Konzert in Meckenheim Galaktisches Kopfkino weckt Begeisterung

Meckenheim · Sinfonisches Blasorchester der Tomburg Winds brilliert vor 660 Zuhörern mit live gespielter Filmmusik. Langer Applaus für die jungen Musiker und ihren Leiter Adi Becker.

 Die Dramatik der Bilder auf der Leinwand unterstreichen die Tomburg Winds mit ihrer Livebegleitung der Filmmusik von „1805“.

Die Dramatik der Bilder auf der Leinwand unterstreichen die Tomburg Winds mit ihrer Livebegleitung der Filmmusik von „1805“.

Foto: Axel Vogel

Pulverdämpfe wabern über grüne Wiesen, Kanonendonner dröhnt drohend durch die Jungholzhalle. Plötzlich ist inmitten des Nebels eine Frau auf dem Schlachtfeld zu erkennen, die den Namen ihres geliebten Mannes ausruft, während dieser sein Leben für sein Land riskiert. Die bewegenden Bilder des Kurzfilms „1805 – A Town's Tale“ zeigen die Sinnlosigkeit des Krieges. Einen nicht geringen Teil ihrer Dramatik ziehen sie aus der Filmmusik, die das Sinfonische Blasorchester der Tomburg Winds auf den Punkt genau live einspielt. Als Glanzlicht des Konzerts „Tomburg Winds goes Hollywood“ wagt das Orchester ein ungewöhnliches musikalisches Experiment: Beim Live-Einspielen von Filmmusik, während der Streifen über die Leinwand flimmert, dürfen die 60 Musiker nicht aus dem Takt geraten, sonst passen Bilder und Musik nicht mehr zusammen.

Die musikalische Herausforderung meistert das Sinfonische Blasorchester unter Leitung von Adi Becker mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. 26 Minuten lang fiebern rund 660 Zuhörer mit den Protagonisten des Films von Regisseur Walter Bednarik und der Musik von Komponist Otto M. Schwarz sowie mit den Musikern, von denen die meisten das Leinwandgeschehen gar nicht sehen, sondern genauestens auf das Dirigat Beckers zu achten haben.

Dass der Dirigent seine zumeist jungen Musiker, allesamt etablierte Talente der Musikschule der VHS Voreifel, gerne mit neuen musikalischen Aufgaben konfrontiert, wissen die Zuhörer im Saal. Der in Rheinbach lebende Profimusiker Becker spornt sein Ensemble immer wieder zu neuen Höchstleistungen an – allerdings nie, ohne seinen Humor zu verlieren. So fragt er sich vor dem ersten Takt von „1805“ selbst, ob er zuvor noch seine Brille aus der Garderobe holen solle? Gelächter bei Zuhörern wie Orchestermitgliedern. Lang anhaltender, zum Teil stehender Beifall belohnt die Tomburg Winds nach dem Abspann des Films für das gelungene Experiment. Selbst Becker applaudiert seinen Musikern.

Schon mit einem kinobekannten Tusch hatte der Konzertabend begonnen: Pauken und Trompeten künden im Wortsinn Großes an. Nur: Das berühmte Art-déco-Gebäude aus dem Vorspann von 20th Century Fox sieht verändert aus. Anstatt des Schriftzugs des berühmten Studios ist das Motto „Tomburg Winds goes Hollywood“ zu lesen. Großes Kino für die Augen und die Ohren. Anschließend tauchen die Zuhörer in die Unendlichkeit des Weltalls ein, begleitet von den Klängen der Star-Wars-Filmreihe. Die Melodien der Sternensaga lösen ein galaktisches Kopfkino aus. Ergriffen lauscht das Publikum. Nicht anders ist es beim Potpourri der Westernfilmmusik von Ennio Morricone, des aufbrausenden Titels von „Fluch der Karibik“ oder den epischen Klängen des ersten Rocky-Films. Passenderweise beenden die Tomburg Winds ein brillantes Konzert mit dem Epilog aus dem Film Backdraft als Zugabe. In Deutschland hatte der Streifen mit Kurt Russell, Robert de Niro und Donald Su-therland den Untertitel „Männer, die durchs Feuer gehen“. Musikalisch gesehen sind auch die Tomburg Winds durchs Feuer gegangen. Dieses Experiment meistern sie mit Bravour.

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