Gespräch am Wochenende "Es war eine geile Zeit"

Bornheim-Uedorf · Andreas „Schrader“ Dorn (50) aus Bornheim-Uedorf, 17 Jahre bei Guildo Horn und den Orthopädischen Strümpfen an der E-Gitarre, spielt seit Herbst bei „De Räuber“. Die Kölner Traditionsband wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. 200 Auftritte im Karneval liegen hinter ihm.

 Räuber an der Gitarre: Andreas „Schrader“ Dorn.

Räuber an der Gitarre: Andreas „Schrader“ Dorn.

Foto: De Räuber

Schrader – ein „Räuber“, Bäumer – bei den „Fööss“. Erleben wir momentan den epochalen Generationswechsel der kölschen Traditionsbands
Schrader: Mein Kollege Mirko, mit dem ich zusammen schon mal gern als „Lustige Musikanten“ auftrete, hat in dieser Session bereits seinen Fööss-Test auf der Bühne absolviert. Ja, der Generationswechsel ist bei vielen Bands ein Thema. Unser Sänger Torben Klein ist seit drei Jahren dabei und wird demnächst das Gründungsmitglied Karl-Heinz Brand beerben. Damit einher geht auch eine stilistische Erweiterung der Karnevalsmusik: Brings haben mit dem Knaller „Superjeile Zick“ das Feld bereitet. Die sind ja eine Rockband und wollen es bleiben. Seitdem dürfen die Lieder im Karneval nicht nur mit traditionellen Werten gespickt sein, sondern auch mit Pop- und Rock-Elementen.

Wie fühlte sich die erste Session als Räuber an?
Schrader: 200 Auftritte, die Sitzungen sind voll. Es war eine geile Zeit, aber echt anstrengend. Es gab die Damen, die auf den Hintern klopfen beim Einmarsch und schreien wie die Wilden. Bei den Herren geht es da ein bisschen kerniger zu – bei Hämmche und Bier. Das ist jeck, da hat der Karneval für jeden was zu bieten.

Was war ein Augenblick, von dem Sie sagen, davon kann ich die karnevalslose Zeit emotional zehren?
Schrader: Die Stimmung, die dir entgegenkommt in den Sälen, ist durchweg positiv. Die Leute wollen Spaß haben und deshalb ist es, obwohl es so furchtbar anstrengend ist als Musiker, echt ein tolles Erlebnis. Das gibt dir Kraft, wenn du in der Session mal ein bisschen schwächer wirst. Wenn du als Räuber mit dem „Trömmelche“ anfängst – da können die Leute nicht lauter schreien als beim „Kölle Alaaf“. Das ist unglaublich.

Und es gab in dieser Session ein Lied der Räuber, welches besonders gut angenommen wurde...
Schrader: Das war unsere Sessionsnummer „Dat es Heimat“. Das Ding läuft wie Sau – der Mitsingfaktor ist enorm. Kurz nach der Veröffentlichung im Herbst hat der Song Helene Fischer mit „Atemlos“ eine Woche lang von Platz eins der Schlagercharts bei iTunes weggeschossen – für eine Kölner Band phänomenal. Du spürst, dass dieser Song einer der Sessionshits war, da alle mitgegangen sind. Die Gefahr ist auch immer: Wenn wir hier zu viel neu machen, sagen die Leute: 'Dat sinn ävver nit mi de Räuber'. Wir wollen die Qualität der letzten 25 Jahre umsetzen in die heutigen, zeitgenössischen musikalischen Ausdrucksformen.

Gab es einen Augenblick, auf den Sie eher hätten verzichten können?
Schrader: Ich habe unterschätzt, dass es so körperlich anstrengend war. Man muss gesundheitlich sehr auf sich aufpassen. Das geht an die Substanz – vor allem an Wochenenden, wenn es samstags bis spät in die Nacht geht und am Sonntag wieder früh weiter. Das Klischee, an Karneval immer nur 'blau' zu sein: Das geht gar nicht. Das würde dich auseinandernehmen.

Was macht der Schrader bis zum nächsten 11.11.?
Schrader: Zum 25-Jährigen haben wir uns als „Räuber“ was vorgenommen: Im Juli gibt es drei Jubiläumskonzerte in Köln. Wir werden so richtig von einem Orchester begleitet und spielen möglichst wenig selbst, damit es orchestral klingt – ein anderes Konzerterlebnis. Im Palladium machen wir am 1. Oktober ein richtig großes 25-Jahre-Ding, dann kommen viele Gäste von anderen namhaften Kölner Bands dazu. Im Millowitsch-Theater gibt es im April eine ganz andere Sache, die mir als Musiker besonders gut gefällt. Da spielen wir akustische Sachen, die mehr so im Krätzje-Wesen funktionieren. Und es gibt noch eine Räuber-Tour, die nennt sich: „Welthits op Kölsch“. Wir spielen in kleinen Clubs Cover auf berühmte Rocknummern von den Eagles, CCR oder Pink Floyd. Und denen werden kölsche Texte verordnet. Das ist relativ rockig und macht das Räuber-Leben im Jahr bunt.

Aber das kommt Ihnen als Musiker doch sehr entgegen.
Schrader: Das ist genau, was ich als Musiker so liebe. Das fordert, es wird nie langweilig. Am 20. Februar spiele ich mit Schrader@Parisi in der Harmonie in Bonn. Dieses Projekt will ich auch unbedingt weiter pflegen. Diese Vielfalt – das liebe ich so.

Die nächste Session ist genau drei Wochen länger. Muss man sich als Musiker darauf anders vorbereiten?
Schrader: Es werden in der nächsten Session wohl um die 240 Auftritte statt 200 sein. Die Termine stehen schon alle. Es ist eher härter, wenn es sich in einer kurzen Session zusammenstaucht. Das wird vielleicht im nächsten Jahr nicht ganz so stressig.

Wie und wann schreibt ihr eure Lieder für 2017? Ihr braucht ja einen neuen Knaller?
Schrader: Wir tauschen uns viel aus und probieren viel. Das ist das Geile an einer Band, die übers Jahr viel spielt: Ideen werden einfach mal live ausprobiert. Denn du musst am 11.11. eine neue Sache an den Start bringen.

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