Die Glocke in der Meckenheimer Kirche Sankt Johannes ist 200 Jahre alt Die bronzene Catharina überstand beide Weltkriege

MECKENHEIM · Als Gemeindemitglied hat Matthias Grüne ein großes Interesse an der Geschichte der Pfarrgemeinde Sankt Johannes der Täufer in Meckenheim. Bei seinen Recherchen stieß er nun auf ein Ereignis von 1819.

 Matthias Grüne berichtet in einem Vortrag über die Geschichte der vor 200 Jahren in Sieglar gegossenen Glocke Catharina.

Matthias Grüne berichtet in einem Vortrag über die Geschichte der vor 200 Jahren in Sieglar gegossenen Glocke Catharina.

Foto: Axel Vogel

Denn da kam die Glocke Catharina in die heutige Apfelstadt. Das Jubiläum feierte die Gemeinde am Wochenende beim Patrozinium mit einem Glockenkonzert, die Geschichte der Glocke stellte Grüne in einem Vortrag mit Tonbeispielen vor.

Dass eine Bronzeglocke 200 Jahre alt werde, sei nichts so Besonderes, erklärte Grüne. Aber Catharina hat einiges hinter sich und ist in ihrer Art auffallend. Sie ist eine Septimeglocke.

Ihre Form nennt sich "Barockrippe", sie ist deutlich breiter als hoch. Catharina hat einen Durchmesser von 1,12 Metern und eine Höhe von knapp 90 Zentimetern. Dabei kommt die Bronzeglocke auf stolze 900 Kilogramm Gewicht. Ihr Schlagton ist "f'-4".

Die barocke Art hat Einfluss auf ihr Tonspektrum. "Das ist für heutige Ohren weniger harmonisch, dafür aber farbenreicher", so Grüne. Gegossen wurde sie in der Werkstatt der Brüder Georg und Heinrich Claren in Sieglar. Dabei kam vermutlich Bronze einer Vorgängerglocke zum Einsatz.

Zumindest lege die lateinische Hauptinschrift das nahe, so Grüne. Der Vers, der im Original ein "Chronogramm" ist, in dem das Gussjahr der Glocke in römischen Ziffern versteckt ist, übertrug er sinngemäß so ins Deutsche: "Diese Glocke erklingt, die nun Catharina genannt wird, durch unser Spendengeld wiedergeboren aus Erz".

Weniger klar sei, woher die Glocke ihren Namen habe. Anders als bei vielen anderen Kirchenglocken gibt es keinen Verweis auf eine Heilige. Lediglich Salbeiblätter als Symbol für die Erlösung und ein Bild mit einer Kreuzigungsszene erinnern an den kirchlichen Einsatz.

Dafür werden zahlreiche Würdenträger der Stadt genannt, darunter eine "Catharina Shaefer, genannt Roth", als Zeugin der Konsekration. Da liege es nahe, sie als Namenspatronin anzusehen.

Bemerkenswert an der Meckenheimer Glocke ist vor allem, dass sie beide Weltkriege recht unbeschadet überstanden hat. Denn in diesen Zeiten wurden zahlreiche Glocken eingeschmolzen, als das Metall für Granatenhülsen oder Elektrotechnik gebraucht wurde.

1917 entging Catharina diesem Schicksal, weil sie aufgrund ihres Alters als denkmalwürdig galt. Im Zweiten Weltkrieg transportierte man sie gemeinsam mit zwei anderen Glocken aus Meckenheim ab. Sie landete in Hamburg in einem Glockenlager. "Da schmolz man die Glocken nach Alter ein, die jüngsten zuerst", so Grüne.

Catharina hatte Glück, bevor sie an die Reihe kam, war der Krieg zu ende. 1947 kam sie daher zurück nach Meckenheim, bis auf einige Abplatzungen am Rand unbeschädigt. Seit 1948 erklingt sie wieder an der Seite der kleinsten, ebenfalls erhaltenen Glocke "Joseph" aus dem Jahr 1922.

Zwei Gussstahlglocken ergänzen seit 1952 das Geläut zum heute bekannten Klang. Eine Rekordglocke ist sie jedoch nicht. Allein in der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim gibt es fünf deutlich ältere Glocken. Die älteste stammt aus dem Jahr 1458 und hängt im Merler Dom.

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