GA-Umfrage Das sagen Menschen aus der Region für das Jahr 2020 voraus

Rhein-Sieg-Kreis · Wie stellen Sie sich das Jahr 2020 vor? Der General-Anzeiger hat Menschen aus der Region sieben Fragen gestellt. Welche Prognosen unsere „Wahrsager“ abgeben, lesen Sie hier.

 Im Jahr 2020 finden Kommunalwahlen statt. Auch dazu haben wir unsere „Wahrsager“ befragt. (Symbolfoto)

Im Jahr 2020 finden Kommunalwahlen statt. Auch dazu haben wir unsere „Wahrsager“ befragt. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Emilio Morenatti

Wieder ein Jahr, gar ein Jahrzehnt abgehakt. Was mag das neue Jahr bringen? Der General-Anzeiger hat fünf „Wahrsager“ jeweils sieben Fragen gestellt. In die Zukunft schauen Bettina Habeth, Udo Weinbörner, Bernd Schumacher, Klaus Grewe und Manfred Lütz.

■ Hält die Große Koalition in Berlin?

Udo Weinbörner, Buchautor aus Meckenheim: Ob ich als Spökenkieker tauge, wie man im Sauerland, wo ich herkomme, Menschen mit „zweitem Gesicht“ bezeichnet, wage ich zu bezweifeln. Für die Vorhersage von Katastrophen besitze ich endgültig weder Neigung noch Kompetenz. Aber drücken will ich mich nicht um die Antwort: Nein, sie hält nicht. Es ist ein Trend der Zeit, jenen Macht zu geben, die Veränderungen versprechen. 2020 wird politisch wohl keine Zeit des besonnenen Abwägens, sondern eher eine Zeit der Wagnisse und der Gestaltungskräfte auf vielen Ebenen werden.

Bernd Schumacher, Musiker und Autor aus Rheinbach: Meines Erachtens wird die Große Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode halten, weil die SPD eingesehen hat, dass sie mehr Wähler zur nächsten Wahl mobilisiert, wenn sie in der Regierungsverantwortung aktiv Politik mitgestaltet, als vorzeitig die Koalition zu verlassen, um sich politisch neu zu definieren.

Klaus Grewe, „Erfinder“ der Morenhovener Kabaretttage und Römerkanal-Experte: Ich denke schon. Bei einer berechtigten Angst vor dem Ergebnis haben alle drei Regierungsparteien nämlich keine Sehnsucht nach Neuwahlen.

Bettina Habeth, Rektorin der Grundschule Witterschlick: Es gilt weiterhin den Arbeitsauftrag, der den Parteien der Großen Koalition durch die Wählerstimmen gegeben wurde, zu erfüllen. Es liegt also an der Bundeskanzlerin und ihren Partnern die Entscheidung für oder gegen das Fortbestehen der Großen Koalition zu treffen.

Manfred Lütz, Bestseller-Autor und Klink-Chef aus Merten: Das glaube ich nicht.

■ Wer wird im September bei der Kommunalwahl Bürgermeister/in Ihrer Kommune?

Weinbörner: In Meckenheim tritt mit Bert Spilles ein beliebter Bürgermeister nicht mehr an. Der Nachfolgekandidat der CDU, sein Stellvertreter Holger Jung, wird es nicht leicht haben, in der Umbruchphase „die Reihen geschlossen zu halten“. Aber ich denke, er hat gute Chancen auf eine Wahl ins Amt.

Schumacher: Ich bin der Meinung des noch amtierenden Bürgermeisters Stefan Raetz, dass der Stadt Rheinbach ein neues Gesicht von außerhalb gut tun würde. Egal, wer es sein wird, er wird in große Fußstapfen seines langjährigen Vorgängers treten.

Grewe: Nochmal lesen im Kaffeesatz und dann die Frage: Wenn´s doch in Swisttal läuft, warum soll ich dann etwas ändern?

Habeth: Als Schulleiterin kann ich keine Prognose abgeben, da ich damit nicht die nötige Zurückhaltung wahren würde. Ich bin allerdings sicher, dass das Verhältnis zwischen der Gemeinde Alfter und der Grundschule Witterschlick ein weiterhin sehr gutes sein wird.

