Bahn frei für die Waldlinge Waldkindergarten in Bornheim für Spätsommer geplant

Bornheim · Im Spätsommer könnte der Waldkindergarten in Bornheim an den Start gehen. Dazu könnten Container zum Einsatz kommen, die bislang für Flüchtlinge genutzt wurden.

Außergewöhnliche Projekte erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Um den Bornheimer Jugendhilfeausschuss davon zu überzeugen, dass der Verein „Die Waldlinge Bornheim“ der richtige Träger für den geplanten Waldkindergarten am Mertener Rüttersweg ist, hatten die Initiatorinnen Jenni Klein, Swantje Barth und Corinna Wilden zur Sitzung am Mittwochabend nicht nur gute Argumente, eine stimmiges Konzept und einen Finanzierungsplan mitgebracht, sondern auch ein selbst geschriebenes Lied.

Corinna Wildens Einsatz mit Stimme und Gitarre hatte offenbar Wirkung: Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung beschloss der Ausschuss, den Waldlingen die Trägerschaft für den Kindergarten in der Natur zu übertragen und erfüllte damit die Hoffnung der drei engagierten Mütter, Kinderbetreuung und das Leben im Einklang mit der Natur unter einen Baum zu bekommen – und das wahrscheinlich bereits im Spätsommer dieses Jahres. Zusätzlich beschloss der Ausschuss die Einrichtung einer provisorischen Kita an der Hemmericher Jennerstraße sowie den Neubau einer dreigruppigen Kita in Dersdorf.

Die Waldlinge: Einen guten Platz haben die Waldlinge mit dem vom SSV Merten gepachteten Grundstück an der Rütterstraße bereits gefunden. Starten will der Verein mit einer Gruppe von etwa 20 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren und zwei Erziehern (Leitung und Fachkraft) zuzüglich einer Ergänzungskraft. Die Betreuung soll täglich von 8 bis 15 Uhr gewährleistet sein.

Für die Gründung und den Aufbau des Kindergartens kann laut Finanzierungskonzept ein einmaliger Zuschuss beantragt werden: Dieser beläuft sich auf 13 000 Euro für Aus- und Umbaumaßnahmen sowie für Ausstattung in Höhe von maximal 3500 Euro je geschaffenem Kinderkartenplatz. Hiervon übernimmt der Bund 90 Prozent. Die zehn Prozent, die als Eigenanteil beim Träger verbleiben, plant der Verein unter anderem durch Spenden oder Konzerte zu finanzieren: Die Unterstützung des Mertener Musikers Willi Wilden, Vater der Initiatorin Corinna Wilden, ist den Waldlingen gewiss. Markus Hochgartz (Grüne) der im Januar 2019 die Prüfung zur Einrichtung einer Waldgruppe beantragt hatte, zeigte sich dankbar für das Engagement: „Im Zuge der Diskussion um die Schaffung von Kita-Plätzen ist diese Initiative ein Highlight, weil es um die qualitative Verbesserung des Betreungsangebots in Bornheim geht.“

Nutzung der Containeranlage: Die städtische Containeranlage auf dem Schulplatz an der Hemmericher Jennerstraße, die bislang zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde, soll bis zur Fertigstellung anderer Neubauten baulich angepasst und voraussichtlich ab Spätherbst 2019 als Kita genutzt werden. Sie soll in städtischer Trägerschaft betrieben und eine Dependance der Kita Burgwiese sein. Nach bereits erfolgter Prüfung lässt der Standort ein Betreuungsangebot im Umfang von maximal 35 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren und einen Betreuungsumfang von bis zu 35 Wochenstunden zu. Für die Einrichtung sollen laut Verwaltungsvorlage maximal 200 000 Euro ausgegeben werden. Einstimmig beschlossen wurde der Änderungsantrag, den CDU/FDP und UWG eingebracht hatten. Demnach soll die Einfriedung des Platzes so vorgenommen werden, dass Feste und Veranstaltungen weiterhin im gewohnten Rahmen stattfinden können.

Nutzer der alten Schule und des Platzes sowie Anwohner sollen über die geplanten Schritte informiert werden und mit der Kita „Der Spatz“ über eine mögliche Mitnutzung der Außenspielfläche verhandelt werden. Laut Beschlussentwurf der Verwaltung sollten die Container nicht nur für die vorübergehende Kita-Nutzung, sondern auch für eine anschließende Nutzung für die Offene Ganztagsbetreuung der Grundschule Rösberg baulich angepasst werden.

Neubau einer Kita in Dersdorf: Ursprünglich sollte die derzeit noch eingruppige Kita „Grashüpfer“ auf zwei Gruppen erweitert werden. Ende 2018 beschloss der Jugendhilfeausschuss dann, eine dritte Gruppe anzubauen. Nun hat die Bornheimer Politik mit der Entscheidung für einen dreigruppigen Neubau in Modulbauweise einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Für die Sitzung hatte die Umsetzung einer zwei- oder dreigruppigen Kita mit 40 Plätzen unter anderem Hinblick auf Bauzeit, Kosten und Flächenverbrauch gegenübergestellt und den dreigruppigen Neubau empfohlen, der mit Kosten von rund 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Zwölf Monate schätzt die Verwaltung für Abriss der Alten und Bau der neuen Kita.

Weitere Ausbauprojekte: Neben den oben genannten Planungen arbeitet die Stadt weiterhin an der Umsetzung verschiedener Ausbauprojekte für Kitas in Merten (Händelstraße), Bornheim (Secundastraße und Hexenweg) und Roisdorf (Maarpfad). Um den Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken ist derzeit auch die Einrichtung einer Kita im Sechtemer Geschwister-Scholl-Haus im Gespräch. Auf der Suche nach geeigneten Standorten habe man das Haus, in dem derzeit der Jugendtreff Kulturraum untergebracht ist, angeschaut, bestätigte die Beigeordnete Alice von Bülow auf Nachfrage von Sechtems Orstvorsteher Rainer Züge. Der erste Eindruck sei, dass die Räumlichkeiten eine entsprechende Nutzung hergeben würden, so von Bülow auf GA-Nachfrage.

Auf keinen Fall wolle man aber bestehende Strukturen verdrängen, versicherte sie. Wiederholt machte von Bülow auf die Unterversorgung in Bornheim aufmerksam und sprach in diesem Zusammenhang von Notsituation und Krise, weil auch vier- und fünfjährige Kinder in Bornheim nicht versorgt werden könnten. Auf die Nachfrage von Petra Heller, wie viele Kita-Plätze zum kommenden Kita-Jahr fehlen und wie viele Fünfjährige betroffen seien, konnte die Verwaltung in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses keine konkreten Zahlen vorlegen. „Wir sitzen hier, weil wir für die Planung verantwortlich sind und als Grundlage dafür brauchen wir Zahlen“, kritisierte Petra Heller (CDU). In vergangenen Sitzungen seien immer wieder Zahlen geliefert worden, die die Notlage verdeutlicht hätten, erklärte von Bülow. Es gelte nun, zu handeln und schnell Plätze zu schaffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
„Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Gespräch am Wochenende mit Multiinstrumentalist Richie Hellenthal „Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Zum Thema
Aus dem Ressort