seinem Fotoalbum.

Foto: Wolfgang Henry

Im Gespräch mit dem GA erzählt er, wie er markante Ereignisse in der Geschichte der Republik erlebt hat. Krudewig machte 1969 Abitur, studierte Theologie und Germanistik, sattelte dann auf Finanzwirtschaft um. Er war im Finanzamt Siegburg und im Bundesfinanzministerium tätig. 1984 machte er sich als Steuerberater selbstständig. Heute leitet er einen kleinen Verlag, in dem er selbst verfasste Fachbücher zum Steuerrecht sowie Fachzeitschriften herausgibt. Er erinnert sich an.....

  • die 50er Jahre: Ich bin ja in Siegburg aufgewachsen. US-Soldaten haben uns Kaugummis geschenkt, und im Wald haben wir Brandbomben gefunden. Über den Weltkrieg wurde bei uns nie geredet. Das war ein Tabu-Thema. Gut kann ich mich an Fernsehbilder mit Adenauer erinnern. Er war wie eine Vaterfigur, man hatte Respekt vor ihm.
  • den Mauerbau 1961: Ich war damals zwölf Jahre alt und habe das bewusst erlebt. Wir hatten alle Angst vor einem neuen Krieg.
  • die Kuba-Krise 1962: Auch da war die Kriegsangst groß. Dass sie berechtigt war, ist ja später klar geworden. Es war gut, dass Kennedy besonnen blieb, denn die US-Generäle wollten ja einen Militärschlag gegen die Russen.
  • das Wembley-Tor 1966: Ich habe das WM-Finale zu Hause mit meinen Eltern geguckt. Im Fernsehen ging alles so schnell, das konnte man gar nicht richtig erkennen, ob der Ball jetzt drin war. Es gab ja noch nicht zig Kameras und Zeitlupen wie heute. Die Tage danach war das dritte Tor natürlich der Aufreger schlechthin in meinem Freundeskreis.
  • die Studentenproteste 1968: Ich war damals im katholischen Internat der Steyler Missionare in Geilenkirchen. Ich stand ein Jahr vor dem Abitur. Als politisch denkender junger Mann habe ich die Proteste wahrgenommen, mich aber nicht beteiligt. Ich hatte diese Protesthaltung nicht und wollte damals noch Pfarrer werden.
  • den Machtwechsel 1969: Ich habe Willy Brandt als charismatischen Politiker wahrgenommen. Dass die SPD nun nach 20 Jahren CDU regierte, war für mich ein normaler Vorgang in einer Demokratie.
  • die WM 1974: Die Niederlage gegen die DDR durch das Tor von Sparwasser war für mich als Fußballfan schon ein Tiefschlag fürs seelische Gleichgewicht.
  • die alternative Bewegung der 70er Jahre: Das war für mich nicht prägend. Als die Grünen später in den Bundestag einzogen mit Jeans und Pullovern, das war schon sehr gewöhnungsbedürftig.
  • den Mauerfall 1989: Das war ein glücklicher Zufall in der Geschichte, den Helmut Kohl genutzt hat. Ich hatte gedacht, eine Wiedervereinigung sei nur in einem vereinigten Europa möglich.
  • die Einführung des Euro 2001: Trotz aller Probleme eine gute Entscheidung. Würde man zu den alten nationalen Währungen zurückkehren, ginge durch den ständigen Umtausch zu viel Zeit und Geld verloren. Eine starke D-Mark würde zudem den Export hemmen, deutsche Waren würden teurer, die Wirtschaft würde weniger verdienen, Arbeitsplätze wären gefährdet.

Wilhelm Krudewig wird zwar 65, doch an Ruhestand denkt er noch lange nicht, obwohl er seinen Rentenantrag schon gestellt hat. Es gibt noch viel zu tun in seinem Verlag und auf dem Golfplatz. Und es sind noch viele Krimis zu lesen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort