Bernd Stromberg "Stromberg" wird strafversetzt - nach Walberberg

Bornheim-Walberberg · Willkommen in Finsdorf. Die Häuser sind alt und heruntergekommen, auf den engen Sträßchen herrscht gähnende Leere. Grau, überall Grau. Ab und an trottet ein herrenloser Hund durch die trostlose Szenerie, während aus der Ferne das Knattern eines Traktors zu vernehmen ist.

 Bonjour Tristesse: Stromberg (Christoph Maria Herbst) vor seiner Filiale in Finsdorf (Walberberg).

Bonjour Tristesse: Stromberg (Christoph Maria Herbst) vor seiner Filiale in Finsdorf (Walberberg).

Foto: Pro Sieben

Finsdorf, das klingt nach "finster", und genau so erscheint das fiktive Provinzdorf in der aktuellen Staffel der Pro 7-Serie "Stromberg". Die von Christoph Maria Herbst gespielte Titelfigur, als Deutschlands fiesester Chef verschrien , ist in das Kaff strafversetzt worden. Stromberg leitet die Finsdorfer Außenstelle der Capitol-Versicherung. Und die steht in Wirklichkeit in Bornheim-Walberberg.

Für die Dreharbeiten hat die Kölner Produktionsfirma Brainpool den ehemaligen Dorfladen an der Ecke Hauptstraße/ Flammgasse zum Stromberg-Büro umgebaut, das in den zehn neuen Folgen eine zentrale Rolle spielt. Weitere Außenszenen wurden in Brühl und Wesseling gedreht.

"Das war halbwegs nah an unserem Hauptmotiv Köln", sagt Brainpool-Sprecherin Stephanie Schepers. Die Wahl fiel auf Ecken, die vor allem eines ausdrücken sollen: Provinzialität. Die Produktion hat Walberberg in guter Erinnerung. "Die Bevölkerung war wahnsinnig freundlich. Etliche Passanten, die man in den Folgen sieht, sind aus dem Ort", berichtet die Sprecherin.

Besuch im 5 000-Einwohner-Ort Walberberg. Strombergs Büro ist schnell gefunden. Der alte Tante-Emma-Laden sieht so grau aus wie in der Serie, und auch auf der Straße ist nichts los. Nicht für lange. Gegenüber steckt eine alte Frau den Kopf aus dem Fenster. Ist das nicht. . .? Sie ist es. Die Seniorin war am Dienstag neben Christoph Maria Herbst zu sehen.

Stromberg hält vor der Filiale einen seiner selbstgefälligen Monologe, und plötzlich steht sie mit ihrem Wägelchen im Bild. Sie lächelt einfach in die Kamera und stiehlt dem Stinkstiefel die Show. "Sie haben mich im Fernsehen erkannt?" Anne Brünker fühlt sich etwas geschmeichelt.

Gesehen hat die 90-Jährige ihren Auftritt nicht. Die Sendung laufe um viertel nach zehn, das sei ihr zu spät. Aber die Leute vom Fernsehen, die seien sehr nett gewesen, sehr sehr nett. "Vor allem der Schauspieler, der mit der Pläät", erzählt sie und meint Herbst. "Und Freundlichkeit ist doch das Wichtigste im Leben, oder?"

Vom Fenster ihres Elternhauses hatte Anne Brünker die beste Sicht auf den Drehort, und irgendwann bezog das Team sie in die Aufnahmen ein. Freundlichkeit ist Stromberg fremd. Die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Serie ist als beißende, mitunter böse Satire auf die Arbeitswelt bekannt. "Kult" wird so etwas landläufig genannt.

Diabolisch grinsend sitzt Stromberg in seinen Büro und drückt den Finsdorfern Tsunami-Versicherungen aufs Auge. Und spottet hinterher über die "Bauernschädel" in diesem "Dumpfkaff". Spaßvögel aus der Promotionabteilung von Pro 7 haben zur aktuellen Staffel die Internetseite www.finsdorf.de ins Leben gerufen, die in antiquiertem Design über das "Ortsleben" berichtet.

Und dabei zwischen Schützenverein und "Schlauchwetttrinken" der Feuerwehr kein Klischee auslässt. Auf die leere Straßenecke mit Strombergs Filiale ist angeblich eine Webcam gerichtet. Tatsächlich ist es ein Standbild, das die Ödnis untermauert. Der Dorfladen als Vorlage für Dorfsatire - wie sehen es die Walberberger?

"Da stehe ich drüber", meint Nachbar Thomas Brosemann. Eher störten ihn die Dreharbeiten. "Wenn ich morgens um sechs von der Nachtschicht komme und nicht in mein Carport fahren darf, hört der Spaß auf." Seine Frau Klaudia fand den Dreh interessant, hält aber nicht allzu viel von der Serie, "dieses Gelaber" der Hauptfigur sei unerträglich.

Auch der reale Ladenbesitzer hat mal reingeschaut: "Mein Humor ist es nicht", gesteht Frank Weber, der das 1911 erbaute Haus vor einem halben Jahr kaufte. Der Kölner Malermeister hat es gerade renoviert. Er zieht mit seinem Büro und seiner Familie ein. "Ich hatte schon Anfragen von weiteren Fernsehfirmen, die hier drehen wollten, 'Cobra 11' und 'Switch'." Die habe er auf die Zeit nach der Renovierung vertröstet.

Wer weiß, ob ihnen die neue Gestaltung überhaupt noch zusage, sagt er. Innen prägen jetzt Streifen und markante Muster das Bild, auch die Fassade wird erneuert. 2007 hatten die Geschwister Sophie und Maria Schneider das kleine Geschäft aufgegeben. Bis ins hohe Alter standen sie hinter der Ladentheke, nun leben sie in einem Seniorenheim. "Die Zwei", sagt Nachbar Brosemann, "waren hier wirklich Kult."

Stromberg, dienstags, 22.15 Uhr auf Pro 7

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