Projekt "Seniorenfreundliches Bornheim" Senioren ärgern sich über die Stadt

BORNHEIM · Die Liste der Stadtverwaltung ist fünfeinhalb Seiten lang, weist mehr als 50 Punkte zum Projekt "Seniorenfreundliches Bornheim" penibel aus und sorgt für viel Verdruss beim Seniorenbeirat der Stadt.

 Der Vorstand des Seniorenbeirats Bornheim: (von links) Madeleine Will, Volker Lederer und Gabriela Knütter bemängeln unter anderem, dass es an der Bonner Straße an der Rückseite des Wohnstifts Beethoven keinen Zebrastreifen gibt.

Der Vorstand des Seniorenbeirats Bornheim: (von links) Madeleine Will, Volker Lederer und Gabriela Knütter bemängeln unter anderem, dass es an der Bonner Straße an der Rückseite des Wohnstifts Beethoven keinen Zebrastreifen gibt.

Foto: Roland Kohls

"Vieles ist noch nicht erledigt", sagt Volker Lederer, einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats. Verständnis dafür hat er wenig. "Immerhin vertreten wir ein Fünftel der Bevölkerung von Bornheim." Auf der Agenda steht das Thema in der Tat schon seit Längerem. In der vergangenen Wahlperiode hatte der Seniorenbeirat Begehungen in allen 14 Bornheimer Ortschaften und den Seniorenheimen initiiert und durchgeführt.

Das Ergebnis lag im Mai 2013 vor: eine lange Liste mit Missständen, die das Leben aus Sicht des Beirats für Senioren erschweren - darunter fehlende Zebrastreifen, fehlende Straßenbeleuchtung, Stolperfallen durch Schlaglöcher oder Wurzeln, aber auch zu hohe Bordsteine, die mit Rollator oder Rollstuhl nicht bewältigt werden können. "Ein seniorenfreundliches Bornheim fängt in der Öffentlichkeit an", erläutert Lederer. Daher sei bei den Ortsbegehungen auch ein "erhebliches Paket" an Problemen herausgekommen, fügt er hinzu. Aus diesem Grund wurden die Probleme auch zusammengefasst und nach Dringlichkeit sortiert.

Seit Herbst 2013 beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit der Liste des Seniorenbeirats. Und wer sie sich einmal durchliest, stellt fest, dass bereits einiges von ihr abgearbeitet wurde. So hat der Stadtbetrieb Bornheim an vielen Stellen durch Wurzeln, Schlaglöcher oder lose Platten bedingte Stolperfallen beseitigt: beispielsweise in der Richard-Piel-Straße in Hersel, in der Von-Weichs-Straße in Rösberg, in der Sechtemer Wendelinusstraße oder in der Römerstraße in Widdig.

Anders sieht es etwa bei Bordsteinen aus, die für Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl zu hoch sind. Hier schreibt die Stadtverwaltung in der Sachstandsliste, "dass alle weiteren beantragten Maßnahmen über die erledigten Verkehrssicherungsmaßnahmen hinausgehen und es sich folglich um Investitionsmaßnahmen handelt."

Es geht also ums Geld. Und damit muss die Stadt Bornheim im Haushaltssicherungskonzept besonders gut wirtschaften. Daher gebe es mit Blick auf die Haushaltslage einen finanziellen Deckel von 2,5 bis drei Millionen Euro pro Jahr für sämtliche Tiefbaumaßnahmen, sagt Bürgermeister Wolfgang Henseler. So gebe es generell immer mehr zu tun als die Stadt umsetzen könne. Aus diesem Grund könnten auch die Forderungen des Seniorenbeirats nur sukzessive abgearbeitet werden, fügt Henseler hinzu. Zugleich betont er: "Wir sind dran."

Allerdings verweist Henseler auch auf die personelle Situation. So sei eine Ingenieursstelle im Tiefbaubereich aktuell nicht besetzt, weil kein geeignetes Fachpersonal gefunden werden konnte. Die Stelle werde nun neu ausgeschrieben. Somit bedinge sich auch der Sachstand beim "seniorenfreundlichen Bornheim" sowohl an der Arbeitskapazität als auch am Geld.

"Geld ist ein Totschlagargument", findet Volker Lederer. "Wenn wir auch kein Geld haben, haben wir doch einen Kopf, um uns Dinge zu überlegen", fügt er hinzu. Das sieht der Bürgermeister ähnlich. Wenn er an der nächsten Sitzung des Seniorenbeirats (siehe Kasten) teilnehme, könne man gemeinsam bei einzelnen Problemen über Alternativen nachdenken, die vielleicht keine hundertprozentige Lösung brächten, aber schon eine Erleichterung.

In allen Fällen wäre es aber auch damit nicht getan. Denn manchmal liegen die Vorstellungen von Verwaltung und Seniorenbeirat auch weit auseinander. So wünscht sich der Beirat etwa einen Zebrastreifen zur Verkehrsinsel auf der Bonner Straße hinter dem Seniorenheim "Wohnstift Beethoven".

Die Verwaltung weist in der Sachstandsliste wiederum darauf hin, dass man nach einem straßenrechtlichen Anhörungsverfahren davon absehe, weil "in zumutbarer Entfernung", an der Einmündung zur Adenauerallee sowie am Kreisverkehr zur Königstraße, sichere "Querungsmöglichkeiten" bestünden. Das sieht die Beiratsvorsitzende Gabriela Knütter hingegen anders: "Für alte Beine ist das viel zu weit."

Henseler beim Beirat

In der nächsten Sitzung des Seniorenbeirats der Stadt Bornheim wird auch Bürgermeister Wolfgang Henseler anwesend sein. Wie er sagt, habe er seine Teilnahme angeboten, um sich den Fragen der Beiratsmitglieder zu stellen - auch zum Sachstand des Projekts "Seniorenfreundliches Bornheim". Die öffentliche Sitzung findet am Donnerstag, 23. April, im Raum 1.21 des Jugendamtes der Stadt Bornheim, Brunnenallee 31, statt. Beginn ist um 16 Uhr.

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