Unterbringungsmöglichkeiten in Meckenheim Es wird fleißig Wohnraum geschaffen

MECKENHEIM · Schon seit mehr als 30 Jahren dienen die städtischen Häuser am Siebengebirgsring in Meckenheim der Unterbringung von Asylbewerbern und Obdachlosen.

 Meckenheims Beigeordneter Holger Jung (r) besucht Flüchtlinge, die ihre Brackenunterkünfte am Siebengebirgsring neu streichen.

Meckenheims Beigeordneter Holger Jung (r) besucht Flüchtlinge, die ihre Brackenunterkünfte am Siebengebirgsring neu streichen.

Foto: Axel Vogel

„Sie sind in die Jahre gekommen und in keinem guten Zustand, aber wir sind froh, sie zu haben“, bekennt der Erste Beigeordnete Meckenheims, Holger Jung. In einem der Häuschen wird fleißig gewerkelt. Die Fassade und die Holzverkleidung des Giebels haben schon einen neuen Anstrich erhalten und auch innen riecht es nach Farbe.

Die jungen Männer, die die kleine Küche, das Bad und die Schlafräume der etwa 60 Quadratmeter großen Unterkunft renovieren, stammen aus Syrien und sind Flüchtlinge.

Hassan Wail ist einer von ihnen. Routiniert geht der 27-Jährige mit dem Pinsel um. Er habe in seiner Heimat als Maler gearbeitet, berichtet Wail. Er helfe hier gerne, um einerseits die Unterkünfte für die Bewohner schöner zu machen und andererseits der Stadt Meckenheim etwas zurückzugeben.

Seit sieben Monaten ist er in Deutschland. Sein Asylverfahren ist noch nicht im Gang. „Kein Fingerabdruck, kein Interview, kein Termin“, übersetzt Dolmetscher Wissam al Sheikh, selbst Flüchtling aus Syrien, und fügt von sich aus hinzu: „wie alle hier“.

„Es werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“

„Dass das so lange dauert, ist die eigentliche Katastrophe“, kommentiert Holger Jung. Daher sei er froh, dass mit der Renovierungsaktion am Siebengebirgsring „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden“, denn gleichzeitig würden die Asylbewerber auch einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen.

Auch die anderen Unterkünfte sollen nach und nach an die Reihe kommen. „Wir könnten noch mehr Flüchtlinge als Helfer gewinnen“, sagt Jung. Doch die Arbeiten müssten auch begleitet werden und das binde Stadtmitarbeiter. Die Personalsituation rund um Flüchtlingskoordinator Joachim Neienhuis-Wibel werde sich in Kürze verbessern. Ein weiterer Hausmeister werde ab Juni im Einsatz für die Flüchtlinge sein. Zudem betreut ein zusätzlicher Sozialarbeiter aus dem Team des Kooperationspartners Rheinflanke die Meckenheimer Flüchtlinge im Auftrag der Stadt.

Bau eines neuen Wohnheims

Gut voran gehe es auf der benachbarten Baustelle, wo die Meckenheimer Entwicklungs- und Wohnungsgesellschft MEWoGe gerade ein Wohnhaus für Flüchtlinge baut. Bis Ende des Jahres soll es fertig sein. Im Vergleich zu den alten Häuschen bietet der Neubau einen hohen Standard, weiß Jung. Weitere etwa 50 Meter Luftlinie entfernt am östlichen Rand der Werferwiese des Schul- und Sportzentrums, nehmen bereits die Holzmodule, die ebenfalls der Unterbringung von Flüchtlingen dienen sollen, Gestalt an. Beinahe im Minuten-Takt werden die fertigen Holzbauten angeliefert.

Zunächst sollen zwei zweigeschossige Module für bis zu 120 Personen errichtet werden. Auch am Ersdorfer Sportplatz sei mit den vorbereitenden Arbeiten für das dort geplante Holzmodulhaus für 60 Personen begonnen worden. Ein drittes Modul auf der Werferwiese für weitere 60 Personen behalte die Stadt zunächst in der Hinterhand, so Jung.

Das gleiche gelte für den Merler Saal und die Lüftelberger Mehrzweckhalle, die bereits für Flüchtlinge hergerichtet wurde, aber noch nicht belegt wird. Bei der Verteilung der Flüchtlinge auf die vorhandenen Unterkünfte haben Familien mit Bleibeperspektive die höchste Priorität und Anspruch auf würdevolle Unterbringung, erläuterte Jung.

Den niedrigsten Standard biete zweifellos die Fronhofhalle: „Da möchte niemand lange bleiben.“ Die Zahl der Flüchtlinge in Meckenheim liege derzeit konstant bei 430. Zwar habe es etwa 25 Zuweisungen seit Jahresbeginn gegeben, dafür seien andere gegangen. Spätestens dann, wenn Asylverfahren mit der Anerkennung von Asylanträgen abgeschlossen werden, rechnet Jung damit, dass durch die Familienzusammenführung wieder mehr Menschen nach Meckenheim kommen. „Dann wollen wir handlungsfähig sein“, sagte er.

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