Rundgang zu Meckenheimer Kulturtagen Forscher untersuchen Alten Friedhof in Meckenheim

Meckenheim · Seit Jahren erforscht der Heimatverein Meckenheim den 1831 gegründeten Friedhof in Meckenheim. Dabei entdeckten seine Mitglieder: Das älteste noch erhaltene Grab stammt nicht wie gedacht aus dem Jahr 1874.

Wie auch der 120 Jahre ältere jüdische Friedhof in Meckenheim, so sei auch der Alte Friedhof bis zur heutigen Zeit ein Spiegel des gesellschaftlichen Wandels, meinte Meinolf Schleyer. „Dabei waren die Recherchen beim Alten Friedhof viel aufwendiger“, sagt der Vorsitzende des Heimatvereins Meckenheim bei einem Rundgang während der 21. Meckenheimer Kulturtage.

1831 wurde die Begräbnisstätte an der Bonner Straße gegründet und bis 1877 immer wieder erweitert. Die zahlreich erschienenen Besucher erfuhren vieles über die letzte Ruhestätte Meckenheimer Bürger – von denen einige Stadtgeschichte geschrieben hatten.

Auch nach Jahren der Recherche finden Meckenheims Heimatforscher immer wieder Neues. Bis 2017 galt das Familiengrab der von Clers als die älteste erhaltene Grabstätte. Dort wurde 1874 auch der ehemalige Bürgermeister (1856-1863) Ludwig von Cler bestattet. Doch fand sich mit dem Grab von Franz Ruland eine ältere Stätte. „Der Heimatverein hatte auf einen Rückschnitt der Hecke bestanden. Da wurde dann der Grabstein entdeckt. Franz Ruland starb 1838 sehr jung mit 21 Jahren“, erläuterte Schleyer.

Seit sechs Jahren beschäftigt sich der 82-Jährige intensiv mit der Geschichte und den Verstorbenen auf dem Alten Friedhof. „Als meine Frau 2013 starb, habe ich mich ganz bewusst für diesen Friedhof entschieden. Ein wesentlicher Punkt war für mich, dass der Friedhof denkmalgeschützt ist, und wenn Denkmal drauf steht, dann muss auch Denkmal drin sein. Genau das wollte ich“, so Schleyer.

Auseinandersetzung zwischen Stadtverwaltung und Heimatverein

Faszinierend findet der Heimatforscher, dass der Alte Friedhof die Geschichte der Stadt und ihres gesellschaftlichen Wandels erzählt. „In Meckenheim hat es bis auf den Alten Friedhof kein Thema gegeben, das fast kontinuierlich von 1830 bis zum heutigen Tag Pfarrer, Stadträte, Bürgermeister und Regierungsvertreter ausgiebiger beschäftigt hat“, zog Schleyer Bilanz.

Seit einigen Jahren dreht sich eine Auseinandersetzung zwischen Stadtverwaltung und Heimatverein um die bis heute nicht realisierte Renovierung der aus dem Jahr 1900 stammenden Leichenwagenremise – trotz Kostenvoranschlag des Heimatvereins. „Bis heute, nach fast zwei Jahren, liegt dem Heimatverein noch keine Mitteilung vor, wie und wann die Stadtverwaltung die Erfordernisse, die sich aus dem Denkmalschutzgesetz ergeben, erfüllen will“, bedauerte Schleyer.

Kritisch beleuchtete der Friedhofsexperte auch die Entfernung eines Grabmals der Familie Schmitz im vergangenen Jahr. Sechs Mitglieder der Familie – die Eltern Aloys und Anna Schmitz, deren Kinder Carl Josef und Maria Rita sowie die Großmutter Maria Anna und die Tante Gertrud Schmitz – starben am 2. März 1945 gegen 12.30 Uhr beim Bombardement auf Meckenheim.

Bei Besuchern wurden Erinnerungen wach

Während der Familienvater seine letzte Ruhe auf dem Ehrenfriedhof fand, wurden die übrigen Familienmitglieder separat in einem Familiengrab beerdigt. Letzteres wurde 2018 entfernt, da es, so die Stadtverwaltung, über keinen Sonderstatus im Sinne des Gräbergesetzes verfüge und der denkmalgeschützte Umfang des Friedhofareals begrenzt sei. Eine Interpretation, gegen die der Heimatverein Widerspruch eingelegt hat.

Thema des Rundgangs war auch die 1891 vom Ehepaar Ruland gestiftete alte Friedhofskapelle, die die Stadt, das Erzbistum Köln und die Kirchengemeinde 1984 restaurierten. Auf der Rückseite befindet sich heute der Grabstein von Johann Laurenz Ruland und seiner Frau Margaretha, deren Grab wie 35 andere im Jahr 1973 wegen der Erweiterung der Bonner Straße und dem Bau der Parkbuchten ausgehoben wurde. Weiter ging es zu den 69 Gedenktafeln mit 124 Namen auf dem Ehrenfriedhof.

Für den einen oder anderen Besucher wurden bei der Erwähnung der letzten Kriegstage eigene Erinnerungen wach. Teilnehmer Peter Ruland fand die Hintergrundgeschichten äußerst interessant, auch wenn er nicht sagen konnte, ob der 1838 verstorbene Franz Ruland ein Verwandter von ihm gewesen war.

Wolfgang und Jutta Otto genossen den Rundgang. „In jede Stadt, in die wir kommen, besuchen wir die Friedhöfe. Wenn man alte und neue Gräber mit ihren Inschriften betrachtet, kann man Kulturgeschichte verfolgen. Das finden wir interessant“, sagte das Meckenheimer Ehepaar.

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