Traditionsgeschäfte in der Region So entstand Bornheims einziger Spielzeugladen

Bornheim · Seit 1960 betreibt Christa Paffenholz Bornheims einzigen Spielzeugladen. Den Wunsch, Spielzeug zu verkaufen, hatte die heute 81-Jährige schon als kleines Mädchen.

 Christa und Franz Paffenholz im Spiel- und Schreibwarenladen an der Königstraße.

Christa und Franz Paffenholz im Spiel- und Schreibwarenladen an der Königstraße.

Foto: Stefan Hermes

Seit bald 120 Jahren gibt es das Haus Königstraße Nummer 82. Bis heute ist es eine erste Adresse in Bornheim, wenn es um Drucksachen geht. Was Robert Utsch und Franz Farnschläder Anfang des 20. Jahrhunderts mit kleiner Handdruckpresse begonnen hatten, setzten Helene und Franz Back noch bis 1960 fort. Dann übernahm Franz Paffenholz, der seine Lehre als Buchdrucker bei der Bonner Universitätsdruckerei beendet hatte, die damals noch kleine Druckerei, die heute von seinem Sohn Franz junior mit moderner Technik in die Zukunft geführt wird.

Während Vater Franz 1960 noch an der mechanischen Druckpresse bis zu 500 Drucke pro Stunde von Hand herstellte, begann seine Frau Christa, das kleine Ladengeschäft der Helene Back fortzuführen, das nur ein kleines Schaufenster zur Königstraße hatte.

„Zunächst gab es bei mir nur Schreibwaren, Devotionalien und den ganzen kleinen Klimbim, den schon Fräulein Back in ihrem Laden hatte“, erinnert sich Christa Paffenholz (81) heute an das Jahr 1963, in dem ihr Ladengeschäft zum ersten Mal umgebaut und vergrößert wurde.

Das war auch die Zeit, in der sie einer Dame begegnete, die ihr als Kind schon von der Waldorfer Kirmes her mit einem Stand voller kleiner Spielzeuge bekannt war. „Die Kirmesfrau verriet mir mit dem Bonner Großhändler Kyrr ihre Einkaufsadresse“, so Paffenholz. Mit ihrem ausgeprägtem Geschäftssinn und großer Tasche saß Paffenholz kurze Zeit später in der Vorgebirgsbahn nach Bonn und kaufte die ersten Spielzeuge für ihren Laden ein.

„Das war das, was ich schon als Kind auf der Kirmes bewunderte: kleine Geduldspiele, Seifenblasen oder auch Luftrüssel, die man aufblasen konnte“, lacht Christa Paffenholz. „Doch es war nie einfach“, fasst sie dann nachdenklich zusammen.

Sie und ihr Mann hätten immer sehr, sehr viel arbeiten müssen. Doch es habe ihnen auch immer Freude gemacht, mit Menschen zu arbeiten. So muss es auch bei ihrem Mann gewesen sein. Die Lehrlinge in seinem Betrieb blieben meist bis zur Rente bei ihm.

Heute sind es zwölf Angestellte, die in dem großzügigen Neubau der Druckerei, der direkt hinter dem Ladengeschäft anschließt, mit Sohn Franz arbeiten – nur durch eine Grotte mit Marienstatue voneinander getrennt, die noch aus der Zeit des Devotionalienhandels von Helene Back stammt.

„Die Heiligenfiguren konnte man ja nicht weggeben“, sagt die 81-Jährige, die sich heute noch an einer großen Joseffigur neben der an Lourdes erinnernden Grotte und einer Skulptur des Hl. Antonius erfreut, der als Schutzheiliger dafür sorgt, dass sich im Hause Paffenholz Verlorenes wiederfindet.

Seit einem häuslichen Treppensturz ist Christa Paffenholz auf den Rollstuhl angewiesen. Seit 28 Jahren kann sie ihr Ladengeschäft nur noch mit Hilfe eines Treppenlifts aus dem ersten Stock des Hauses erreichen. Doch sie ist immer noch aktiv. Auch wenn inzwischen ihr Sohn Franz die Geschäftsführung und Monika Wiese sowie Martina Muhr den Betrieb im Laden übernommen haben, weiß Christa Paffenholz von den Problemen zu berichten, die das Internet auch ihrem Geschäft zufügt.

Sohn Franz erklärt, dass gerade der Bedarf an Saisonartikeln, von denen das Geschäft seiner Mutter viele Jahre lang profitierte, immer häufiger durch die Discounter und die großen Einkaufszentren, die auch Bornheim allseits flankieren, abgedeckt werde. Früher habe seine Mutter noch zu Silvester Raketen sowie Böller und zu Karneval Hüte und dergleichen verkauft, heute übernehmen die Märkte zudem auch das Oster- und das Kommunionsgeschäft.

Und zu Schulbeginn stapelten sich die Schreibwaren auch außerhalb des Fachhandels. Trotzdem fasst Christa Paffenholz voller Überzeugung und Lebenslust zusammen: „Ich habe nichts falsch gemacht. Ich liebe die Leute, mein Geschäft und auch die Druckerei.“ Dass ihre große Liebe und Freude daneben ihren acht Enkeln gilt, hatte sie schon ganz zu Anfang des Zusammentreffens erzählt.

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