Flüchtlingsunterkunft in Brenig/Bisdorf Standort in der Kritik

Bornheim-Brenig · Um den Standort für eine Flüchtlingsunterkunft im Bereich Brenig/Bisdorf gibt es eine intensive Debatte zwischen der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft.

Das wurde am Mittwochabend im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten deutlich, als Gegner des Standortes, Verwaltungsvertreter und Ausschussmitglieder vehement ihre Argumente austauschten.

Wie berichtet, plant die Stadtverwaltung im Bereich Rubensweg/Meuserweg in Brenig Wohnpavillons für 32 Menschen zu errichten. Das hatte Sozialdezernent Markus Schnapka auf einer Informationsveranstaltung Ende Dezember mitgeteilt. Am Mittwochabend hatte der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten nun über einen Antrag der Bürgergemeinschaft Brenig-Bisdorf zu beraten.

Nach Ansicht der Bürgergemeinschaft ist das von der Verwaltung angedachte Grundstück als Standort für eine Unterkunft in keiner Weise geeignet. Dazu lag dem Ausschuss eine Liste mit 58 Unterschriften gegen den Standort vor. „Es ist uns unverständlich, dass die Verwaltung das ausgewählt hat“, sagte Ursula Reingen als eine Vertreterin der Bürgergemeinschaft im Ausschuss. Nach Ansicht der Bürgergemeinschaft steht das Vorhaben im Widerspruch zur Bornheimer Erklärung für Respekt, Akzeptanz und Toleranz.

Das Grundstück sei früher ein Wasserreservoir gewesen und noch heute von frei austretendem und oberflächlich abfließendem Hangwasser durchzogen. Laut Reingen müssten daher massive Aufschüttungen erfolgen, damit die Menschen nicht im Schlamm stecken bleiben würden. „Ein menschenwürdigendes Wohnen ist hier nicht möglich“, sagte sie. Überdies hätten sich auf dem Biotop verschiedene Tierarten niedergelassen.

Dazu kommen aus Sicht der Bürgergemeinschaft noch andere Probleme: Etwa die fehlende Beleuchtung des Weges und die Tatsache, dass die Flüchtlinge, die Angebote im katholischen Pfarrheim in Brenig wahrnehmen wollten, über den vielbefahrenen Rankenberg müssten, der bekanntlich über keine Querungshilfe verfügt.

Was die Bürger besonders ärgert, ist die Tatsache, dass sie erst kurzfristig über den Standort informiert worden seien, obgleich er bei der Verwaltung schon länger im Gespräch gewesen sei. „Wir waren darüber entsetzt, dass der Vorgang der Verwaltung ein halbes Jahr lang bekannt war“, so Reingen.

Überdies wisse sie, dass der Verwaltung ein Alternativgrundstück angeboten wurde, das jenseits des Rankenbergs und näher am Breniger Ortszentrum liege. Nach Ansicht der Bürgerinitiative sind die Kosten für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft dort viel geringer, ebenso für den irgendwann geplanten Rückbau der Einrichtung.

Zugleich stellte Reingen aber auch klar: „Ich bin selbst in der Flüchtlingsbetreuung aktiv. Wir werden uns um die Menschen kümmern, egal wo sie hinkommen.“ Überzeugen konnte sie die Verwaltung allerdings nicht. „Es gibt keine optimalen Standorte“, sagte Stadtplanungsamtsleiter Andreas Erll.

Bauingenieure hätten aber festgestellt, dass auf dem Grundstück am Rubensweg kein hoher Aufwand erforderlich sei, um einen Untergrund herzustellen. Auch seien dort die Wege für die zu verlegenden Strom- und Wasserleitungen kürzer als im Fall des im Raum stehenden Alternativgeländes. Seiner groben Schätzung nach sei die Erschließung des Alternativgrundstücks teurer.

Für dieses liege überdies keine schriftliche Erklärung des Eigentümers vor, so Erll weiter. Der Eigentümer hätte lediglich mündlich signalisiert, dass er sein Grundstück als Alternative anbieten würde – allerdings nicht für den Standort am Rubensweg, sondern für einen in Dersdorf. Auch gelte es, Termine einzuhalten, so Erll weiter.

Die Container seien für Ende Februar bestellt. Und: „Wenn wir den Liefertermin verpassen, bekommen wir erhebliche zeitliche Verzögerungen.“ In diesem Zusammenhang wies Bürgermeister Wolfgang Henseler erneut auf den großen Druck hin, Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen. „Wir alle wissen, wie sich die Zahlen entwickeln“, sagte er, und fügte hinzu: „Wenn wir den Standort wechseln, müssen wir ein neues Bürgergespräch führen.“

Die Ausschussmitglieder rangen einerseits mit dem Anliegen der Bürgergemeinschaft und andererseits mit der Notwendigkeit, schnell weitere Unterkünfte zu schaffen. Letztlich einigten sich die Vertreter aller Fraktionen auf einen Auftrag an die Verwaltung. Sie soll mit dem Besitzer des im Raum stehenden Alternativgrundstückes so schnell wie möglich Kontakt aufnehmen, um dessen Bereitschaft abzuklären.

Falls diese gegeben ist, soll die Verwaltung mit der Prüfung des Bereichs beginnen. Henseler sagte in diesem Zusammenhang, dass er hoffe, zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Soziales und demografischen Wandel am 2. Februar erste Ergebnisse präsentieren zu können. Dann wird das Thema nämlich wieder auf der Tagesordnung stehen.

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