Bauen im Heimerzheim Eltern wehren sich gegen Neubauten

Swisttal-Heimerzeim · Auf einer bisher als Spielplatz genutzten Freifläche am Heimerzheimer Heckenweg sollen Wohnhäuser entstehen. Anwohner des Ortes und ihre Kinder gehen jetzt auf die Barrikaden. Unterstützung finden sie bei den Swisttaler Grünen.

„Die Bäume sollen bleiben. Und der Sandkasten und die Schaukel auch“, erklärt Melina (5), während sie mit Pinsel und Farbe bunte Spielgeräte auf ein großes Blatt Papier malt. Das fertige Plakat, das auch Nina (7) und Emma (5) mitgestalteten, fand seinen Platz gut sichtbar an einem der großen Bäume auf der Grün- und Spielfläche am Heimerzheimer Heckenweg.

Etliche Anwohner hatten sich am frühen Samstagnachmittag dort versammelt, um sich über das Vorhaben, auf der 1200 Quadratmeter großen Freifläche ein Einfamilienhaus und ein Doppelhaus zu errichten, zu informieren. Viele nutzten die Gelegenheit, durch ihre Unterschrift oder das Anbringen von Plakaten und Bannern ihren Unmut zu äußern. Die Grünen hatten die Aktion, die unter dem Motto „Lieber spielen als versiegeln“ stand, initiiert. Unterstützt wurden sie von der SPD, „Die Swisttaler“ und dem Verein „Rettet Bäume und Biotope“.

„Es geht darum, die Lebensqualität der Menschen, die hier wohnen, zu erhalten. Hier will jemand das schnelle Geld machen und das tragen wir nicht mit“, fand Sven Kraatz, Sprecher der Grünen im Planungsausschuss, deutliche Worte.

Wie berichtet hatten im Swisttaler Rat die SPD, die Grünen und „Die Swisttaler“ die Änderung des Bebauungsplans Hz 21 abgelehnt. Diese war vom Immobilienbüro Stefan Breyer beantragt worden, um auf der Freifläche mit Rutsche, Schaukel, Tischtennisplatte, Sandkasten und altem Baumbestand drei Wohneinheiten zu errichten. CDU, FDP und BfS hatten dafür votiert und sich mit 20 zu 18 Stimmen durchgesetzt. Argumentiert wurde mit der Innenverdichtung in bestehenden Wohngebieten und der Schaffung von Wohnraum.

Um die Spielfläche auszugleichen, hatte der Investor bereits bei einem Ortstermin mit allen Fraktionen Mitte April eine Verlegung des Spielplatzes hinter das Haus Heckenweg 55 zugesagt. Ebenso wurde die Anregung aufgenommen, die vorhandenen Stellplätze bestehen zu lassen und die Plätze nicht zwischen die Häuser zu legen. Außerdem wurde die Planung von ursprünglich fünf auf jetzt drei Häuser abgespeckt.

Doch die Gegner ließen sich nicht überzeugen. Sie hoffen nun, dass im Zuge der offiziellen Planung, die auch die Beteiligung der Öffentlichkeit vorsieht, viele Anwohner und Nachbarn ihre Unterschriften und Argumente gegen eine Bebauung vorbringen. „150 Unterschriften haben wir bereits gesammelt und ich bin sicher, dass noch sehr viele dazukommen werden“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Udo Ellmer. Die rund 40 Kinder, die in den Mehrfamilienhäusern am Heckenweg leben, waren zuvor bereits mit einer eigenen Unterschriftenaktion aktiv geworden. „Das zeigt, wie sehr ihnen dieser Platz am Herzen liegt“, so Ellmer.

Dankbar für den Vorstoß der Grünen zeigten sich die Anwohnerinnen Lydia Laschmanow und Lydia Hirsch, die seit 20 bzw. 19 Jahren am Heckenweg leben. Ihnen würden die Häuser im wahrsten Sinne des Wortes „vor die Nase“ gesetzt. „Wir sind 150-prozentig dagegen“, echauffierte sich Lydia Laschmanow. „Wir haben ohnehin sehr kleine Fenster und die neuen Häuser würden uns das komplette Licht nehmen. Außerdem würde den Kindern der Platz zum Spielen und Toben fehlen.“

Gisela Rupp, die seit über 40 Jahren in der Siedlung am Heckenweg wohnt, würde sogar über einen Umzug nachdenken. „Wenn die Häuser wirklich kommen, werde ich versuchen, wegzuziehen.“ Viele Familien mit Kindern waren der Einladung der Grünen gefolgt. Sergej Gensel, Vater von drei Kindern im Alter von zwölf, zehn und sechs Jahren, steht den Planungen kritisch gegenüber. „Es soll so bleiben, wie es jetzt ist. Die Fläche, auf der als Ausgleich ein neuer Spielplatz entstehen soll, ist viel zu klein. Dort kann man nicht Fußball spielen.“

Sofia Demel, Mutter einer fünfjährigen Tochter, zeigte ebenfalls kein Verständnis für das Bauvorhaben. „Es wäre wirklich sehr schade für die Kinder, wenn der Platz zum Spielen wegfallen würde.“ Auch älteren Menschen liegt viel am Erhalt der Grünfläche. Einige Bewohner des benachbarten Seniorenzentrums St. Clara hatten den Weg zur Veranstaltung der Bebauungsgegner gefunden. „Dass hier Kinder fröhlich spielen, ist auch für die Senioren wichtig. Die Fläche trägt zur Belebung der Gegend bei“, befand Bernd Uckel-Marx.

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