Vorwahlen in den USA Wahllokal in Mertener Wohnzimmer

Bornheim-Merten · US-Präsidentenwahl: In Bornheim-Merten können Amerikaner den Kandidaten der Demokraten mitbestimmen. Denn dort lebt die gebürtige US-Amerikanerin Karen Schneider, Vorsitzende des Bezirks Köln/Bonn in der Auslandsorganisation der US-Demokraten.

 Im Haus von Karen Schneider können Amerikaner, die in der Region leben, für Hillary Clinton oder Bernie Sanders stimmen.

Im Haus von Karen Schneider können Amerikaner, die in der Region leben, für Hillary Clinton oder Bernie Sanders stimmen.

Foto: Christoph Meurer

Die Tischdecke fällt sofort ins Auge. Unverkennbar erinnert das Muster in Rot, Weiß und Blau an die Flagge der USA. Wer die gute Stube von Familie Schneider in der Mertener Beethovenstraße betritt, erkennt sofort, dass hier eine Amerikanerin wohnt. Seit 2003 lebt die gebürtige US-Amerikanerin Karen Schneider mit ihrer Familie in Merten. Klar, dass auch für die 57-Jährige die US-Präsidentschaftswahl im Moment das bestimmende Thema ist – allerdings auf eine besondere Art und Weise. Denn über die Frage, ob die Demokratische Partei mit Hillary Clinton oder Bernie Sanders gegen den Kandidaten der Republikaner um das Präsidentenamt antritt, wird auch im Haus von Familie Schneider entschieden.

Am Freitag sowie am Samstag wird aus dem Wohnzimmer nämlich ein Wahllokal. Amerikaner, die im Rhein-Sieg-Kreis, im Rhein-Erft-Kreis, in Bonn oder Köln wohnen können an beiden Tagen dort ihre Stimme in den Vorwahlen der Demokraten abgeben – vorausgesetzt, sie sind Mitglied der Democrats Abroad, der Auslandsorganisation der Partei.

Karen Schneider ist seit 2008 bei den Democrats Abroad. Aktuell ist sie Vorsitzende für den Bezirk Köln/Bonn. Daher könne auch bei ihr in Merten gewählt werden. Zu den Democrats Abroad sei sie gekommen, als ihre älteste Tochter 18 Jahre alt wurde, berichtet Schneider. Die Familie habe damals nicht gewusst, wie die Tochter ihr Wahlrecht in den USA wahrnehmen sollte. „Da habe ich die Democrats Abroad kennen und lieben gelernt“, sagt Schneider, die ursprünglich aus dem US-Bundesstaat Michigan kommt, mit einem Deutschen verheiratet ist und seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt.

Im Gespräch bei Kaffee und Tee wird schnell klar, dass Schneider eine glühende Anhängerin der Demokraten ist. Es sei ihr absolut unverständlich, wie Menschen in den Vorwahlen Donald Trump ihre Stimme geben könnten. Überdies sei den Republikanern die Kompromissfähigkeit abhandengekommen. Die Partei sei von Menschen „gekidnappt“ worden, die keine Politik machen wollten, so Schneider.

Apropos Trump: Die Präsidentschaftswahl werde von im Ausland lebenden Amerikanern intensiv verfolgt, meint auch Carol Kloeppel, die das englische Angebot des General-Anzeigers (www.ga.de/ ga-english) betreut. Die Wahlen seien in diesem Jahr vor allem interessant, weil Donald Trump nicht der „klassische republikanische Kandidat“ sei, sagt die gebürtige Amerikanerin, die seit 1992 in Deutschland und seit 2001 in Bonn lebt. In diesem Jahr seien die Wahlen daher nicht „business as usual“, so Kloeppel – also nicht wie sonst üblich.

Zurück zu Karen Schneider nach Merten. Dort liegt bereits alles für die Wahlen bereit: Informationsbroschüren, Aufkleber für Menschen, die gewählt haben, und natürlich die Stimmzettel. Was an ihnen auffällt: Man muss nicht nur ankreuzen, für welchen demokratischen Kandidaten man ist. Auch Name, Adresse und Geburtsdatum müssen angegeben werden. Es sei eben keine geheime Wahl, erläutert Schneider. Überdies dürfe man nicht parallel in seinem Heimat-US-Bundesstaat und im Ausland an der Vorwahl teilnehmen, fügt sie hinzu. Ob jemand bereits gewählt habe, lasse sich aber übers Internet nachprüfen.

20 Stimmzettel hat Schneider vorbereitet. Zur Not könne sie aber einfach weitere ausdrucken. Wie viele Menschen heute und morgen kommen werden, um sich für Clinton oder Sanders zu entscheiden, könne sie nicht abschätzen. Sie habe jedenfalls ausreichend Süßigkeiten, Kekse und Kaffee zur Verköstigung besorgt, scherzt sie. Allerdings lässt sie auch durchblicken, dass sie sich freuen würde, wenn möglichst viele ihrer Landsleute kämen – ganz gleich, ob sie nun für Clinton oder Sanders stimmen. Die Vorwahl sei wichtig, weil die Democrats Abroad als Gesamtorganisation, so wie die einzelnen US-Bundesstaaten, Delegierte zum Parteitag der Demokraten Ende Juli in Philadelphia schickten, auf dem dann der Kandidat gekürt werde, so Schneider. „Wenige Stimmen können entscheidend sein“, fügt sie hinzu.

Wählen gehen sei generell eine ganz wichtige Angelegenheit, meint Schneider – ganz gleich, ob es um parteiinterne Vorwahlen, die US-Präsidentenwahl oder kommunale Abstimmungen gehe. Deshalb sei es für sie selbstverständlich gewesen, den Integrationsrat der Stadt Bornheim mitzuwählen. Wer nicht wähle, dürfe sich nachher nicht über die Politik beschweren. Daher werde sie selbstredend im November per Briefwahl an den US-Präsidentschaftswahlen teilnehmen. „Every vote counts“, sagt Schneider, und übersetzt direkt ins Deutsche: „Jede Stimme zählt.“

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