Wo das Rasenmähen einen Tag dauert Führungen vom Burgherrn auf Burg Lüftelberg in Meckenheim

Meckenheim · Carl-Hubertus von Jordans pflegt Burg Lüftelberg in Meckenheim „mit fürsorglicher Hand und Verstand“. Auch wenn die Instandhaltung der Burg ihm viel abverlangt, ist sie sein "Arbeitsparadies".

Als Carl-Hubertus von Jordans die Burg Lüftelberg von seinem Onkel erbte, habe er sie in einem „gepflegten, altertümlichen Zustand“ vorgefunden, berichtet der Burgherr. Das war 1990 und alles andere als eine schlechte Ausgangslage für ein Leben in einem historischen Herrenhaus, das heute auf Meckenheimer Stadtgebiet liegt. Doch ohne die Bereitschaft, dem Erhalt des Familiensitzes in der Schloßstraße viel Geld und noch mehr Freizeit zu opfern, würde die malerische Wasserburg heute kein Ausflugsziel und kein Ort für Konzerte und Familienfeiern sein.

Ganze vier Jahre nahmen die ersten Renovierungsarbeiten in Anspruch, ehe die „Herrlichkeit“ Kurkölns 1994 wieder gänzlich bewohnbar war. Die Kosten für die Reparaturen – sie beinhalteten eine Erneuerung des Kanals, der Elektrik sowie die Installation eines 23 000 Liter fassenden Heizöltanks – zahlte von Jordans fast komplett aus eigener Tasche.

Wie der gelernte Kfz-Mechaniker dem General-Anzeiger erzählt, schulte er vor 27 Jahren zum Finanzberater um und arbeitete anschließend unermüdlich, um das nötige „Kleingeld“ aufzubringen. Auf ein etwaiges Familienvermögen konnte er nicht zurückgreifen, als er in einer Etagenwohnung in Höxter den Entschluss fasste, der Burg Lüftelberg zu neuem alten Glanz zu verhelfen.

Besucherführungen vom Burgherrn persönlich

Heute führt von Jordans regelmäßig Besucher durch ein Objekt, das erstmals 1260 urkundlich erwähnt wurde. Ihr heutiges Aussehen bekam die Burg Lüftelberg allerdings erst im 18. Jahrhundert, als Josef Clemens von der Vorst zu Lombeck sie von Wehrmauer und Eckturm befreite und zu einem barocken Landschlösschen umbaute.

Herzstück des auf einer Insel gelegenen Denkmals ist der „Gartensaal“. Grisaillemalereien, die Szenen aus den Fabeln von Jean de La Lafontaine zeigen, sind dem Schlosspark von Versailles nachempfunden. Seit 2011 können sich Verliebte dort das standesamtliche Ja-Wort geben.

Auch wenn die Instandhaltung der Burg Lüftelberg von Jordans viel abverlangt hat und auch in Zukunft abverlangen wird, ist der Burgherr stolz auf sein Domizil. „Ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen“, schwärmt er von dem Zuhause seiner Kinder, das stolze 800 Quadratmeter Nutzfläche und 20 Hektar Land zählt. Für ihn ist die Burg Lüftelberg, die er in fünfter Generation „mit fürsorglicher Hand und Verstand“ pflegt, ein „Paradies“ – oder vielmehr ein „Arbeitsparadies“, wie er sich selbst korrigiert.

Ausdruck der Mühen, die ein Burgherr auf sich nehmen muss, ist etwa die Zeit, die es braucht, um im barocken Garten seines Anwesens den Rasen zu mähen. „Das dauert einen ganzen Tag“, weiß von Jordans aus eigener Erfahrung zu berichten. Schließlich haben er und seine Familie bei allen anfallenden Arbeiten stets selbst angepackt.

Mut und Risikobereitschaft

Erst seit einem schweren Verkehrsunfall im Jahr 2015 muss von Jordans kürzertreten. Ob er den Umzug nach Lüftelberg deshalb je bereut hat? „Nein“, antwortet der Finanzberater – wenngleich er zugibt, dass zu so einem Schritt „eine Menge Mut und Risikobereitschaft“ gehören. Wirtschaftlich würde sich die „Denkmalpflege“ nämlich heute nicht rechnen.

So etwas wie Ärger verspürt von Jordans beim Erzählen über seine Burg eigentlich nur, wenn er über die Zeit des Zweiten Weltkriegs spricht, als amerikanische Soldaten das komplette Mobiliar und Stoffe plünderten, um es in der Umgebung an die notleidende Bevölkerung zu verteilen.

Nicht dass er die damalige Notwendigkeit des Vorgehens nicht nachvollziehen kann, doch hätte sich von Jordans gewünscht, dass die Empfänger die „Hilfsgüter“ irgendwann zurückbringen. So schmunzelt er bei dem Gedanken, dass sich auf Meckenheimer Dachböden noch Bettwäsche mit eingesticktem Familienmonogramm befindet.

Die nächste Führung durch die Burg Lüftelberg findet am 15. Oktober statt. Die Teilnahme kostet fünf Euro.

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