Lütz: In Bornheim wird es knapp.

■ Wird Donald Trump als US-Präsident wiedergewählt?

Weinbörner: Wer wird in Zeiten wie diesen behaupten wollen, die Menschheit wäre vernünftiger geworden? Seine Chancen sind nicht kleiner als bei seiner ersten Wahl. Stoppen kann ihn wohl nur das Amtsenthebungsverfahren. Aber dafür fehlen am Ende die Mehrheiten.

Schumacher: Leider wird auch der künftige Präsident der USA wieder Donald Trump heißen. Auch wenn es nach unserem Demokratieverständnis noch so absurd scheinen mag. Die Nordamerikaner ticken einfach anders. Trump wird wieder genügend Kniffs, Deals und Betrügereien einsetzen, um aus den Wahlen erfolgreich hervorzugehen. Außerdem fehlt den Demokraten ein charismatischer Gegenkandidat, der das verhindern könnte.

Grewe: Furchtbar! Wahrscheinlich: ja. Und das Schlimme ist, dass er sich rund um den Erdball in bester Gesellschaft befindet. Und wenn diese Herren das Vorbild für die Gesellschaft sein sollten, dann würde sich deren egoistisches Benehmen auch auf den Umgang der Menschen miteinander abbilden. Man stelle sich vor: Kollegen, Nachbarn und Freunde pflegen einen solchen Umgang miteinander, wie Trump ihn dem Rest der Welt vorlebt... Es graust einem!

Habeth: Das laufende Amtsenthebungsverfahren zeigt deutlich, wie uneins die US-Amerikaner sind: Während das Repräsentantenhaus für die Eröffnung des Verfahrens stimmte, ist nun der Senat am Zug. Steht dieser, republikanisch dominiert, erwartungsgemäß hinter dem Präsidenten, wird uns am 3. November die Frage der Wiederwahl beantwortet werden.

Lütz: Ich hoffe nicht.

■  Wer wird Fußball-Europameister und wie schneidet die deutsche Mannschaft ab?

Weinbörner: Belgien, Niederlande und Frankreich spielen für mich derzeit einen ausgezeichneten Fußball. Aber auch die deutsche Mannschaft hat mit vielen jungen Spielern ein riesiges Potenzial. Ich wage die Prognose: Frankreich wird Europameister, Deutschland scheidet früher aus, bietet aber schönen Fußball und macht wertvolle Erfahrungen mit dieser Truppe für die nächste WM, wo wir dann ganz vorn mitspielen werden.

Schumacher: Ich habe schon mit meinem Tipp für die letzte Fußballweltmeisterschaft richtig gelegen, dass es Frankreich sein wird. Sie verfügen über das größte Reservoir an Weltklassespielern, die in allen Top-Ligen Europas unterwegs sind. Der Generationenwechsel in Löws Truppe ist noch nicht so weit fortgeschritten und gefestigt, dass die Mannschaft ernsthaft um den Titel mitspielen kann. Vielleicht ist sie bei der nächsten Weltmeisterschaft so weit.

Grewe: Reines Wunschdenken: Deutschland kommt ins Endspiel und siegt natürlich!

Habeth: Frankreich ist für mich klarer Titelaspirant. Die Mannschaft ist als amtierender Fußballweltmeister eingespielt und hat sich weiterentwickelt. Joachim Löw hat die DFB-Elf kürzlich mit der Schulnote „gut“ bewertet. Doch die Gruppengegner sind mit Frankreich und Portugal extrem stark. Daher kommt das Aus in der Gruppenrunde.

Lütz: Keine Ahnung, ich hoffe, es gibt nicht wieder eine deutsche Pleite.

■ Welches Buch sollte man 2020 unbedingt lesen?

Weinbörner: Die Romane meines Lieblingsschriftstellers Erri De Luca: „Der Himmel im Süden“ oder „Das Meer der Erinnerung“.

Schumacher: Ich empfehle insbesondere den Lesern historischer Romane das Buch „Tyll“ von Daniel Kehlmann. Eine faszinierende Reise in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der Tradition des „Simplicissimus“. Außerdem ist es ein Werk von hohem literarischen Anspruch.

