Das Luise-Mittermaier-Haus der Lebenshilfe Bonn feiert runden Geburtstag Seit 40 Jahren Heimstätte für Behinderte

BORNHEIM-HERSEL · Das Luise-Mittermeier-Haus in Hersel ist für die Menschen, die dort wohnen, mehr als nur ein Wohnheim. Für die 24 Männer und Frauen mit geistiger Behinderung ist es eher ein Zuhause, wohnen doch viele von ihnen schon seit Jahrzehnten dort.

 Seit 40 Jahren besteht das Luise-Mittlermaier-Haus der Lebenshilfe in Hersel, in dem 24 Menschen mit geistiger Behinderung leben und von Susanne Steuber (4. v. l.) und ihrem Team betreut werden.

Seit 40 Jahren besteht das Luise-Mittlermaier-Haus der Lebenshilfe in Hersel, in dem 24 Menschen mit geistiger Behinderung leben und von Susanne Steuber (4. v. l.) und ihrem Team betreut werden.

Foto: Axel Vogel

So zum Beispiel Katharina Bürvenich (71) oder Horst Kolbitz (62), die seit 1975 im Haus Gartenstraße 47 leben. Beide haben die Veränderungen des Hauses durch die Jahrzehnte miterlebt. Als erstes Wohnhaus der Bonner Lebenshilfe wurde es 1975 für Erwachsene mit geistiger Behinderung gebaut. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat das Haus einiges an Um- und Anbauten sowie an internen Strukturveränderungen mitgemacht.

Einen Einblick in die Entstehung und die Entwicklung des Wohnhauses im Zuge der 40 Jahre Zeitgeschichte geben die Bewohner und ihre Betreuer beim Sommerfest am 8. August, 14 Uhr, den rund 250 geladenen Gästen.

In den verschiedenen Räumen, die jeweils unter dem Motto der 70er, 80er, 90er und 2000er Jahre stehen werden, erinnern dann Dokumente an Persönlichkeiten jener Zeit, entsprechende Musik soll den Besuchern das Lebensgefühl jener Epochen vermitteln.

Wolfgang Theodor Abelen, erster Vorsitzender des Bewohnerbeirates, ist bei der Organisation der Festivitäten federführend eingebunden. "Wir haben bei den Bewohnern mehrere Gruppen gebildet. Jeder beschäftigt sich mit einem Jahrzehnt. Und da sind wir mitten in den Vorbereitungen", erklärte der 61-Jährige, der seit 1983 ein Zimmer im Luise-Mitttermaier-Haus bewohnt.

Neuerungen hier und da hat er mitgemacht. So fand für ihn die größte Veränderung im Jahr 2007 statt, als mehr als die Hälfte der damals 41 Bewohner in das zu jener Zeit neuerbaute Marga-Loenertz-Wohnhaus in der Herseler Rheinstraße 13 umzogen und das Haus an der Gartenstraße mit nur noch 17 Bewohnern "ziemlich leer war".

Für die Leitung der Lebenshilfe war es in jenem Jahr fraglich, ob das Haus weiterbestehen würde. Man entschied sich schließlich für die Modernisierung des Gebäudes. Die bisherigen Doppelzimmer wurden in Einzelzimmer und Appartements umgewandelt.

Im vorderen Teil des Gebäudes entstand 2013 das Begegnungszentrum "Das Luise". Das Haus erhielt ein neues Dach und moderne offene Gruppenküchen. Aufgeteilt in vier kleine Wohneinheiten mit offener Küche können sich die 24 Frauen und Männer jederzeit selbst versorgen.

Die Einrichtung spiegelt den jeweiligen Geschmack der Bewohner wider. So wie bei Abelen, der im Dachgeschoss ein kleines Appartement bewohnt. Das Zimmer hat er Marineblau streichen lassen, die Wände zieren Urkunden des Fischervereins. Aus Bonn-Endenich stammend, fühlt sich Abelen mittlerweile als Herseler. Wie er sind sämtliche Bewohner des Hauses in das Dorfleben integriert.

Das sah anfangs nicht so aus. Denn Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre war die Einrichtung eines Wohnhauses für Menschen mit geistiger Behinderung etwas Neues. Von den ersten Überlegungen 1966 über die Sicherstellung einer Finanzierung bis zum Einzug der ersten Bewohner vergingen deshalb acht Jahre.

Einige betroffene Eltern wie die in Hersel ansässige Familie Kramer und Otto Neumann aus Bonn brachten das Konzept eines Wohnhauses für behinderte Erwachsene mit Engagement voran. "40 Jahre, das ist schon eine echt lange Zeit - gemessen an einem Menschenleben. Ich selbst bin seit mehr als 25 Jahren Mitarbeiterin im Luise-Mittermaier-Haus. Manchmal erschreckt mich das ein bisschen.

Aber dann kommt solch ein Gefühl der Verbundenheit auf. Wir sind hier eine Gemeinschaft und leben das auch", erklärte die 52-jährige Susanne Steuber, Leiterin des Luise-Mittermaier-Hauses.

Abelen ist an der Gartenstraße schon seit Jahren daheim. "Meine 90-jährige Mutter in Endenich besuche ich regelmäßig. Aber hier habe ich meine Freunde". Er gehört mit seinen 61 Jahren dem sogenannten "Mittelalter" im Wohnhaus an.

Die Altersspanne der Bewohner reicht von der 20 Jahre alten Ina Kerzmann bis zum 74-jährigen Hans Görges. "Die Interessen der unterschiedlichen Altersklassen sind verschieden. Da muss man auch verschiedene Freizeitaktivitäten anbieten", so Steuber. Dazu gehören auch die Vorbereitungen der Festivitäten für das Sommerfest. "Und da gibt es noch viel zu tun", so Abelen.

Luise Mittermaier

Luise Mittermaier, engagierte Mutter eines Sohnes mit Down-Syndrom aus Bad Homburg, gehörte 1958 gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern geistig behinderter Kinder und Fachleuten, zu den Gründungsmitgliedern der Lebenshilfe. 1959 wurde die Lebenshilfe Bonn gegründet. Heute sind 450 hauptamtliche Mitarbeiter bei der Lebenshilfe Bonn beschäftigt, der Vorstand arbeitet ehrenamtlich. Der Verein hat mehr als 720 Mitglieder. Die Lebenshilfe ist zu einer zentralen Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen in Bonn und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis geworden. Sie ist Elternvereinigung, Fachverband und Trägerin von Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung.

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