Einbrüche in Meckenheim Bürger, Polizisten und Einbruchsopfer tauschten sich über Sicherheit aus

MECKENHEIM · Zunächst sah sich der Mann interessiert das Schaufenster des Merler Computer-Ladens an. Minutenlang, mitten in der Nacht. Auch bei der Suche nach Werkzeug im Umfeld ließ er sich Zeit. Dann warf er einen eisernen Gullydeckel in die Schaufensterscheibe, entwendete zwei Notebooks und verschwand mit seinem Fahrrad.

 Viele Meckenheimer sind aufgrund von Einbrüchen verunsichert...

Viele Meckenheimer sind aufgrund von Einbrüchen verunsichert...

Foto: dpa

Eine Kamera hielt den Einbruch fest. Den Film zeigte Ladenbesitzer Georg Wollsiefen am Freitagabend bei der Veranstaltung "Lebenswertes Meckenheim?" einem betretenen Publikum. Zu dem Infoabend hatte die Bürgerprojektgruppe "Sicherheit in Meckenheim" in den Ratssaal im Ruhrfeld geladen.

"Mit Ignorieren und Schönreden werden keine Probleme gelöst", erklärte Peter Dunkel von der Bürgerprojektgruppe. Die setzt sich seit 2010 mit der Kriminalität vor Ort auseinander und hatte nun Betroffene sowie Vertreter von Polizei, Stadt und örtlichen Kirchengemeinden zum öffentlichen Austausch zusammengerufen. "Wenn der Staat seine Aufgaben nicht erfüllt, sollen die Bürger sich selbst helfen - auch beim Schutz des Eigentums", so die Kritik Dunkels, der die Frage stellte: "Wie weit müssen wir aufrüsten?" Auch ein versuchter Einbruch führe zur Verunsicherung, betonte der Meckenheimer, der vor allem Polizeipräsenz forderte.

Die Täter schrecke das Ergreifungsrisiko, nicht die Strafe. Auch Thomas Wenz wurde Opfer von Einbrechern. Um Spuren zu vernichten, hatten die Täter das ganze Haus mit Feuerlöschpulver besprüht: "Kein Hemd, kein Strumpf, nichts war mehr zu verwenden", berichtete er vom 50 000-Euro-Schaden.

Hilmar Freiherr von der Recke war bis 2011 als Jugendrichter am Amtsgericht Euskirchen für Meckenheim zuständig. Jugendlichen Täter entstammten häufig bildungsfernen Schichten, berichtete er von seinen Erfahrungen. Sie würden sich zu ethnisch gemischten Gruppen zusammenschließen, in denen sie sich hervortun wollten. Bis zu 120 Straftaten würden Jugendliche verüben. Die Unterbesetzung der Polizei prangerte Hermann-Josef Borjans vom Bund Deutscher Kriminalbeamter an.

Nur etwa 60 Minuten stünden für die Aufklärung eines Einbruchs zur Verfügung: "Es herrscht kein Mangel an Kenntnissen, sondern an Personal!" Erfolge der Polizeiarbeit vermeldete hingegen Polizeidirektor Dieter Weigel: "Wir haben seit 2008 die Straßenkriminalität in Meckenheim um 50 Prozent reduziert." Bei vielen gleichzeitigen Polizei-Einsätzen könne es zu Engpässen und dadurch zu langen Wartezeiten kommen: "Ich habe keinen Reservespieler auf der Bank, sondern alle auf dem Feld."

Gute Nachrichten hatte Kriminalrat Dirk Schuster. Vor kurzem seien einige Einbrecher ins Netz gegangen. "Solche Ermittlungserfolge geschehen nicht von heute auf morgen", so Schuster. Er brauche nicht nur mutmaßliche Täter, sondern auch Beweise, um eine Verurteilung herbeizuführen.

Dass sie wenig Einfluss auf potenzielle Täter haben, machten die Vertreter der Meckenheimer Kirchengemeinden deutlich: "Wirklich problematische Jugendliche erreichen wir nicht", sagte der katholische Pfarrer Reinhold Malcherek. Die Notwendigkeit etwas zu tun, unterstrich auch der Imam des Arabischen Kulturvereins Scheikh Abdelkader Daoud: "Im Islam hat die Sicherheit eine der obersten Prioritäten." Er setze auf das Gespräch mit den Tätern.

Die Präventionsmaßnahmen der Stadt - Ordnungsaußendienst, Jugendarbeit und Investitionen in Infrastruktur - stellte Bürgermeister Bert Spilles vor, die Ergebnisse einer Umfrage der Jungen Union zur Sicherheit in Meckenheim Carsten Kolenda. Als Erfolg wertete Peter Dunkel die Veranstaltung. Die Thematik und das Leid der Betroffenen seien deutlich geworden. Die große Resonanz von etwa 150 Teilnehmern nannte Dunkel ein Zeichen dafür, wie kritisch die Situation sei.

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