Lage im Rhein-Sieg-Kreis Zahnärzte arbeiten trotz der Corona-Krise weiter

Bornheim/Troisdorf · Von fehlenden Masken bis Kurzarbeit: Zwei Zahnärzte aus dem Rhein-Sieg-Kreis berichten vom Betrieb ihrer Praxen während der Corona-Krise.

 Zahnärzte sollen den Betrieb in ihren Praxen auch in Zeiten von Corona aufrechterhalten.

Zahnärzte sollen den Betrieb in ihren Praxen auch in Zeiten von Corona aufrechterhalten.

Foto: dpa/Markus Scholz

„Was Sie wissen müssen“ – die Worte stehen über dem Text auf der Internetseite von Zahnarzt Ingo Kessel aus Bornheim-Sechtem. Kessel informiert darin seine Patienten, welche Behandlungen in seiner Praxis aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus noch möglich sind – und welche nicht. Die Praxis halte sich an die Vorgaben, auf die sich Bundesärztekammer und Kassenzahnärztliche Vereinigung geeinigt hätten. Demnach soll der Betrieb der Praxen im „üblichen Rahmen“ aufrecht erhalten werden. Untersuchungen zur Kontrolle und Vorsorge würden allerdings ebenso wie professionelle Zahnreinigungen zunächst bis zum 20. April ausgesetzt.

Im Gespräch mit dem General-Anzeiger ergänzt Kessel, dass man auch versuche, Termine von Patienten zu verschieben, die zu einer Risikogruppe gehören. Dazu zählen Menschen ab einem Alter von 60 Jahren, aber auch solche mit Vorerkrankungen. Kessel stellt allerdings auch klar: „Wer Schmerzen hat, wird behandelt.“ Auch Behandlungen über mehrere Sitzungen, etwa zur Bekämpfung von Zahnfleischschwund, würden zu Ende behandelt. Denn andernfalls müssten diese später komplett wiederholt werden.

Kessel weiß, dass er und seine Kollegen sich dabei der Gefahr aussetzen, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Um das Risiko zu verringern, würden spezielle Schutzmasken der Klasse FFP 3 benötigt. Doch gebe es davon momentan zu wenige. Trotzdem würde Kessel aber sogar Patienten mit Corona-Symptomen behandeln. Dies jedoch dann mit einem speziellen Visier aus Plexiglas.Die Zukunft seiner Praxis, erzählt Kessel, könne er momentan kaum planen. Denn man wisse nicht, wie sich die Situation weiterentwickelt. Klar ist für ihn nur, dass er die Praxis schließen muss, sollte er sich selbst infizieren.

„Praxen werden früher oder später zu Infektionsherden“

Indes ist ein Zahnarzt aus Troisdorf, der anonym bleiben möchte, davon überzeugt, dass die Praxen „früher oder später“ zu Infektionsherden werden. Sie seien nicht ausreichend mit Schutzkleidung versorgt. „Die Masken, die wir Zahnärzte regulär verwenden, sind nicht virendicht“, äußert er sich. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein hat Mitte des Monats zwei FFP 3-Masken an jede Zahnarztpraxis versandt. Inzwischen können die Praxen auch Schutzoveralls, unsterile Nitrilhandschuhe, FFP 2-Schutzmasken und Schutzbrillen über die Kassenzahnärztliche Vereinigung bestellen. „Das ist bei weitem nicht ausreichend“, bemängelt der Troisdorfer Zahnarzt.

Zahnärzte sind, wie auch Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken, verpflichtet, ihre Leistungen aufrechtzuerhalten. Dabei unterliegen sie dem Sicherstellungsauftrag der gesetzlichen Krankenversicherung. Schließen Ärzte ihre Praxen, ohne einen Vertreter anzugeben, drohen ihnen Sanktionen. Viele Patienten sagen ihre Termine aber aus Angst vor einer Ansteckung oder aus Vorsicht ab.

„Ich habe Kurzarbeitergeld beantragt“, sagt der Zahnarzt aus Troisdorf. Er verstehe nicht, wieso jede Praxis weiterhin regulär geöffnet haben soll und nicht ein zentraler Notdienst eingerichtet werde, der die Versorgung sicherstellt. „Meine Mitarbeiter und ich haben Angst“, gibt der Zahnarzt zu. „Wir haben keine Plexiglasschreibe, die uns schützt, wir können auch keinen Sicherheitsabstand zu dem Patienten einhalten.“

Hinzu kommt, dass viele Zahnärzte über 50 Jahre alt sind und somit automatisch zur Risikogruppe gehören. „Wir gefährden auch andere, schließlich werden wir nicht getestet“, sagt der Zahnarzt aus Trois­dorf. Die Betreuung von Altenheimen, die er sonst leistet, habe er, so berichtet der Zahnarzt, aktuell ausgesetzt – zum Schutz der älteren Menschen.

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