Ehrenamtler bei den Bonner Werkstätten „Sie sind eine spürbare Entlastung“

Bornheim-Hersel · Lesen, Karten spielen oder einfach nur reden: Ehrenamtliche Helfer unterstützen die Mitarbeiter der Bonner Werkstätten in den Werken in Hersel, Beuel und Meckenheim.

 Ehrenamtliche gesucht: (v.l.) Britta Lesch (Bonner Werkstätten), Hans Ulrich Lellek (Elternbeirat), Mitarbeiterin Manuela Ross, Elke Adomeit (Werkstattrat) und die ehrenamtliche Helferin Renate Schmoll brauchen Verstärkung.

Ehrenamtliche gesucht: (v.l.) Britta Lesch (Bonner Werkstätten), Hans Ulrich Lellek (Elternbeirat), Mitarbeiterin Manuela Ross, Elke Adomeit (Werkstattrat) und die ehrenamtliche Helferin Renate Schmoll brauchen Verstärkung.

Foto: Axel Vogel

Wenn Renate Schmoll in die Bonner Werkstätten der Lebenshilfe nach Hersel kommt, strahlt Manuela Ross übers ganze Gesicht. Denn die 22-jährige mehrfachbehinderte Rollstuhlfahrerin hat in der Bonnerin in den vergangenen Monaten so etwas wie eine ältere Freundin gefunden, mit der sie reden und Spaß haben kann. Seit einem halben Jahr unterstützt die 63-jährige Ehrenamtliche jeden Dienstag für zwei Stunden die Heilpädagogen bei der Gestaltung der Mittagspause für die dort arbeitenden Mitarbeiter mit Handicap.

Schmoll macht es großen Spaß, dabei zu sehen, „wie sich jeder Einzelne weiterentwickelt, zu erleben, dass der andere Spaß hat und dass man helfen kann“. Die 63-Jährige ist eine von acht Ehrenamtlichen zwischen 19 und Mitte 60, die in den vergangenen zwei Jahren in den drei Werken der Bonner Werkstätten in Hersel, Beuel und Meckenheim den hauptamtlichen Betreuern bei der Vielzahl ihrer Aufgaben zur Seite stehen.

1110 Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Graden der Behinderung sind von 8.10 bis 16 Uhr in verschiedenen Bereichen wie Elektronik, Druckerei, E-Recycling, Metallverarbeitung, Näherei und Verpackung in den drei Werken tätig. In der einstündigen Mittagspause werden dann Aktivitäten wie Schach, Lesen, Gesellschaftsspiele, Stricken oder Kartenspielen angeboten. Manchmal reicht auch ein offenes Ohr, weil ein Mitarbeiter sich beruflich geärgert hat oder sich einfach mal austauschen möchte.

„Die Ehrenamtlichen sind für uns zusätzliche Augen, Hände und Ohren. Im Sommer setzen sich viele der Mitarbeiter nach draußen. Aber im Winter sind bei uns die Gruppentreffen rappelvoll. Die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen ist für uns eine spürbare Entlastung“, betont Heilpädagogin Claudia Hoffmann (52).

Für Britta Lesch, bei den Bonner Werkstätten unter anderem zuständig für die Beratung von Eltern, Angehörigen, Betreuern und Ehrenamtlichen, ist es eine Win-win-Situation. „Wir möchten, dass uns Menschen von außen kontaktieren, unsere Mitarbeiter kennenlernen und wir in der Öffentlichkeit präsenter werden. Sie bereichern mit ihren Fähigkeiten den Alltag in der Werkstatt. Und die Ehrenamtlichen erleben die Freude der Begegnung.“

Die hauptamtlichen Kollegen stehen mit Rat und Tat zur Seite

Auch der Beueler Rentner Günter Blodru interessiert sich für eine Tätigkeit in den Werkstätten. Der 76-Jährige informierte sich jetzt über Möglichkeiten, wie er sich einbringen kann. Er arbeitete früher in der Holz- und Metallwerkstatt des Neurologischen Rehabilitationszentrums „Godeshöhe“ und hat nun „ein wenig Zeit“. Blodru: „Die Kinder sind aus dem Haus, und ich möchte etwas tun.“

Hauptamtliche wie Claudia Hoffmann stehen ihren ehrenamtlichen Kollegen in jeder Situation mit Rat und Tat zur Seite. Alle drei Monate treffen sich die Ehrenamtlichen zur Reflexion. Dann kommen Themen wie eine bestimmte Behinderung oder das Angebot eines Erste-Hilfe-Kurses zur Sprache. Die neuen Ehrenamtlichen sind nicht die Einzigen, die unentgeltlich die Arbeit der Bonner Werkstätten unterstützen. Auch die insgesamt 13 Mitglieder des Elternbeirates und des Aufsichtsrates helfen in den drei Werken, wo und wie sie können.

„Aber mit den neuen Freiwilligen engagieren sich überwiegend Menschen, die bisher keine Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung hatten“, freut sich Lesch. Sie hofft, durch weitere Freiwillige die Angebotspalette zu erweitern. Denn auch während der Arbeitszeit bieten die Werkstätten begleitende und unterstützende Maßnahmen wie Fußballtraining, Tanzen, Schwimmen oder einen Kursus im Lesen, Schreiben, Rechnen, Hockey oder Kick-Boxen an.

„Durch die Ehrenamtlichen gibt es immer Ansprechpartner, wenn die Gruppe größer ist.Das finde ich gut“, zieht Elke Adomeit, zweite Vorsitzende des Werkstattrates, die selbst nicht in den Werkstätten arbeitet, sondern einen Außenarbeitsplatz bei DSG-Canusa in Rheinbach hat, Bilanz. Die Ehrenamtlichen verteilen sich auf die unterschiedlichen Werke.

So schenken in Hersel vier, in Beuel und Meckenheim jeweils zwei Freiwillige den Mitarbeitern ein wenig ihrer Zeit.

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