Geschichte des herrschaftlichen Wohnhauses Die Villa Heimerzheim war einst ein Müttererholungsheim

Heimerzheim · Die Villa am Alten Kloster hat eine wechselvolle Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts von der damaligen Burgpächterin gebaut, übernahmen später die Franziskanerinnen den Bau und unterhielten auch eine Entbindungsstation.

 Das Foto aus den 50er Jahren zeigt die Villa als Müttererholungsheim.

Das Foto aus den 50er Jahren zeigt die Villa als Müttererholungsheim.

Foto: AK Heimat

Die Villa in Heimerzheim prägt im Ensemble mit dem Alten Kloster, das unter Denkmalschutz steht, seit mehr als einem Jahrhundert das Ortsbild. Professor Hermann Schlagheck hat ihre Geschichte mit Hinweisen von Rudolf Bölkow im Rhein-Sieg-Jahrbuch 2007 beschrieben.

Demnach wurde das Gebäude von Franziska Schult errichtet. Sie hatte als Pächterin oder Burghalfin nach dem Tode ihres Vaters Balthasar Schult 1866 den landwirtschaftlichen Betrieb der Burg Heimerzheim zunächst mit ihrer Mutter und nach deren Tod allein bewirtschaftet. Später übertrug sie den Betrieb an ihren Neffen Karl Anton Schult. Mit dessen Familie wohnte Franziska Schult zunächst gemeinsam auf der Burg.

Um 1895 entschloss sie sich, neben dem Kloster ein „für damalige Verhältnisse imposantes Wohnhaus“ zu bauen. Diese Villa hatte mehr Räume als Franziska Schult mit ihrer Gesellschafterin Fräulein Else samt Personal nutzen konnte, schreibt Schlagheck. Nachdem Franziska Schult am 26. März 1923 gestorben war, ging die Villa entsprechend ihrem letzten Willen an die Kirchengemeinde über. „Kloster und Villa bildeten seitdem unter der Leitung der Franziskanerinnen eine Einheit vor allem für die Kranken- und Altenpflege“, so Schlagheck.

Jeden Monat kamen 25 Mütter zur Kur

Nachdem im Zweiten Weltkrieg das Kloster als Lazarett gedient hatte, nahmen die Schwestern nach Kriegsende wieder den ursprünglichen Betrieb auf und richteten eine Entbindungsstation ein, einen Kindergarten und eine Kindertagesstätte. Im Januar 1949 beantragten die Schwestern beim Sozialminister des Landes Nordrhein-Westfalen einen Zuschuss, um das „villenartige Gebäude“, das bis dahin „unwirtschaftlich genutzt“ worden sei, in ein Müttererholungsheim umzubauen.

Dem Antrag wurde stattgegeben, und so kamen an jedem ersten Tag eines Monats jeweils 25 Mütter zu einer vierwöchigen Erholung nach Heimerzheim. Diese Nutzung endete aber angesichts der erhöhten Anforderungen an die medizinische Versorgung und dafür notwendige Umbauten, die die immer älter werdenden Schwestern nicht mehr bewältigen konnten.

Im Oktober 1964 brannte das Obergeschoss der Villa durch einen Kaminbrand völlig aus, die darunter liegenden Räume wurden durch den Löscheinsatz schwer beschädigt. Schlagheck: „Die im Frühjahr einsetzenden Reparaturarbeiten wurden auf Veranlassung der Zivilgemeinde in Ludendorf eingestellt, nachdem bekannt wurde, dass die Schwestern den Betrieb der Müttererholung nicht mehr aufnehmen wollten.“

Im Juli 1965 verließen die letzten Ordensschwestern den Ort. Das Kloster ging an die Erzdiözese Köln, die es der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Kunibert Heimerzheim übereignete. In der Villa wurde im April 1968 der katholische Kindergarten eröffnet. Ein Anbau Mitte der 70er Jahre ermöglichte die Einrichtung einer zweiten Gruppe.

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