Hebamme in Bornheim Zehn Stunden reichen nicht aus

BORNHEIM · Jugendhilfeausschuss will Erhöhung des Stundenkontingents für die Bornheimer Familienhebamme prüfen lassen

 Angelika Heusler ist die Familienhebamme.

Angelika Heusler ist die Familienhebamme.

Foto: Beckmann

Sie versteht sich als "Lotsin", die schwangeren Frauen und Müttern mit ihren Neugeborenen im ersten Lebensjahr die Richtung weist: Als Familienhebamme für die Gemeinden Alfter, Swisttal, Wachtberg und Bornheim unterstützt Angelika Heusler seit August 2013 Familien oder allein stehende Mütter, für die die Geburt ihres Kindes nicht nur Glück und Freude bedeutet. "Die meisten Frauen brauchen meine Hilfe, weil sie mit der Situation überfordert und unsicher sind", berichtete Heusler im jüngsten Bornheimer Jugendhilfeausschuss. Im Rahmen des Jahresberichtes der evangelischen Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Pränataldiagnostik der Diakonie zeichnete die Familienhebamme ihren Einsatzbereich nach.

Zehn Stunden pro Woche ist sie in dieser Funktion in Bornheim tätig - zu wenig, wie die steigende Anzahl der Klientinnen belegt. Waren es im gesamten Jahr 2014 noch 16 Klientinnen, die die Hilfe der Familienhebamme in Anspruch nahmen, ist die Anzahl in diesem Jahr bereits Ende August auf 18 gestiegen. Viele der Frauen leben noch nicht lange in Deutschland und brauchen viel Unterstützung um die Abläufe rund um Schwangerschaft, Geburt und im ersten Lebensjahr der Kinder kennen zu lernen. Aber auch bei Müttern, die häusliche Gewalt erlebt, Alkohol- oder Drogenprobleme haben oder an psychische Erkrankungen leiden kann Angelika Heusler unterstützend tätig werden.

"Bei den meisten Klientinnen stehen Themen wie Handling, Schlafen, Erziehung und Ernährung im Vordergrund", erklärte die Hebamme. "Unsichere, überforderte Klientinnen bestärke ich in ihren Kompetenzen und arbeite an der Mutter-Kind-Beziehung." Manchmal helfe es schon, eine feste Tagesstruktur einzuführen, nannte Heusler ein Beispiel. Auch die Begleitung bei Arztbesuchen, die Anbindung an Spielgruppen oder die Vermittlung an das interkulturelle Frühstückscafé "MamaMia" gehören zu ihren Aufgaben.

In den anderen Gemeinden, in denen sie insgesamt mit 19,5 Wochenstunden vertreten ist, bietet die Familienhebamme offene Gruppenangebote an, die sehr gut angenommen werden. "In Bornheim fehlt mir dafür die Zeit", bedauert sie. Auf Nachfrage aus dem Ausschuss erklärte Heusler, auch für schwangere Frauen in den Flüchtlingsunterkünften zuständig zu sein. Der Ausschuss beschloss zu prüfen, ob das Stundenkontingent erhöht werden kann. Die Kosten für die Beschäftigung einer Familienhebamme in Bornheim belaufen sich derzeit auf 16 000 Euro. 13 946 Euro werden über die Bundesinitiative "Frühe Hilfen" gefördert. Eine Erhöhung der Einsatzstunden hätte laut Jugendamtsleiterin Elvira Garbes jedoch keine Aufstockung der Förderung zufolge.

Bürgermeister Wolfgang Henseler hält eine Erhöhung der Stundenzahl derzeit für nicht finanzierbar. "Ein höheres Stundenkontingent für die Familienhebamme in Bornheim wäre sicher nötig und wünschenswert", räumte Henseler ein. "Dennoch muss ich dem Rat aufgrund der prekären Haushaltslage nachdrücklich empfehlen, keine zusätzlichen Aufwendungen zu beschließen."

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