Feriencamp in Bornheim-Walberberg „Wir halten zusammen“

BORNHEIM-WALBERBERG · Zum sechsten Mal nahmen Jugendliche aus aller Welt am Deutschferiencamp der Jugendakademie Walberberg teil.

„Ich habe mit deutlich mehr Schwierigkeiten gerechnet“, fasst Chris Boge kurz vor dem Ende des zwölftägigen Deutschferiencamps der Jugendakademie in Walberberg die Arbeit mit den 29 Jugendlichen aus aller Welt zusammen.

Als der Medienexperte unter den drei Teamleitern filmt er die zwölf- bis 16-jährigen Mädchen und Jungen, die mit großer Begeisterung und ebensolchem Engagement dabei sind, ihre Theateraufführungen, Musikstücke oder auch Filme zu einem vorführbaren Abschluss zu bringen, um am Ende der Ferienzeit ihren Eltern zeigen zu können, was sie während ihres Aufenthaltes in der Jugendakademie gemeinsam erarbeitet haben.

Dabei werden es weniger die Aufführungen selber sein, mit denen sie ihre Familien, Freunde und Lehrer überraschen können, als vielmehr das freundschaftliche Miteinander der Jugendlichen. Einige von ihnen haben Fluchterfahrungen und stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder Ägypten.

Es wird für manche Eltern eher befremdlich sein, dass ihre sunnitischen Söhne in der Jugendakademie schiitische Freunde gefunden haben. Schließlich kommt es auch in Deutschland immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen unter den hier lebenden Muslimen unterschiedlicher Glaubensrichtungen.

So war es eine Sorge der Projektleiterin Beata Reuter, dass es Konflikte zwischen den Kulturen geben könnte, auch wenn sie die Teilnehmer aus Bonn und Bornheim, Odenthal, Köln, Düren und Düsseldorf in Zusammenarbeit mit den Schulen und Flüchtlingsunterkünften mit großer Sorgfalt ausgesucht hatte.

Trotzdem ließen sich anfangs Situationen nicht vermeiden, die eines pädagogischen Eingreifens bedurften. Umso schöner war es für die Teamleitung zu beobachten, dass sich in kurzer Zeit auch die „Querulanten“ der Gruppe anpassen und sich einordnen konnten und es somit zu keinem Verweis kommen musste.

„Noch nie hatten wir einen so hohen Ausländeranteil“

„Wir wissen auch, dass es keinesfalls normal ist, dass uns die Eltern ihre minderjährigen Töchter anvertrauen“, berichtet die Projektleiterin aus ihrer sechsjährigen Erfahrung mit den Deutschferiencamps, bei denen die Teilnehmer spielerisch den Umgang mit der deutschen Sprache lernen. „Noch nie hatten wir einen so hohen Ausländeranteil. Dieses Mal sind nur etwa zehn Deutsche und Jugendliche, die einen deutschen Elternteil haben, dabei.“

Die Verständigung der Jugendlichen untereinander klappt sehr gut, auch wenn die „sprachlosen“ Veranstaltungen mit Musik und Tanz besonders gefragt sind. Mit „Meistens ist es gut“ haben die Mädchen und Jungen der Klassenstufen sieben und acht der verschiedenen Schulformen ihr selbst geschriebenes und vertontes Lied überschrieben, in dem sie ihre Zeit in dem Deutschferiencamp (DFC) besingen.

Mit Begleitung des Keyboard spielenden Praktikanten Valentin Ferenschild und Kulturpädagoge Philipp Süß an der Gitarre singen die 29 Jugendlichen lautstark den Refrain des Liedes: „Meistens ist es gut, selten ist es schlecht/Denn wir sind das DFC/Dunkle oder helle Haut? Uns juckt das nicht/Denn wir sind das DFC/ir halten zusammen.“ Wie sich dieser Refrain auch ohne viele Worte in die Tat umsetzt, zeigen die Jungen und Mädchen in dem Einüben einer Filmsequenz, in der sie nacheinander zunächst das Kürzel „DFC“ und dann die Jahreszahl 2016 mit fast allen Beteiligten auf der Wiese der Jugendakademie nachstellen.

Wie von Geisterhand bewegt, formiert sich die Gruppe nacheinander in Form der Buchstaben und Zahlen. Es wird sichtbar, dass man sich ohne viele Worte versteht. Oder, wie die 16-jährige Albanerin Rovena es sagt: „Ich will gar nicht, dass bald Schluss ist“.

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