Trinkwasser in Bornheim Verband appelliert an die Solidarität

BORNHEIM · Die Debatte ums Bornheimer Trinkwasser nimmt wieder Fahrt auf.

Nachdem eine Aktionsgemeinschaft begonnen hat, Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln, um den vom Stadtrat beschlossenen Wechsel zu einer Vollversorgung durch den Wahnbachtalsperrenverband (WTV) zu verhindern, meldet sich nun auch der Verband zu Wort. In einer Pressekonferenz im Pumpwerk Gielsdorf appellierten gestern Geschäftsführer Norbert Eckschlag und Peter Weckenbrock, Chef der Stadtwerke Bonn (SWB) als größtem Wasser-Abnehmer, an die Solidarität der Stadt Bornheim.

Geschichte des Verbandes

Beide gingen auf die Geschichte des Verbandes ein, der vor mehr als 60 Jahren von der Stadt Bonn, dem Siegkreis, dem Landkreis Bonn und der Stadt Siegburg mit dem Ziel gegründet worden sei, die Trinkwasserversorgung in der Region sicherzustellen. Zu diesem Zweck wurde auch die Wahnbachtalsperre errichtet.

„Deshalb fühlt sich der WTV verpflichtet, allen Städten und Gemeinden für ihre Versorgung mit einwandfreiem und qualitativ hochwertigem Trinkwasser zur Verfügung zu stehen“, heißt es in einem schriftlichen Statement des Verbandsvorstehers und Landrats a.D. Frithjof Kühn. Das gelte selbstverständlich auch für die Stadt Bornheim, deren besonderer Situation der WTV im Einvernehmen mit den beteiligten Kommunen in den vergangenen Jahrzehnten stets Rechnung getragen habe. „Diese erwarten von Bornheim aber ebenso Solidarität und keine 'Rosinenpickerei'“, so Kühn.

Bornheim könne nicht nur auf die Vorhaltung einer Notversorgung durch den Talsperrenverband setzen, erklärte Eckschlag. „Wir sind nicht Newcomer in Bornheim“, betonte der WTV-Geschäftsführer. Die Stadt habe seit 1970 eine wechselvolle Geschichte beim WTV. So habe es Zeiten gegeben, in denen sie 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr vom Verband bezogen habe, in den letzten Jahren seien es dagegen nur noch 550.000 Kubikmeter gewesen. Bereits seit den 80er/90er Jahren habe aber der Wunsch nach einer Vollversorgung bestanden.

Insofern sei Bornheim immer Bestandteil der Planungen gewesen, führte Eckschlag aus. Würde die Stadt nun mehr Wasser vom WTV abnehmen, würde der Preis für alle im Verbandsgebiet günstiger, so Eckschlag. Denn der berechne sich aus der Summe aller Ausgaben des Verbandes geteilt durch die abgegebene Wassermenge. Auch wenn es hier eher um einen oder zwei Cent gehe, räumte Eckschlag ein.

Derzeit bezieht die Stadt mehr Wasser vom WBV

Zum jetzigen Zeitpunkt erhält die Stadt Bornheim ein Wasser-Gemisch, das zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) und zu 25 Prozent vom WTV geliefert wird. Seit mehr als zwei Jahren läuft die politische Debatte um einen Wechsel hin zu mehr Talsperrenwasser. Diese schien Ende Januar entschieden: Der Stadtrat beschloss mit einer knappen Mehrheit von CDU, Grünen, ABB und Piraten die Umstellung: Die Vorgebirgsorte sollen ihr Wasser komplett vom WTV erhalten, die Rheinorte bei geringeren Gebühren zunächst ein Gemisch, in dem der Anteil des Talsperrenwassers auf 70 Prozent erhöht wird.

Während die Befürworter des Wechsels argumentieren, dass sich durch das weichere Talsperrenwasser Einsparungen bei Reinigungsmitteln ergeben und Haushaltsgeräte nicht so schnell verkalken, meinen die Gegner, dass durch das teurere Talsperrenwasser unnötig höhere Kosten auf die Stadt zukämen.

Diesbezüglich sowie mit Blick auf die unterschiedlichen Gebühren im Stadtgebiet hegt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) auch rechtliche Bedenken. Er lässt zurzeit prüfen, ob der gegen die Stimmen von SPD, Linke, UWG und FDP gefasste Ratsbeschluss rechtswidrig ist und er ihn daher beanstanden muss. Das Ergebnis dieser Prüfung werde die Verwaltung in den nächsten Tagen in einer Vorlage für die Ratssitzung im April bekannt geben, sagte Henseler dem GA.

Bornheim bezieht auch WTV-Wasser

Mit Blick auf den Appell des WTV, solidarisch zu sein, verweist Henseler darauf, dass Bornheim ja trotz seiner langen Tradition im WBV, in dem die Rheinorte Gründungsmitglieder gewesen seien, eben auch WTV-Wasser beziehe. „Dass Herr Kühn als Verbandsvorsteher mehr Wasser verkaufen will, kann ich verstehen“, so Henseler. Für Bornheim sei die Versorgung auf zwei Wegen – durch WTV und WBV – aber „die beste und sicherste.“ Zudem mache eine ortsnahe Versorgung, auf die etwa auch Swisttal mit Wasser aus Euskirchen setze, mehr Sinn.

Zu den Kosten bei einer Wasser-Umstellung legte WTV-Geschäftsführer Eckschlag im Gielsdorfer Pumpwerk noch einmal dar, dass der Verband die dort vorhandene, zurzeit nicht genutzte Versorgungsleitung übernehmen würde; ebenso wie den Bau einer neuen Druckerhöhungsanlage. Auch einen Rabatt für die zusätzlich abgenommene Wassermenge will der WTV für sechs Jahre gewähren.

Die Entscheidungsprozesse müsse die Stadt Bornheim zwar für sich ausmachen, sagte SWB-Geschäftsführer Weckenbrock, aber: „Wir können dafür werben, dass die Stadt im Sinne der Solidargemeinschaft entscheidet.“

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