Bevölkerungszuwachs in Bornheim Starker Zuzug verlangt Ideen

BORNHEIM · Die Flächen in Köln und Bonn für Wohnraum und Gewerbe sind rar. Auf den „Überschwappeffekt“ muss Bornheim reagieren, sagte Regionalplaner Reimar Molitor jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Der Begriff ist sperrig, doch was sich dahinter verbirgt, ist hochinteressant für die Entwicklung der Region: Das „Agglomerationskonzept Köln/Bonn“ stellte Reimar Molitor, Geschäftsführer des Regionalmanagement-Vereins Region Köln/Bonn, am Mittwochabend im Bornheimer Ausschuss für Stadtentwicklung vor.

Es geht um einen auf drei Jahre angelegten Dialog- und Planungsprozess für die räumliche Entwicklung der Region bis 2040. Deutlich wurde: Die Kommunen werden sich in den nächsten Jahren intensiv mit der Frage beschäftigen müssen, wie sie einerseits ausreichend Wohnraum- und Gewerbeflächen vorhalten können – und es gleichzeitig schaffen, genügend Freiräume zu bewahren sowie die Infrastruktur und Mobilität ebenso wie den Haushalt angesichts eines zu erwartenden Bevölkerungszuwachses nicht zu überlasten.

„Wie müsste eine gute Region aussehen?“, das sei die Frage, die sich Planer, Fachleute und Zweckverbände stellen müssten, wenn sie am 16. Januar für eine erste Diagnose am Tisch zusammenkämen, erklärte Molitor. „Die nächsten fünf Jahre sind planerisch entscheidend für die nächsten 15 Jahre“, betonte er: Es gehe darum, „wie und wo sich die Region im Inneren und Äußeren entwickelt“.

Agglomeration bezeichnet eine Konzentration von Siedlungen, die aus mehreren verflochtenen Gemeinden besteht. Das mit EU- und Landesmitteln geförderte Agglomerationskonzept soll auf überlokaler, regionaler Ebene Perspektiven für raumverträgliche Gestaltungsspielräume aufzeigen. „Ziel ist es, dass eine ausbalancierte Entwicklung für alle dabei 'rauskommt“, sagte Molitor. Der Prozess sei bewusst parallel zur Regionalplanung angelegt, in der die Kommunen ihre Flächenbedarfe formulieren. Die Schwierigkeit dabei: Das gesamte Rheinland sei inzwischen „enorm in die Breite gegangen“ und mit Blick auf die verfügbaren Flächen „ plus-minus am Ende angekommen“, so Molitor. Es brauche Umbau- und Verdichtungsprozesse: „Die Wohnbaunachfrage ist immens.“

Die Immobilien- und Mietpreisentwicklung könne man gar als „asozial“ bezeichnen, wurde der Fachmann deutlich. Der Zuzug in die Städte erfolge schneller als Platz da sei, und so komme es zu einem „Überschwappeffekt“ von Bonn und Köln: Die Leute suchten im Umland nach Wohnraum, also auch in Bornheim.

Mehr Bevölkerung bedeute aber auch mehr Leistungen für den Haushalt, gab Molitor zu bedenken, dass es dies bei der Planung auszubalancieren gelte – ebenso wie die vorgehaltene Infrastruktur wie zum Beispiel die Schulversorgung. Als „die schlechteste Nachricht des Abends“ kündigte er für die Region an: „Die Verkehrssituation wird doppelt so schlecht.“ Auch auf Pendlerbewegungen gelte es bei der Planung Rücksicht zu nehmen. Die Mobilitätsfähigkeit sei die „Nulllinie für die kommunale Entwicklung“. Es brauche auf regionaler Ebene „überproportionale Investitionen in die Mobilität“, vor allem in den ÖPNV. Aber nicht nur hier gelte: „Die Region braucht viel mehr interkommunale Kooperation“, appellierte er.

Lob äußerte Molitor in dieser Hinsicht für das Gewerbeflächenkonzept des Rhein-Sieg-Kreises, das bereits ein gemeinsames Vorgehen anstrebt. Auch beim Gewerbe seien angesichts des Flächenmangels in den Städten Verdrängungseffekte zu spüren, sagte er. Davon könne vor allem das linksrheinische Gebiet profitieren.

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