Warten auf das Asylverfahren Unklarheit für die Hälfte der Bornheimer Flüchtlinge

BORNHEIM · 281 der mehr als 700 Menschen, die im Stadtgebiet wohnen, haben eine Aufenthaltserlaubnis. 320 Personen leben bereits in privaten Mietverhältnissen.

 221 Kinder aus Flüchtlingsfamilien wohnen derzeit in Bornheim.

221 Kinder aus Flüchtlingsfamilien wohnen derzeit in Bornheim.

Foto: dpa

360 Flüchtlinge in Bornheim warten noch immer auf den Abschluss ihres Asylverfahrens – das ist die Hälfte aller im Stadtgebiet untergebrachten Personen. Das Warten bedeute für die Betroffenen eine „sehr unsichere Situation“, sagte Sozialdezernentin Alice von Bülow in der jüngsten Sitzung des Schul- und Sozialausschusses, zumal die Asylbewerber dann noch nicht wissen, ob sie eine Aufenthaltsgenehmigung erlangen werden oder nicht.

Wie die Beigeordnete weiter ausführte, wohnen derzeit 721 Flüchtlinge, darunter 221 Kinder, in der Vorgebirgsstadt. 184 von ihnen haben eine Aufenthaltserlaubnis mit der Anerkennung als Flüchtling erhalten, die für drei Jahre gewährt werde. Eine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr (subsidiärer Schutz) gilt für 87 Menschen. Zehn Personen wurden zwar als Asylbewerber abgelehnt, haben aber aus humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Bei 73 Menschen ist die Abschiebung vorübergehend ausgesetzt – sie werden geduldet. Der Zeitraum dafür sei unterschiedlich lang und könne gegebenenfalls verlängert werden, erklärte von Bülow.

Mit Abstand die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien (226), gefolgt vom Irak (92) und Afghanistan (72). Positiv sei, dass inzwischen 320 Flüchtlinge aus den Container-Wohnheimen in privaten Mietverhältnissen leben.

„Das wäre ohne das Engagement des Ehrenamts so nicht erfolgt“, dankte von Bülow dem Verein Flüchtlingswohnraum Bornheim um Gerhard Thusek, der sich mithilfe von freiwilligen Paten um die Vermittlung kümmert. 110 Menschen hätten sie bei der Wohnungssuche erfolgreich unterstützt, sagte Thusek.

Die meisten Asylsuchenden kommen aus Syrien

„Flüchtlinge brauchen Fürsprecher“, betonte von Bülow, und auch weiterer Wohnraum werde nach wie vor gesucht. Die bisherige Erfahrung zeige, dass sich Familien leichter vermitteln ließen als Alleinreisende. Ziel sei, dass die Menschen aus den Containerbleiben in Wohnungen in verschiedenen Ortsteilen umzögen. Derzeit gebe es eine „Sogwirkung dahin, wo der Wohnraum günstiger ist, zum Beispiel nach Bornheim und Roisdorf“, erklärte sie. Für die Planung von öffentlich gefördertem Wohnraum bedeute das, dass dieser nach Möglichkeit in anderen Ortsteilen entstehen sollte.

Wie aus den Zahlen der Verwaltung hervorgeht, leben die meisten Flüchtlinge (128) derzeit im Ortsteil Bornheim, gefolgt von Sechtem (103) und Merten (94). Den höchsten Anteil an Flüchtlingen im Verhältnis zur Einwohnerzahl im Ort haben ebenfalls Bornheim mit 17,75 Prozent, Sechtem mit 14,29 Prozent und Merten mit 13,04. In Roisdorf liegt der Anteil bei 8,88 Prozent (64 Flüchtlinge).

167 Flüchtlinge sind derzeit noch in Containerunterkünften in verschiedenen Ortsteilen untergebracht. 169 Personen leben in von der Stadt angemieteten Wohnungen und 65 in solchen, die in städtischem Eigentum sind.

In Sachen Integration sei das Deutschlernen nach wie vor das wichtigste Ziel, betonte von Bülow. Es gebe 13 Integrationskurse der Volkshochschule in Bornheim sowie einen Berufssprachkurs Deutsch und ein Angebot für Flüchtlinge aus allen Ländern. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter unterstütze die Stadt auch bei der Integration in Ausbildung und Beruf. Auch hier leiste der Verein Flüchtlingswohnraum wertvolle Arbeit. Nach Aussage von Thusek haben die Ehrenamtlichen bereits 40 Arbeitgeber gefunden, die grundsätzlich bereit seien, Flüchtlinge anzustellen, zum Beispiel in Form von Praktika.

Die Sozialdezernentin lobte ferner den Einsatz der zahlreichen, über das Stadtgebiet verteilten ehrenamtlichen Flüchtlingshilfegruppen. In Zusammenarbeit mit den städtischen Sozialarbeitern gebe es regelmäßige Austauschtreffen mit der Stadtverwaltung sowie Arbeitskreise, um die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt zu fördern. Aktive oder passive Unterstützung könnten aber alle Gruppen noch gebrauchen.

Wichtig war von Bülow zudem: „Es gibt keine Zunahme an Straftaten im Zusammenhang mit Flüchtlingen.“ Auch im rechtsradikalen Bereich existiere „kein erhöhtes Maß“, wie die Stadtverwaltung aus regelmäßiger „Rückkopplung“ mit der Polizei wisse.

Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Flüchtlingszahlen sagte die Beigeordnete schlicht: „Es gibt keinerlei Prognosen der Bezirksregierung zu weiteren Zuweisungen.“

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