Bonner Werkstätten in Hersel "Wir sind leistungsstark"

BORNHEIM-HERSEL · Die Grußkarte mit dem aufwendigen Blumenornament aus handgeschöpftem Papier ist ein Unikat. Viele Hände waren an ihrer Herstellung beteiligt. Papier schreddern, einweichen, Pulpe herstellen, die Karte zuschneiden, bedrucken und ausmalen: Der Arbeitsbereich für Schwerstbehinderte im Werk 1 der Bonner Werkstätten in Hersel zeichnet sich durch eine besonders kleinschrittige Aufteilung der Arbeitsetappen aus.

 In der Abteilung Elektromontage: Michael Ihde installiert eine Steuerung für Drehtüren.

In der Abteilung Elektromontage: Michael Ihde installiert eine Steuerung für Drehtüren.

Foto: Axel Vogel

Wie individuell die Aufgaben in diesem Bereich verteilt werden, davon konnten sich Besucher jetzt bei einer Betriebsführung überzeugen.

Britta Lesch, Leiterin der Sozialverwaltung, führte die 15 Teilnehmer starke Gruppe gemeinsam mit Werksleiter Joachim Nätlitz und Monika Hartmann vom Elternbeirat durch das Werk 1 an der Allerstraße, in dem 380 Mitarbeiter tätig sind und das auch Sitz der Zentralverwaltung ist. Seit Jahrzehnten setzen sich die Bonner Werkstätten an ihren vier Standorten in Hersel, Beuel, Meckenheim und Dransdorf dafür ein, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.

Die Bonner Werkstätten Lebenshilfe Bonn gGmbH bietet zurzeit etwa 1500 Menschen mit und ohne Behinderung einen sozialversicherungspflichtigen Arbeits- und Ausbildungsplatz und zählt damit zu den größten Arbeitgebern in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Dabei ist das Leistungsspektrum so vielfältig wie die Menschen, die in den Werkstätten arbeiten. Neben Elektronik und Recycling stehen unter anderem Garten- und Landschaftsbau, Holzverarbeitung, Verpflegungsmanagement, Montage, Näherei, Verpackung sowie Büro- und Versanddienste auf der Produktions- und Dienstleistungsliste.

"Große Konzerne schätzen uns als zuverlässiges Unternehmen", betonte Nätlitz. "Wir sind leistungsstark sowohl was die Betreuung und Förderung unserer Mitarbeiter betrifft, als auch bei den Produkten und Dienstleistungen, die wir für unsere Kunden in höchster Qualität anfertigen." Einmal pro Jahr bieten die Bonner Werkstätten Führungen an allen drei Standorten an. "Eltern, die darüber nachdenken, ihr Kind in den Bonner Werkstätten unterzubringen, können sich einen ersten Eindruck verschaffen", sagte Britta Lesch. "Aber auch Menschen, die mehr darüber wissen möchten, wie bei uns gearbeitet wird, sind herzlich willkommen."

Die Bonner Werkstätten kooperieren eng mit umliegenden Förderschulen, um jungen Menschen mit Behinderung einen guten Übergang ins Arbeitsleben zu ermöglichen. Nachdem der Fachausschuss über die Aufnahme eines Schülers beraten hat, bietet der Berufsbildungsbereich eine individuelle berufliche Bildung von bis zu zwei Jahren an. Es ist auch möglich, sich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durch Praktika oder betriebsintegrierte Berufsbildungsplätze zu qualifizieren.

Neben dem Arbeitsbereich für schwerstbehinderte Mitarbeiter durften die Besucher zudem einen Blick in die Abteilungen Elektromontage und Verpackung werfen, die ihre Mitarbeiter vor anspruchsvolle Aufgaben stellen. Elisabeth Reinartz, die mehr als 30 Jahre lang an der Königin-Juliana-Schule in Bonn, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung unterrichtete, hoffte, bei der Führung einige ihrer ehemaligen Schüler wiederzusehen. "Mich interessiert einfach, was aus den Kindern geworden ist, wie sie sich entwickelt haben und welche Aufgaben sie hier haben", meinte sie. Annette Forbrigger, deren 23-jährige Tochter im Herseler Werk arbeitet, war mit ihren Nachbarn zur Führung gekommen: "Ich finde es toll, dass sie sich für dieses Thema interessieren."

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