Sterbebegleitung in Alfter Ein Kurs für „Letzte Hilfe“

Alfter-Oedekoven · In Würde zu Hause sterben wünschen sich die meisten Menschen. Bei einem Kursus im Oedekovener Rathaus gibt der Hospizdienst für Bornheim und Alfter Angehörigen Tipps und Hilfestellungen für die letzte Lebensphase.

 Über den Umgang mit Sterbenden referiert Wilson Schaeffer (M.) beim Kursus „Letzte Hilfe“ im Oedekovener Rathaus.

Über den Umgang mit Sterbenden referiert Wilson Schaeffer (M.) beim Kursus „Letzte Hilfe“ im Oedekovener Rathaus.

Foto: Axel Vogel

Sterben, Tod, Trauer: der Verlust gehört zum Leben. Das wissen die zwölf Teilnehmer des Kursus „Letzte Hilfe“ im Oedekovener Rathaus. Fast jeder hat schon einmal einen geliebten Angehörigen verloren. Trotzdem bleibt bei vielen das Gefühl, zu wenig über das Sterben zu wissen: Was passiert eigentlich in der letzten Lebensphase eines Menschen? Welche Beschwerden treten auf? Wie verhält sich ein sterbender Mensch? Welche Vorsorgemöglichkeiten gibt es und welche Entscheidungen sind zu treffen?

Antworten wollen sie in dem Kursus bekommen, den der ambulante Hospizdienst für Bornheim und Alfter zum ersten Mal gemeinsam mit der Volkshochschule Bornheim/Alfter und der Gemeinde Alfter anbietet. Dozent Wilson Schaeffer, einer der beiden Team-Koordinatoren des Hospizdienstes, beantwortet anhand von Beispielen die Fragen der Anwesenden.

Immer wieder bringen die Teilnehmer in Wortmeldungen ihre persönlichen Erfahrungen ein, wie sie den Tod eines Angehörigen samt anschließender Trauer erlebt haben und welche Lücke der Verstorbene in seiner Umgebung hinterlassen hat.

„Der Tod ist ein Teil des Lebens. Wir möchten Ihnen vermitteln, wie Sie Sterbenden Mut machen, Ängste nehmen und helfen können“, sagt Schaeffer zu Beginn des Seminars. In dem vierstündigen Workshop informiert er über den Sterbeprozess, erläutert körperliche und geistige Veränderungen und gibt Tipps zur Palliativversorgung.

Margret Kraus und ihre Schwester Elisabeth Broicher-Wachter möchten mehr über den Verlauf des Sterbeprozesses erfahren. „Vor zwei Monaten ist unser Vater mit 95 Jahren gestorben. Unsere 91-jährige Mutter leidet sehr unter dem Verlust. Sie hat Angst vor der Nacht und kann nicht schlafen. Wir wissen aber nicht, ob ihre Symptome Folgen des Traumas vom Tod unseres Vaters sind oder ob bei ihr der Sterbeprozess bereits begonnen hat“, sagt Kraus.

„In unserem Kursus vermitteln wir Basiswissen für alle Bürger. Denn Sterbebegleitung ist keine Wissenschaft, sondern praktizierte Mitmenschlichkeit, die in der Familie und der Nachbarschaft möglich ist“, beschreibt Schaeffer die Zielsetzung der Veranstaltung, deren Name zugleich Programm ist. Denn analog zur Ersten Hilfe – da werden bei akuter Verletzung und Erkrankung Maßnahmen mit dem primären Ziel des Überlebens des Patienten getroffen – soll die Letzte Hilfe bei den Patienten Leid lindern und die Lebensqualität, soweit möglich, erhalten.

Außenstehende können an unterschiedlichsten Veränderungen den Beginn des Sterbens feststellen. So ändert sich die Atem- und Kreislauftätigkeit, der Betroffene nimmt die Umwelt anders wahr, reagiert weniger auf Ansprachen und weist manchmal sogar Berührungen zurück. „Sterbende zeigen auch eine gewisse Ambivalenz. Auf der einen Seite will man gehen, auf der anderen Seite hängt man noch am Leben“, so Schaeffer.

Um die Versorgung des Angehörigen im letzten Lebensabschnitt frühzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken, weist Schaeffer noch einmal auf die Bedeutung einer Vorsorgevollmacht hin, die eine Teilnehmerin indes als Abgabe von Verantwortung infrage stellt. Der Dozent hält dagegen: „Ich erhalte dadurch die Fürsorge eines Anderen. Und ich rate immer wieder dazu, eine solche Vollmacht, die notariell nicht beglaubigt sein muss, abzuschließen – im Unterschied zu einer Patientenverfügung, die sich nur an den Notarzt richtet. Und der muss sowieso handeln.“

Die Entscheidung für einen oder mehrere Bevollmächtigte führe zu intensiven Gesprächen und der persönlichen Auseinandersetzung mit den letzten Wünschen des Betroffenen, so Schaeffer. Dabei müsse man stets den ganzheitlichen Menschen als Körper und Geist, soziales und spirituelles Wesen, betrachten.

Besonderes Interesse weckt bei den Teilnehmern die Thematik Ausgabe von Medikamenten zur Schmerzlinderung. Genauso wichtig seien allerdings, so Schaeffer, das einfach nur Da-sein des Umfeldes. Oder beispielsweise, dass man mal eine leichte Massage oder Aromatherapie durchführe. Denn Sterbende würden häufig durch körperliche Beschwerden wie unter anderem Übelkeit, Angst, Unruhe, aber auch Depression oder mit der Sorge um die künftigen Hinterbliebenen belastet.

Schwierig wird es für Angehörige, wenn der Sterbende weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich nehmen möchte. „Man stirbt allerdings nicht, weil man aufhört zu essen und zu trinken, sondern man hört damit auf, weil man stirbt“, sagt Schaeffer.

Aufmerksam lauscht der Witterschlicker Jürgen Welge den Ausführungen des Dozenten. „Als mein Vater vor zehn Jahren starb, war das nicht so schön. Da meine Frau und ich keine Kinder haben, wollte ich mehr über die Möglichkeiten erfahren, falls ich mal schwer krank werden sollte.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort