Burg Hemmerich Wirtschaftsgebäude und Torpavillon sind renoviert worden

BORNHEIM-HEMMERICH · Eine Burgruine, im Hintergrund blauer Himmel und weiße Wolken: Für Dichter der Romantik wäre die auf dem Kamm des Vorgebirges liegende Ruine Hemmerich eine ergiebige Inspiration. Nur die Außenmauer steht noch, zwischen zwei Fensteröffnungen wächst Efeu. Überall bröckeln Steine, in der einstigen Burghalle liegen Überreste des Gemäuers.

 Nur die Außenmauer steht noch, zwischen zwei Fensteröffnungen wächst Efeu: Burg Hemmerich.

Nur die Außenmauer steht noch, zwischen zwei Fensteröffnungen wächst Efeu: Burg Hemmerich.

Foto: Wolfgang Henry

"Hier fällt immer wieder mal was runter", erzählt Peter Zimmermann, der die Schlüssel für die jetzigen Burgbesitzer verwaltet. Trotz der Baufälligkeit der Ruine lässt sich das hochherrschaftliche Anwesen von einst noch erahnen. Im 13. Jahrhundert ließ Ritter Albero von Hemberg hier auf Resten einer Römervilla eine Burg errichten.

Von 1729 bis 1733 wurde die Burg im Stil des rheinischen Rokoko umgestaltet. Als Sommersitz für die Familie von und zu Pütz sollte sie künftig dienen. Im Stadtarchiv finden sich Texte des Bornheimer Lokalhistorikers Norbert Zerlett (1911-1993), in denen er die Burg im Wandel der Zeit beschreibt. Nach seinen Aufzeichnungen hatte das Gebäude zu dieser Zeit vier flankierende Zwiebeltürmchen und ein "Krüppelwalmdach", das auch auf der Giebelseite geneigte Dachflächen hatte.

Gut vorstellbar, dass die Familie von und zu Pütz hier einige unbeschwerte Sommer verbracht hat. Auf der Südseite der Burg liegt ein Park, von dem aus sich ein weiter Blick auf Rheintal, Vorgebirgsschleife und Siebengebirge eröffnet. Noch in den 1950er Jahren beschreibt Zerlett einen größeren Baumbestand auf dem Grundstück, der unter anderem die älteste Eibe des Landkreises Bonn beherbergte.

Heute stehen nur noch vereinzelt Bäume auf dem Gelände. Laut Peter Zimmermann wurden die meisten vor drei bis vier Jahren gefällt, weil sie morsch waren. Geht man weiter, stößt man auf einen 1731 gebauten Gartenpavillon. Er erhielt den Namen Dichterhäuschen, als der künstlerisch veranlagte Carl Freiherr von und zu Nordeck (1793-1853) das Anwesen 1825 erwarb.

"Sein Adelsgeschlecht stammt aus Hessen, hier in der Gegend war es der einzige Zweig der Familie", weiß Archivar Christian Lonnemann. Ausschlaggebend für den Kauf war sicher auch die Aussicht: Der neue Besitzer war Dichter der Spätromantik. Im Dichterhäuschen schrieb er Gedichte über die Schönheit der Vorgebirgslandschaft. Auch Dramen, Prosa-Texte und Zeichnungen sind überliefert.

Zeitweise stand er der Bürgermeisterei Waldorf vor und setzte sich für den Bau der Eisenbahnlinie auf der Strecke Bonn-Köln ein. Die Eisenbahngesellschaft dankte ihm auf ihre Weise: Sie hielt für ihn auch auf freier Strecke, wenn er winkend dort stand und mitfahren wollte.

"Dreimal zerstörte der 'rote Hahn' das Anwesen", betitelte der General-Anzeiger am 4. Oktober 1969 einen Artikel über die Burg. 1869 und 1906 brannte sie aus, nach dem zweiten Feuer wurde sie als Villa im Stil der Neorenaissance wieder aufgebaut. Zum letzten Mal brannte es 1945, die Brandursache wurde nie abschließend geklärt.

Die letzten Bewohner des Geländes waren Hunold Freiherr von und zu Nordeck und seine Ehefrau Anna-Maria. Gewohnt hatten sie zunächst in einem Haus im Park des Anwesens, dann in den Wirtschaftsgebäuden der Burg, die aus dem späten 19. Jahrhundert stammen. Sie nahmen umfangreiche Renovierungen vor: Wirtschaftsgebäude, Dichterhäuschen, Innenhof und der Torpavillon am Eingang wurden instand gesetzt. Nach ihrem Tod ist das Gelände seit 2008 unbewohnt.

Was mit den denkmalgeschützten Gemäuern in Zukunft geschieht, ist noch offen. Neuer Besitzer des Geländes ist die Familie Stollenwerk, die eine große Konservenfabrik im Kreis Düren führt.

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