Große Hitze, kleine Körner So lief die Getreideernte im Vorgebirge

Bornheim-Sechtem · Bei Landwirt Peter Zillikens aus Sechtem geht die Getreideernte fast zu Ende. Was den Weizen betrifft, stimmt zwar die Quantität, die Qualität ist jedoch nur durchschnittlich.

 Auf den Feldern beim Umspannwerk in Sechtem ist der Mähdrescher im Einsatz.

Auf den Feldern beim Umspannwerk in Sechtem ist der Mähdrescher im Einsatz.

Foto: Axel Vogel

Heute bleibt der Mähdrescher in der Maschinenhalle. Nachdem sich der zwölf Jahre alte John Deere C670 in den vergangenen Tagen und Wochen von morgens bis zum späten Abend begleitet von riesigen Staubwolken durch die Gersten- und Weizenfelder gearbeitet hat, will Landwirt Peter Zillikens erst einmal abwarten. Das Handy mit den aktuellen Wetterdaten ist sein ständiger Begleiter. „Wir haben ja nur ein sehr schmales Zeitfenster. Man muss bedenken, dass unser gesamtes Jahreseinkommen daran hängt“, sagt der 57-jährige Sechtemer.

Die Qualität der Ernte ist unter anderem abhängig von der Korngröße und der Kornfeuchtigkeit. Besonders bei Letzterer gilt es, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Ist die Feuchtigkeit mit zehn Prozent sehr gering, besteht die Gefahr, dass das Korn bei der Ernte beschädigt wird. Mehr als 15 Prozent Feuchtigkeit sind jedoch auch nicht erlaubt, weil das Korn sonst bei der Lagerung verdirbt. Die Getreideernte läuft seit dem 28. Juni. Sechs Tage lang wurde zunächst die Gerste eingefahren, die der Landwirt auf 25 Prozent seiner Flächen anbaut.

Am 22. Juli startete die Weizenernte auf insgesamt 100 Hektar. Sie ist bereits zu 60 Prozent bewältigt. 15 bis 20 Hektar schafft der Mähdrescher, dessen Schneidwerk 7,60 Meter misst, pro Tag. In der Kabine, die über eine Klimaanlage verfügt, sitzt nicht immer Peter Zillikens. Oft ziehen in den Sommerferien auch die 15 und 18 Jahre alten Söhne ihre Bahnen durch die Weizenfelder.

Die Wetterextreme bekommt der Familienbetrieb deutlich zu spüren. „Durch die heißen, trockenen Sommer hat sich der Zeitpunkt der Getreideernte nach vorne verschoben“, berichtet Zillikens. Sonst sei man rund zwei Wochen später dran gewesen. Bei der Wintergerste, die früher in ihrer Entwicklung ist als der Weizen, verzeichnet der dreifache Vater, der mit seiner Familie in der Weißen Burg lebt, trotz der Trockenheit gute Erträge in guter Qualität. Beim später ausgesäten Weizen stimmt zwar die Quantität, die Qualität bewertet Zillikens jedoch nur als durchschnittlich.

Zu teure Bewässerung der Felder

Bei der „Affenhitze“ habe er allerdings Schlimmeres befürchtet, sagt er. Die Folgen des Wassermangels seien eine geringe Korngröße oder sogenannte „Kümmerkörner“, die nur noch als Futtermittel zu gebrauchen sind. Im Gegensatz zu vielen Kollegen verkauft er seine Ernte vor allem als Saatgut. Hier schaut die Landwirtschaftskammer in ihrem Saatgutlabor natürlich ganz genau hin.

Die ersten Proben der Wintergerste stehen bereits fertig verpackt auf seinem Schreibtisch. Für seine auf den restlichen Betriebsflächen angebauten Zuckerrüben wünscht sich Zillikens sehnlichst Wasser von oben. Eine Bewässerung der Felder wäre zu teuer. „Der Ertrag würde in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen.“ Jedoch müsse man schauen, wie die weitere Entwicklung sei.

Da es sich bei den Preisen für seine Ware um Tagespreise handelt, erinnert Zillikens manchmal an die Preiswechsel an der Tankstelle. Um mehr Sicherheit zu haben, schließt er mit dem Großhändler lieber Vorkontrakte ab, bei denen eine bestimmte Liefermenge zu einem festgelegten Preis vereinbart wird. Laut Landwirtschaftskammer liegt der aktuelle Preis für Brotweizen im südlichen Rheinland bei rund 160 Euro pro Tonne. Ist das Getreide eingefahren, ist die Arbeit übrigens noch lange nicht zu Ende. Schließlich müssen die rund 1500 Tonnen Korn in den vielen Silos sortiert und gereinigt werden, bis es Ende August an die Verpackung geht. Allein damit sind der Landwirt und seine Mitarbeiter noch einmal sechs Wochen beschäftigt.

Anfang Oktober steht dann die Zuckerrübenernte auf dem Programm. Kein Wunder, dass Sommerurlaub für die Zillikens seit jeher ein Fremdwort ist. Erholung findet die Familie zu einer anderen Jahreszeit. „Wir machen eben Winterurlaub.“

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