Medienschüler in Rheinbach Glasfachschüler präsentieren Filmprojekt über Plastikmüll

Rheinbach · Medienschüler der Glasfachschule Rheinbach haben einen aufrüttelnden Film über Plastikmüll gedreht. Auf Helgoland traf das Team den Abenteurer Arved Fuchs. Am Samstag feiert der Film in Beuel Premiere.

 Ein strangulierter Vogel, der Opfer des Mülls geworden ist.

Ein strangulierter Vogel, der Opfer des Mülls geworden ist.

Foto: Glasfachschule

Die Dunkelheit bricht schon herein über Rheinbach. Die Klassenräume und Gänge der Glasfachschule sind so gut wie menschenleer – nur im Schneideraum der Medienschüler brennt ein spärliches Licht. Dort legen zehn angehende Gestaltungstechnische Assistenten letzte Hand an den 50 Minuten langen Umwelt-Dokumentarfilm „Flügel kriegen“ der diesen Samstag in der Beueler Brotfabrik Premiere feiert.

Seit mehr als einem Jahr verbringen die 18 bis 25 Jahre alten Berufsschüler nahezu jede freie Minute mit der Produktion des beeindruckenden Films, angeleitet von Berufsschullehrer, Filmproduzent und Kameramann Bernd Siering. „Unsere ursprüngliche Idee war es, einen Film zu realisieren, über Menschen die anders leben, bewusster leben und sorgsam mit der Umwelt umgehen“, berichtet der 64-Jährige. „Das klingt erst mal nicht so spannend, aber wenn man sich darauf einlässt und offen ist, entdeckt man immer.“

40 Stunden Filmmaterial von 20 Drehtagen

Ansporn für das Team sind die Medienschüler des vergangenen Jahrgangs, die im Sommer mit ihrer Umweltdoku „Skrupellos“ beim renommierten NaturVision-Filmfestival in Ludwigsburg den Newcomer-Filmpreis gewonnen haben. Natur-Vision ist ein Branchenfestival mit internationalem Filmwettbewerb und hoch dotierten Preisen.

„Auf Festivals wollen wir auch. Es steckt viel Herzblut in diesem Film, und das soll auch zu sehen sein“, findet Robin Queins, der sich um den Schnitt und weitere Details der Endfassung kümmert. Fast 40 Stunden Filmmaterial sind an etwa 20 Drehtagen entstanden – eine Mammutaufgabe, daraus einen Film mit 50 Minuten Länge zu schneiden. „Es ist unfassbar, Schüler zu haben, die sagen: Zeit spielt keine Rolle“, findet Schulleiter Jochen Roebers.

Bunte Zettel an der Wand des Schneideraums zeigen, welche Dramaturgie die jungen Filmemacher entwickelt haben, um ihre Geschichte zu erzählen. Spontan zog es sie ans Bonner Rheinufer, um zu schauen, wie viel Plastikmüll und sonstiger Unrat der Strom mit sich führt. „Tatsächlich wurden wir gar nicht richtig fündig“, berichtet Christina Krebs. Die Recherche ergab, dass Greenpeace am Wochenende zuvor eine Reinigungsaktion am Rheinufer gestartet hatte. Auf Helgoland traf das Team den Abenteurer Arved Fuchs. Die Medienschüler segelten mit auf seinem Expeditionsschiff, sammelten Müll am Strand und machten auf sein Geheiß hin eine Entdeckung, die ihnen den Atem raubte.

Sie standen hoch über den berühmten Klippen Helgolands und konnten sehen, dass sich die dortige Basstölpel-Kolonie angewöhnt hat, als Nestbaumaterial Plastikfasern aus Dollyropes – Quasten aus dünnen Plastikfäden, die in der bodennahen Fischerei eingesetzt werden – zu nutzen. „Ganze Nester werden aus Plastikfasern gebaut, und immer wieder kommt es vor, dass die Tiere nicht nur das Plastik fressen, sondern sich mit den Fäden selbst strangulieren und elendig verenden“, sagt Siering. Das Team filmte alles für die Dokumentation.

Hochemotional sind nicht nur diese Bilder, sondern vor allem die Szenen, in denen die jungen Leute vor laufender Kamera über ihre Gefühle zum Erlebten berichten. „Wir haben aber auch gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, Plastik zu vermeiden“, sagt Tobias Klumpp. Auf ein Happy End werden die Zuschauer vergebens warten.„Flügel kriegen“: Der Dokumentarfilm feiert am Samstag, 7. Dezember, ab 14 Uhr Premiere in der Kinemathek in der Brotfabrik, Kreutzstraße 16 in Beuel. Weitere Vorführungen gibt es am gleichen Tag um 15 Uhr und am Samstag, 14. Dezember, ab 15 Uhr. Karten für fünf Euro können per Mail an bernd.siering@topas-film.de bestellt werden.

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