Chicken Masala trifft Reibekuchen So erlebt ein indischer Student Bornheim

Bornheim · Der Verein Experiment vermittelt ausländische Studenten wie den Inder Bhargav Joshi an Gastfamilien. Zwei Wochen hat er in Hersel verbracht - und eine Sache hat ihn an der Region besonders begeistert.

 Bhargav Joshi (Mitte) fühlt sich bei seinen Gasteltern Johanna und Gisbert Reichelt aus Hersel sehr wohl.

Bhargav Joshi (Mitte) fühlt sich bei seinen Gasteltern Johanna und Gisbert Reichelt aus Hersel sehr wohl.

Foto: Sonja Weber

Sich die Welt nach Hause holen und andere Kulturen in den eigenen vier Wänden erleben – diese Idee motiviert Johanna und Gisbert Reichelt aus Hersel seit Jahren, Studenten aus verschiedensten Winkeln der Erde bei sich aufzunehmen. Der Kontakt zum Austauschprogramm Experiment besteht seit langem, und etwa alle zwei Jahre nehmen sich die Eltern dreier erwachsener Kinder Zeit für einen Besucher aus einem fernen Land.

Nach Studenten aus den USA, China und der Elfenbeinküste genießt diesmal Bhargav Joshi aus der indischen Millionenstadt Nashik, nordöstlich von Mumbai gelegen, die Gastfreundschaft des Ehepaars. Der 23-Jährige hat ein Bachelorstudium am B. V. Bhoomaraddi College of Engineering and Technology im indischen Hubli-Dharwad absolviert. Nun möchte er sein Studium mit einem Master in Robotic Systems Engineering (Robotersystemtechnik) an der RWTH Aachen abschließen.

Ein Semester hat er in Aachen bereits studiert. Doch mit der deutschen Kultur und Sprache ist er bislang wenig in Kontakt gekommen. „Die Vorlesungen werden auf Englisch gehalten und im Studentenwohnheim bekommt man nicht viel mit“, erklärt Joshi. Also bewarb sich der zurückhaltende junge Mann bei Experiment um einen zweiwöchigen Aufenthalt in einer Gastfamilie. „Um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und Deutschland kennenzulernen, musste ich raus aus meiner Komfort-Zone“, sagt er.

Gemeinsames Kochen ist Pflicht

Für Familie Reichelt sind die Begegnungen mit den jungen Menschen immer interessant. „Ich finde es bereichernd, etwas über fremde Menschen und Kulturen zu lernen“, erklärt Gisbert Reichelt, der als Rentner selbst noch einmal in den Hörsaal zurückgekehrt ist. Neben seinem Englisch- und Kunstgeschichtsstudium unterstützt er als Seniorexperte bei der Initiative VerA Jugendliche in der Ausbildung. Zugleich betont der 66-Jährige, dass die Gaststudenten bei ihnen nicht „Deutschland“ kennenlernen könnten: „Die Studenten lernen die Reichelts kennen. Das ist nur ein kleiner, sehr individueller Ausschnitt der deutschen Kultur.“

Das gemeinsame Kochen gehört bei einem Besuch bei den Reichelts dazu. Während das Gastgeschenk des indischen Studenten mit Aachener Printen sehr deutsch ausfiel, entführte er seine Gastfamilie mit Chicken Masala kulinarisch doch in sein Heimatland. Im Gegenzug lernte er Bockwurst mit Kartoffelsalat und Reibekuchen kennen.

„Es geht nicht darum, unseren Gast permanent zu unterhalten. Er soll das ganz normale Leben mitbekommen“, sind sich die Reichelts einig. Auf dem Programm standen daher Ausflüge: nach Hersel, ins Haus der Geschichte, nach Bonn und zur Schwarzrheindorfer Doppelkirche. Die Weinberge an der Ahr erinnerten den Gast an seine Heimat, in der ebenfalls Wein angebaut wird. Am besten gefiel dem sportbegeisterten jungen Mann aber der Besuch eines Spiels der Telekom Baskets.

Gut gefallen hat ihm bei seiner Gastfamilie vor allem der strukturierte Tagesablauf. „Das würde ich gerne übernehmen, denn das ist bei uns zu Hause ganz anders.“ Mit vielen neuen Eindrücken nimmt Joshi nun sein Studium wieder auf – und wird seine Herseler Gastfamilie sicherlich in guter Erinnerung behalten.

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