Grewe: Ganz egoistisch: Meins! Im Begleitband zur Ausstellung im Rheinbacher „Römerkanal-Informationszentrum“ wird ein großer Überblick über die römische Technik des Wasserleitungsbaus gegeben. Darin stecken fast 50 Jahre Forschung. Und das Ergebnis sind viele neue Erkenntnisse zur römischen Aquädukttechnik von der Planung und Vermessung bis zur Wassernutzung, etwa zum Antrieb von Steinsägemaschinen! Deshalb meine Empfehlung: Besuchen Sie das nagelneue Infozentrum gleich neben dem Glasmuseum und dem Naturparkzentrum. Und wer das dort Gebotene vertiefen möchte, sollte unbedingt „Aquädukte – Wasser für Roms Städte“ lesen.

Habeth: Ich lese gerade „Out on a Limb“ von Benjamin Kilham. Kilham hat Jahrzehnte wilde Schwarzbären beobachtet, verwaiste aufgezogen und ausgewildert. Es ist aber nicht nur ein Buch über faszinierende Einblicke in die Welt der Schwarzbären, es ist auch eine Aufforderung, den unterschiedlichsten Lernwegen Türen zu öffnen: Kilhams Dyslexie hat ihn einst daran gehindert, einen akademischen Grad und wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen. Doch gerade sein vermeintliches Unvermögen gab ihm die einmalige Fähigkeit Systeme zu entziffern, die ihn heute zum führenden Experten für Schwarzbären macht.

Lütz: „Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“ von Arnold Angenendt.

■ Ihr persönliches Projekt für 2020?

Weinbörner: Meine beiden neuen Romane „Der Tote an der Himmelpforte“ über die Entstehung des Klosters Heisterbach im Siebengebirge (April) und der zweite Teil meines Schiller-Romans „Der lange Weg nach Weimar“ (August).

Schumacher: Schon lange schiebe ich das Projekt, einen neuen Regional-Krimi zu schreiben, vor mir her. Im Jahr 2020 habe ich es mir ganz fest vorgenommen. Außerdem habe ich in den letzten Jahren wieder so viele heitere Weihnachtsgeschichten, Gedichte und Lieder geschrieben, dass ich sie in einem neuen Buch vor dem nächsten Weihnachtsfest herausbringen möchte.

Grewe: Da es soeben erst eröffnet worden ist: Auch in 2020 das Römerkanal-Informationszentrum in Rheinbach. Dieses Infozentrum mit seiner ganz speziellen Thematik ist weltweit einzigartig. Und wenn die Schausammlung komplett steht, will der Freundeskreis Römerkanal e.V. mit Sonderausstellungen, Führungen und Aktionen wie dem Römertag das Thema immer wieder neu beleben und von verschiedenen Seiten beleuchten. Es soll spannend bleiben!

Habeth: Das ultimative persönliche Projekt gibt es noch nicht, es ist eher die Summe aus kleineren Dingen, wie die Pflanzung weiterer Obstbäume im Garten, sodass dieser sich zunehmend zu einer Streuobstwiese entwickeln kann.

Lütz: Zwei Bücher fertig schreiben.

■ Welche Angewohnheit wollen Sie sich 2020 abgewöhnen?

Weinbörner: Ich vernachlässige beim Schreiben viel zu häufig meine Freunde, die ein wirkliches Geschenk sind. Ich will mir endlich einmal angewöhnen, regelmäßig und öfter Zeitfenster und Muße für sie zu finden. Ich freue mich darauf.

Schumacher: Ich bin leider ein ausgesprochener Morgenmuffel. Darunter haben oft meine engsten Familienmitglieder zu leiden. Das will ich unbedingt abstellen und mich auch schon früh am Morgen an jedem neuen Tag erfreuen, den ich erleben darf.

Grewe: Ich werde meine Familie danach fragen! Denen fällt mit Sicherheit die eine oder andere Empfehlung dazu ein!

Habeth: Die Angewohnheit, nicht genügend auf die eigene Gesundheit zu achten. Damit ist nicht nur Ernährung oder sportliche Aktivität gemeint. Dazu gehört auch das einfache zuerst einmal Luft zu holen oder Zeit für sich zu schaffen.

Lütz: Angewohnheiten, die meine Mitmenschen ärgern.

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