Tag gegen Gewalt an Frauen in Meckenheim "Es gibt Menschen, die ihnen helfen"

MECKENHEIM · Gewalt gegen Frauen hat weltweit viele Gesichter - und auch hierzulande gibt es Opfer. "Wussten Sie, dass zwei von fünf Frauen in Deutschland in ihrem Leben sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren? Dass jede vierte Frau von ihrem Partner misshandelt wird? Dass Gewalt gegen Frauen unabhängig von Bildung, Einkommen und sozialem Status ausgeübt wird?"

 Flagge zeigen (v.l.) Anne Schmidt-Keusgen von der katholischen Bildungsstätte, die stellvertretende Bürgermeisterin Heidi Wiens und die Gleichstellungsbeauftragte Bettina Hihn.

Flagge zeigen (v.l.) Anne Schmidt-Keusgen von der katholischen Bildungsstätte, die stellvertretende Bürgermeisterin Heidi Wiens und die Gleichstellungsbeauftragte Bettina Hihn.

Foto: Roland Kohls

Diese Fragen stellte Vize-Bürgermeisterin Heidi Wiens in ihrer Ansprache zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Montag auf dem Meckenheimer Kirchplatz. Wiens führte auch Beispiele aus anderen Ländern auf, zum Beispiel China, wo in der Ein-Kind-Ehe Töchter keinen Wert haben. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Meckenheim, Bettina Hihn, und der Leiterin des Katholischen Familienbildungswerkes, Anne Schmidt-Keusgen, als Vertreterin der beteiligten Sozialeinrichtungen hisste Wiens die Flagge der Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" mit der Forderung "Frei leben - ohne Gewalt" und zeigte sich so solidarisch mit diesem Anliegen.

"Es gibt Menschen, die ihnen helfen", erklärte Anne Schmidt-Keusgen den Betroffenen und wies auch auf psychologische oder wirtschaftliche Gewalt hin, die sich durch Armut im Alter oder ungleichen Lohn äußere. Begleitend stellten sich die Sozialeinrichtungen der Region mit ihrem Angebot für Frauen auf dem Meckenheimer Kirchplatz vor. Unter dem Motto "Gewalt kommt mir nicht in die Tüte" verteilten die Mitarbeiterinnen Papiertüten, die mit Informationsmaterial über mögliche Anlaufstellen waren. "Nein zu Brautgeld" forderte ein Plakat - und das auch auf Kurdisch und Türkisch. Noch heute sei es üblich, dass Frauen wie Vieh verkauft werden - oft an ältere Männer, berichtete Gule Cinar-Sahin vom Fachdienst für Integration und Migration der Caritas. Sie selbst habe schon für eine von häuslicher Gewalt betroffene Meckenheimerin den Kontakt zum Frauenzentrum Bad Honnef hergestellt, berichtete Hihn. Ob dadurch der Teufelskreis durchbrochen werden konnte, weiß sie nicht: "Die meisten gehen nach Hause zurück."

Unter den wenigen Bürgerinnen und Bürgern, die durch ihre Präsenz Solidarität bezeugten, waren neben einigen Ratsvertretern auch Türkan Yildirim und Birsen Akter. Die beiden Frauen, die kurdische Wurzeln haben und nun in Meckenheim zu Hause sind, haben vor etwa einem Jahr eine Selbsthilfegruppe für Frauen mit Migrationshintergrund ins Leben gerufen. Bis zu 70 Frauen nehmen daran teil, berichteten sie. Viele ihrer Landsfrauen müssten lernen, dass Frau sein mehr bedeute, als Kinder zu gebären. Viele könnten weder lesen noch schreiben. Ziel sei es, ihnen Selbstständigkeit zu vermitteln, etwa durch Sprachkurse. Die Selbsthilfegruppe stehe in Kontakt zu den Sozialeinrichtungen der Caritas, zur Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und arbeite auch im Arbeitskreis für Migration und Integration mit.

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