Haltestellenumbau in Bornheim Senioren fordern Barrierefreiheit der Linie 16

Bornheim-Hersel · Sie wollen auch im Alter mobil und unabhängig bleiben: Bei einer Demo in Hersel fordern 50 Senioren den Umbau der Bornheimer Haltestellen.

 Kein Kinderspiel: Viele Menschen – wie hier in Hersel – haben Probleme beim Ein- und Ausstieg in die Wagen der Linie 16.

Kein Kinderspiel: Viele Menschen – wie hier in Hersel – haben Probleme beim Ein- und Ausstieg in die Wagen der Linie 16.

Foto: Christoph Meurer

Protest kennt keine Altersgrenze: Rund 50 Seniorinnen und Senioren aus den Bornheimer Rheinorten waren am Donnerstagvormittag an die Haltestelle der Stadtbahnlinie 16 nach Hersel gekommen. Mit Plakaten, Rufen und Klatschen demonstrierten sie für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen der Linie 16 in Hersel, Uedorf und Widdig. Bekanntlich ist das seit Langem ein Thema, passiert ist allerdings noch nichts.

Es müsse sich aber endlich etwas tun, sagte Gabriela Knütter, Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Bornheim, der zu der Demonstration aufgerufen hatte. Damit aber nicht genug. „Bis die Stationen barrierefrei gestaltet sind, wollen wir in einem Wagen jeder Linie 16 Fahrgastbetreuer“, so Knütter. Die Wagen mit den Betreuern sollten besonders gekennzeichnet sein. Die Betreuer könnten Senioren, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit einer Behinderung beim Ein- und Ausstieg helfen. Auf die Idee sei sie gekommen, als sie im Sommer in Stralsund war, berichtete Knütter. Dort habe sie in einem Bus eine solche Fahrgastbetreuerin gesehen.

Stürze beim Ein- oder Aussteigen

Gerda Gille war mit ihrem Mann Hermann aus Widdig zu der Demo gekommen. Gille ist die örtliche Seniorenbeirätin, ihr Mann auf einen Rollator angewiesen. Damit alleine in die Bahn zu kommen sei sehr schwierig, berichtete er. „Und mit einem Kinderwagen ist das genauso“, sagte er weiter. Problematisch sei vor allem der Ausstieg, ergänzte Gerda Gille. Dabei würden sich Senioren oft vertreten und mitunter hinfallen. Ursula Klein, Seniorenbeirätin aus Uedorf, sah das ähnlich. Die Menschen seien darauf angewiesen, nach Hersel zum Einkaufen zu kommen. Auch sie habe schon diverse Mitteilungen erhalten, dass Senioren beim Ein- oder Aussteigen gestürzt seien.

Hersels Ortsvorsteher und Seniorenbeiratsmitglied Franz-Josef Fassbender ärgerte sich über das Vorgehen der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK). Die HGK betreibt das Netz der Linie 16 zwischen dem Kölner Süden und der Stadtgrenze zu Bonn und ist somit auch für die Haltestellen in den Bornheimer Rheinorten zuständig. Fassbender erinnerte an ein rund zwei Jahre zurückliegendes Gespräch zwischen den Ortsvorstehern von Hersel, Uedorf, Widdig sowie Wesseling-Urfeld und Vertretern der HGK. Damals sei keine Rede davon gewesen, dass möglicherweise wieder Güterzüge über die Stadtbahngleise fahren. „Die Barrierefreiheit muss dringend geregelt werden“, mahnte Fassbender.

In der Tat spielt die Güterverkehrsoption dabei eine Rolle. Überraschend hatte vor einiger Zeit die Nachricht die Runde gemacht, dass eventuell wieder Güterzüge die Gleise befahren sollen (der GA berichtete). Das ist für den barrierefreien Hochbau der Haltestellen insofern ein Problem, als dass Güterzüge breiter als Stadtbahnwagen sind.

Wie berichtet, hat die HGK ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Möglichkeiten und Kosten auszuloten, wie Barrierefreiheit und Güterverkehr zusammen funktionieren kann.

Zuständige HGK will im Oktober eine Machbarkeitsstudie vorlegen

HGK-Sprecher Christian Lorenz war als Gesprächspartner nach Hersel gekommen. Die HGK gehe davon aus, dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im Oktober vorliegen, sagte er. Man sei nicht unbedingt daran interessiert, Güterverkehr über die Strecke fahren zu lassen. „Zumindest die Option muss aber geprüft werden.“ Wenn andere Verkehrsunternehmen das möchten, wolle man gesprächsbereit sein. Zugleich betonte der HGK-Sprecher: „Priorität hat der Ausbau der Bahnsteige.“

Die Forderung des Seniorenbeirats nach Fahrgastbetreuern musste Lorenz deshalb zurückweisen, weil das in die Verantwortung der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und der Stadtwerke Bonn (SWB) fällt. Schließlich wird die Linie 16 in Kooperation von KVB und SWB gefahren.

Auf Anfrage des General-Anzeigers sagte SWB-Sprecherin Veronika John, dass Barrierefreiheit ein wichtiger Aspekt im Nahverkehr sei. Es gehe um Teilhabe, das Anliegen des Seniorenbeirats sei berechtigt. Die Einrichtung von Fahrgastbetreuern müsste allerdings geprüft werden, die Umsetzung sei schwierig, meinte die Stadtwerkesprecherin.

KVB-Sprecher Matthias Pesch erläuterte auf Anfrage, dass die KVB grundsätzlich für den Betrieb der Strecke bis zur Bonner Stadtgrenze zuständig sei. Man habe Verständnis für das Anliegen aus Bornheim, es sei aber aus personellen Kapazitäten nicht leistbar, Servicemitarbeiter für Haltestellen weit hinter der Kölner Stadtgrenze über einen längeren Zeitraum einzusetzen.

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