Wildblumen für Schmetterlinge in Sechtem Wie der Naturschutzbund Bonn gegen das Insektensterben kämpft

Bornheim-Sechtem · Der Naturschutzbund Bonn betreut bei Sechtem einen etwa zwei Hektar großen Wildkrautacker in einer alten Kiesgrube am Pickelshüllenweg. Dort wachsen viele unterschiedliche Pflanzen, die die Lebensgrundlage bestimmter Insektenarten bilden.

Der Naturschutzbund Bonn ist ein stark ornithologisch geprägter Verein, der schon lange mit wachsender Besorgnis auf den teilweise dramatischen Rückgang zahlreicher Wiesenvögel blickt. Da wegen der engen Verknüpfung dieser Vogelarten mit der Verfügbarkeit von Insektennahrung auch die Ornithologen schon von jeher die regionale Situation der Insekten beobachten, schlagen alle Beteiligten seit mehreren Jahren Alarm, denn sie sind sicher: Eine der wichtigsten Ursachen für den Rückgang selbst der häufigen „Allerweltsvögel“ in der Stadt und auf den umliegenden Agrarflächen ist der Insektenschwund.

Der Nabu Bonn hat daher schon vor Jahren ganz konkrete Maßnahmen und Projekte ins Leben gerufen, um gegen diesen negativen Trend anzukämpfen –, das heißt Ausgleichsflächen für die fehlenden Lebensräume zu schaffen. Über 70 Hektar umfasst mittlerweile die Gesamtfläche der von der Kreisgruppe betreuten und gepflegten Biotope. Diese bestehen nahezu ausschließlich aus artenreichen Wildblumenwiesen, die für viele Insektenarten wertvolle Rückzugsgebiete darstellen.

Ein schönes Beispiel hierfür ist der etwa zwei Hektar große Wildkrautacker in einer alten Kiesgrube am Pickelshüllenweg bei Sechtem. Dort wachsen viele unterschiedliche Pflanzen, die die Lebensgrundlage bestimmter Insektenarten bilden. Schwebfliegen, Blattwespen, Wildbienen, Fliegen und Schmetterlinge finden ihre ökologische Nische inmitten einer hohen Diversität an Wiesenpflanzen, die früher einmal an jedem Acker weit verbreitet waren – zum Beispiel Wiesenflockenblume, Margerite, Wilde Möhre, Moschusmalve, mehrere Kleearten und eine Vielzahl verschiedener Gräser. Sie alle sind wichtige Pollenspender für diverse Blütenbesucher und vor allem auch Futterpflanzen für die Larven und Raupen zahlreicher Insektenarten.

Seltene Vogelarten finden Sämereien und Insektennahrung

Bei der heute verbreiteten, intensiven Feldbearbeitung wird diese Begleitflora mitsamt ihrer Bewohner häufig durch den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden sowie durch das Pflügen bis zum Feldrand vernichtet. Auch die Straßen begleitende Vegetation wird oft in zu kurzen Abständen gemäht, sodass vorhandene Insekten nicht zur vollständigen Entwicklung gelangen können.

Auf dem Sechtemer Wildkrautacker finden selbst seltene Vogelarten wie Sumpfrohrsänger (an Brennnesseln), Schwarzkehlchen (in der Hecke) und Rebhuhn reichlich Sämereien und Insektennahrung für sich und ihre Jungen.

Ideal ist immer ein Mosaik aus möglichst extensiv bearbeiteten Agrarflächen und zu unterschiedlichen Zeiten gemähten Wildblumenwiesen, auf denen die heimischen Arten genügend Lebensraum finden. Ein solches Mosaik wird auch auf dem Wildkrautacker am Pickelshüllenweg durch die partielle Mahd einzelner Bereiche erhalten.

Und was gut ist für Tiere und Pflanzen, erfreut mit seinen bunten Blüten schon das Auge naturbegeisterter Spaziergänger.

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